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144 das geringe Absorptionsvermögen für Nährstoffe und ihre Neigung, schnell auszutrocknen. Bei Massenkulturen ersetzt man daher die Heideerde durch Lauberde, die obige Nachteile in geringerem Maße besitzt, aber im reinen Zustande der Ge fahr des starken Austrocknens auch noch sehr ausgesetzt ist. Daher verwendet man diese durch Verwesung von Laub und dünnen Zweigen entstandene Erde nicht im reinen Zustande, sondern mischt, je nach Bedürfnis, Mistbeeterde (also verwesten tierischen Dünger) und Lehm bei. In dem Augenblicke, wo wir eine starke und für die Dauer erhaltbare Durchlüftbarkeit des Bodens als eines der hauptsächlichsten Erforder nisse der Topfkultur anerkannt haben, ist auch die noch vielfach ventilierte Streitfrage ent schieden, ob gesiebte oder ungesiebte Erden zu verwenden sind. Durch das Sieben bringen wir nur feine Bodenpartikelchen zur Verwendung; damit verringern wir die Größe der Boden- zwischeuräume, erhöhen die wafserhaltende Kraft, begünstigen das Verschlemmen und Abschließen der Wurzeln vom atmosphärischen Sauerstoff. Diesen Gefahren steht gar kein Vorteil gegen über; denn der Einwand, daß in einer dicht liegenden, feinen Erde mehr Nährstoffkapital den Wurzeln geboten wird als da, wo zwischen größeren Stücken sich sehr große Lücken befinden, ist schon darum hinfällig, weil wir durch einen einzigen Dungguß viel mehr lösliche Nahrungs stoffe den Wurzeln zuführen, als in der etwa Nurklich fehlenden Erdmenge geliefert werden könnte. Man verwende daher bei allen Kulturen ungesiebte (also nur mit der Hand zerriebene) Erden. Wir haben aber oben gesagt, daß noch ein zweiter Punkt, gegen den gerade jetzt sehr viel gesündigt wird, bei der Topskultur die höchste Beachtung verdient, und dies ist die richtige Be urteilung der Konzentration der Nährstofflösung, welche einer Pflanzenwurzel im Boden geboten wirv. Das Wasser, das sich in den Boden räumen aufhält, ist beladen mit mehr oder weniger Nährstoffen, die es auf seinem Wege zur Pflanzen wurzel aufgelöst hat; es ist also eine Nährlösung. Je nach dem Vorrat, der sich im Boden vor findet, wird die Lösung mit dem einen Nährstoff stark beladen sein, mit einem anderen wenig, d. h. sie wird eine verschiedene Konzentration haben. Jede Pflanzenwurzel beansprucht aber sür die günstige Entwickelung ihrer oberirdischen Teile eine ganz bestimmte Sättigung der Boden lösung; sie geht nicht zu Grunde, wenn sie diese günstige Konzentration im Boden nicht vorfindet, aber sie wächst nicht so gut, wie sie unter sonst gleichen Umständen bei entsprechender Nähr lösung wachsen könnte. Wenn der Fehler in der Bodenlösung darin besteht, daß sie zu verdünnt ist, so weiß sich die Pflanze zu helfen; die Wurzel nimmt sehr große Quantitäten auf und gibt das überschüssige Wasser durch verstärkte Verdunstung wieder von sich, die gelösten Nährstoffe aber zurückbehaltend. Der Habitus solcher Pflanzen verrät einiger maßen die Art der Ernährung, indem sich ein etwas Helles, großes, flach ausgebreitetes, dünnes Laub ausbildet; aber irgend eine Erkrankung wird nicht bemerkbar. Bedenklich wird aber der Sachverhalt, wenn der Pflanzenwurzel durch rasche Wiederholung der Dunggüsse eine zu hoch konzentrierte Bodenlösung im Topfe geboten wird. Das Wachstum der oberirdischen Teile bleibt dann merklich zurück; die Stengelglieder werden kürzer, die Blätter bisweilen durch Verkürzung der Rippen unregelmäßig kraus, mannigfach verbogen, stellenweise braunfleckig und vorzeitig abfallend. Die Wurzeln werden kurz, dick und verbogen; ihre neu entstehenden Wurzelhaare werden knorrig verkürzt, schnell sich bräunend und faulend. Wie ich durch Einsendung kranker Pflanzen aus eigener Anschauung am besten weiß, werden in der Regel diese Erscheinungen auf andere Ursache zurückgeführt, weil die Züchter nicht glauben wollen, daß man Pflanzen auch leicht überfüttern kann. Diese Überfütterungs erscheinungen durch zu reichlicheDüngung nehmen in der Jetztzeit zu, und wir werden vielen Verlusten entgehen, wenn wir mäßiger im Düngen der Topfgewächse sind. Wir dürfen nicht vergessen, daß eine Boden art und Düngung, welche für eine Spezies unserer Kulturpflanzen genügend und optimal ist, für eine andere viel zu stark ist und Erkrankung hervorruft. Verhältnismäßig schwache Konzen trationen beanspruchen z. B. die Lrieuooell, viele Ü6AuiQirlO86u und N^rtueeen; hoch konzentrierte Nahrung dagegen vertragen und lohnen die Orucitsrsu (namentlich unsere Kultur gemüse), k686äA.666I1, 6uourbitu666ll, 0Ü6H0- pockiU666U u. a. Wenn wir einen Anhalt betreffs der Ansprüche an die Konzentration der Bodenlösung im Habitus der Pflanze suchen, so können wir als Richt schnur annehmen, daß Pflanzen mit lederartigem Laube, mit derben schmalen Blättern und hartem Holze schwächere Konzentration beanspruchen, als solche mit krautartigen, große Ausdehnung besitzenden Blattflächen. Auch kommt es darauf an, in welcher Phase der Entwickelung eine Pflanze gedüngt wird; in der Periode der Laub entwickelung vertragen alle Pflanzen die relativ höchsten Nährstoffgaben. Wenn Topfgewächse durch Überdüngung ge litten haben, so ist vor allen Dingen der Wurzelballen zu untersuchen, ob die Wurzeln bereits gefault sind. Ist dies nicht der Fall, dann lockere man einfach die Topfoberfläche, wasche die Töpfe, um sie möglichst porös zu er halten, und lasse mit dem Gießen nach, damit