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146 begab man sich zum Hotel „Zum Mohren" zurück, wo um ^5 Uhr die Vortragsversamm lung begann. Nach Begrüßung der zahlreich Erschienenen durch den stellvertretenden Vor sitzenden des Bezirks-Obstbauvereins, Herrn Bürgermeister Schröter-Froburg, erhielt Herr Ökonomierat Garke-Wittgendorf das Wort zu seinem Vortrage über „Anbau und Verwertung der heimischen Obstarten in landwirtschaftlichen Betrieben". Der Referent wies darauf hin, daß der Obstbau an den verschiedensten Orten be trieben werden kann. Sehr häufig findet man Bergabhänge mit Obstbäumen bepflanzt, ohne jede Vorbereitung dürfte dies die schlechteste Lage sein, da zunächst das Wasser den Berg schnell hinabläuft. In den Grasgärten haben die Obstbäume in den allermeisten Fällen einen schlechten Stand, da hier oft jahrhundertelang Obstbau auf einer Stelle betrieben wird und die Düngung auch nur eine einseitige ist. Günstiger für den Obstbau sind die Straßen. Den günstigsten Stand finden wir bei dem feldmäßigen Anbau. Durch den Anbau landwirtschaftlicher Kulturpflanzen wird der Boden genügend ge lockert und stehen dem Baume bei richtiger Düngung auch genügend Nährstoffe zur Ver fügung. Das erzeugte Obst bringen wir durch Obstausstellungen und Obstmärkte in den Handel. Bei Obstausstellungen sollte man im allgemeinen von dem Tellersystem absehen, da das kauflustige Publikum sehr leicht einen falschen Eindruck von der Ware bekommt. Man verpacke das Obst in Körben von 10—20 Pfund, so daß der Käufer das Obst sofort mitnehmen kann. Die Obst märkte sind ebenfalls für den Abfatz sehr ge eignet. Man gewöhne sich daran, nur gutes Obst auf den Markt zu bringen, alsdann werden die Verkäufer willige Käufer finden. Am Schluffe feines überaus lehrreichen Vortrags empfahl der Referent dem Obstzüchter zum Prinzip: „Viel und gut und das Gute fchön." Nach einer kurzen Pause folgte eine sehr lebhafte Aussprache, die für manchen Obstzüchter von großem Nutzen war. Nachdem der Leiter der Versammlung für alles Gesehene und Gehörte allen Beteiligten gedankt hatte, ehrte man den Vortragenden durch Erheben von den Plätzen. Gegen 7 Uhr fand die Versammlung ihr Ende. Bezirks-Obstbauverein Grofzenhem. Am Sonnabend den 30. September früh 9 Uhr fand durch den Vorsitzenden des Großen hainer Bezirks-Obstbauvereins, Herrn Amts hauptmann vr. Uhlemann, die Eröffnung der hiesigen Obst-Ausstellung statt. Zugegen bei dieser Feierlichkeit waren Herr Bürgermeister Richter mit einigen anderen Herren der Stadt vertretung, Gemeindevorstände aus der Umgegend, wie sich auch sonst noch Damen und Herren aus Stadt und Land hierzu eingefunden hatten. Der Herr Vorsitzende, von der Bedeutung des Obstbaues ausgehend, dankte allen denen, die für das Zustandekommen der Ausstellung ge wirkt, die dieselbe beschickt und hierzu auch Preise gestiftet hatten. Seine Schlußworte gipfelten in einem Hoch auf Se. Majestät unsern all verehrten König Friedrich August. Hierauf er griff Herr Bürgermeister Richter das Wort, seiner Freude Ausdruck gebend, daß der Vor stand des Bezirks-Obstbauvereins der Stadt Radeburg wieder einmal Gelegenheit böte, eine derartige Ausstellung haben zu können; darum gebühre herzlichster Dank in erster Linie dem Herrn Vorsitzenden des Vereins, wie auch Herrn Gartenbau-Inspektor Braunbart, den Herren Preisrichtern, kurz allen, die der guten Sache hilfreiche Hand geleistet hätten. Der Ausstellung guten Erfolg wünschend, schloß Herr Bürger meister Richter seine Ausführungen. Die Aus stellung, für dieses Jahr fast die einzige im Sachsenlande, war wider Erwarten sehr reich beschickt; auf 1047 Tellern prangten die herr lichsten Früchte. Einsender dieses erinnert hierbei nur an die wunderbaren Sachen der Stadt gärtnerei Großenhain. Der Leiter derselben, Herr Pollmer, wurde darum auch für seine herrlichen Früchte mit einem ersten Preise, einem Doppelbesteck, gestiftet von der Stadt Radeburg, bedacht. Nicht minder prächtig waren die Aus stellungen des Ritterguts Berbisdorf, wie der Gemeinde Frauenhain und des Herrn Amts straßenmeisters Thiele-Radeburg, weshalb auch diese mit Preisen, und zwar erstere mit der silbernen Medaille des Landes-Obstbauvereins, die andere mit dem Ehrenpreise der Stadt Großenhain (eine Leiter) und die letztere mit dem von den Radeburger Mitgliedern des Be zirks-Obstbauvereins gestifteten Ehrenpreise (ein Barometer), ausgezeichnet wurden. An Preisen wurden ferner zuerkannt: 1) in Preisaufgabe 1 (vorzügliche Tafeläpfel in 5 Sorten ä, 5 Stück) n. Herrn Arthur Boden-Berbisdorf (1 bronzene Medaille des Landes-Obstbauvereins), b. Herrn Revierförster Zimmer-Radeburg (Ehrenpreis des Herrn M.Mitscherling-Radeburg: silberne Schale), o. Herrn Ökonomierat Kühn-Niederrödern (Diplom des Bezirks-Obstbauvereins!. 2) in Preisaufgabe 2 (vorzügliche Tafelbirnen in 5 Sorten ä 5 Stück) g.. Herrn W. Schaale-Thiendorf (Preis des Bezirks-Obstbauvereins: Jnsekten- handspritze), b. Herrn Straßenwärter Richter- Radeburg (2. Ehrenpreis der Stadt Radeburg: ein Kaffeeservice), 6. Herrn Hommel-Thiendorf, Herrn Max Mitscherling-Radeburg (je ein Diplom des Bezirks-Obstbauvereins). 3) in Preisauf gabe 3 (beste Sammlung von Wirtschaftsäpfeln) n. Herrn Ökonomierat Bahrmann-Taufcha (Diplom des Landes-Obstbauvereins), b. Herrn Osw.