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bleiben. Man schneidet starke Triebe etwas länger und schwache kürzer, es richtet sich der Schnitt viel nach der Sorte, man findet das ganz leicht bei genauer Beobachtung heraus. Ist eine Wand mit Bäumen bepflanzt und die selben bringen Früchte, so bereitet dies sicher viel Freude und wird Veranlassung geben, möglichst alle Wände so auszunützen; außer der Nord- oder Nord westseite sind alle Himmelsrichtungen für Äpfel oder Birnen geeignet. Bei eintretender Fruchtbarkeit möchte jährlich gedüngt werden, denn die Bäumchen stehen dicht und brauchen daher viel Nahrung. Auch zur Bekleidung von Lauben, Laubengängen ist diese Form sehr zu empfehlen. Sornzig, Bez. Leipzig. L. Schildknecht, Baumschulen. Der deutsche Pomologenverein hielt vom 12. bis 15. September im „Palmen garten" zu Frankfurt a. M. die 18. General versammlung ab. Schon am Vorabend hatten sich Mitglieder aus allen Teilen Deutschlands zur Begrüßung eingefunden. Dienstag den 12. September vormittags 9 Uhr eröffnete der Vorsitzende des Vereins, Lorgus- Neustrelitz, die Versammlung. Zum Schriftführer amte wurden berufen: Hoffmann-Berlin, Braun bart-Großenhain und Weirup-Hildesheim. Von feiten der Stadt Frankfurt sprach Oberbürger meister Adickes herzlich begrüßende Worte. Das Reichsamt des Äußeren entsandte einen Re gierungsvertreter, sowie die landwirtschaftlichen Sachverständigen der Generalkonsulate in Paris vr. Hailer und in London I)r. Skalweit. Vom französischen Konsulat in Frankfurt war Handels rat Lang zugegen. Der Vorsitzende gab zunächst einen überblick über die Beratungsstoffe und schloß mit einem Kaiserhoch. Den Geschäftsbericht erstattete Ökonomierat Lucas-Reutlingen. Das Referat über neue Ver einssatzungen hatte Müller-Diemitz-Halle über nommen. Der Jahresbeitrag der Mitglieder wurde von 5 auf 8 M., jener der körperschaft lichen Mitglieder (Vereine) auf 10 M. erhöht, der Beitrag der Landwirtschaftskammern auf 50 M. festgesetzt. Der bisher aus fünf Mit gliedern bestehende Vorstand wurde erweitert und besteht zur Zeit aus den Herren Lorgus-Neu strelitz; Frhr. v. Solemacher auf Burg Namedy; Lucas-Reutlingen; Maurer-Jena, Thüringen; Lesser-Kiel, Schleswig-Holstein. In den Vor stand neugewählt wurden: Braunbart-Großenhain, Sachsen; Böttner-Frankfurt a. O, Brandenburg; Bißmann-Gotha, Thüringen; Grobben-Berlin; Müller-Diemitz, Prov. Sachsen; Rebholz-Mün chen; Uhink-Bühl, Baden. Das Vereinsorgan, bisher monatlich erscheinend, wird vom 1. Januar 1906 an alle 14 Tage herausgegeben. Nachmittags wurden Obstanlagen und Wein treibereien in Wiesbaden besichtigt. Donnerstag berichteten die Herren Hofgärtner Hoffmann- Berlin und Professor Christ-Geisenheim über Wertbestimmungen der Obstbäume. Der Ent wurf wurde einer Kommission, bestehend aus Hoffmann-Berlin, Bißmann-Gotha, Professor Christ, Junge-Geisenheim und Braunbart-Großen hain, zur Weiterberatung übergeben. Okonomierat Lucas referierte über einheitliche Benennung der Obstsorten. Den Hauptvortrag der Tagung hielt . der zweite Vorsitzende des Deutschen Pomologen- vereins, Frhr. v. Solemacher auf Burg Namedy, über: „Die Anbahnung resp. Erweiterung der Ausfuhr deutschen Obstes nach England". Der Redner bespricht die außerordentlich ungünstigen Verhältnisse des Obstbaues in England, erwähnt die eigentümlichen Grundeigentumsrechte und be tont, daß England nur 0,7 °/o des kulturfähigen Bodens dem Obstbaue widmet, während Deutsch land 4 o/o des kulturfähigen Landes mit Obst angepflanzt hat. England hatte in den Jahren 1902—1904 an Frischobst sür 200 Millionen Mark pro Jahr ein geführt und an trockenen Früchten für 45 Milli onen Mark. Bisher liefern diese Früchte zunächst Amerika, Holland, Kanada, Belgien, Frankreich. Deutschland exportierte im Jahre 1903 nach Großbritannien an frischem Obste, und zwar: Äpfel7100 Doppelzentner, Birnen 11000, Kirschen 7400, Pflaumen 174400 und anderes Stein obst 27 700, sowie Beerenobst 6500 Doppelzentner. Bisher wurde der deutsche Obstbau zu wenig kaufmännisch betrieben. Wir müssen rascher unter richtet werden über Ernte- und Marktberichte, Preisnotizen usw. Dann müssen wir uns nach dem Beispiel von Amerika, Holland und Frank reich zu festen Organisationen unter kaufmännischer Leitung zusammenfügen. Die Herren Sachver ständigen aus London und Paris gaben vielfache Winke und betonen vor allem, der deutsche Obst bau hat nur für beste Sorten Ausfuhr; geschicktes Sortieren, gute Verpackung sind unerläßlich. Grobben-Berlin wünscht, daß der Obstbau im Jnlande erst soweit ausgebaut würde, daß der Markt bei uns gedeckt würde, ehe man an einen Massen-Export denkt. Am Nachmittag wurde der Versuchsgarten in Frankfurt und die städtischen Anlagen besucht. Abends fand ein Festessen im Palmengarten statt. In der Versammlung des dritten Tages sprach zunächst Konservenfabrik-Direktor Rapp-Cöthen über „Wertsicherung des Obstes, und zwar speziell desjenigen Obstes, welches im allgemeinen in