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Larven leider einen wirksamen Schutz gegen die sonst so vigilante Vogelpolizei. Sie sind die durch 11 Beinpaare charakterisierten Afterraupen der kleinen schwärzlichen Kirschblattwespe (Lrio- eamxa ackuinbreUa ----- Dsutllrsäo ÄkÜriops.). Das ausgebildete Insekt hat eine Länge von sis und Flügelspannung von ca. 1 ew. Es ist schwarz; Kniee, Schienen und Tarseninnenseite der Vorderbeine sind rotbraun, die Flügel sind dunkel und haben am Außen rande einen schwarzen Streif. Diese Blattwespe hat sich in letzterer Zeit in Deutschland recht bemerkbar gemacht und ihre Schädigung ist nicht unbedeutend. Es leuchtet ein, daß durch die Zerstörung der Blätter, als eines der pflanzlichen Ernährungsorgane, und besonders des zur Erwerbung von Bau- und Reservestoffen nötigen Blattgrüns eine durch greifende Schwächung des Baumes erfolgen und das herbstliche Ausreifen der jüngsten Triebe leiden muß. Bei Winterbirnen tritt durch diese Blattschäden ein frühzeitiges Abfallen der Früchte vor der Reife ein. Die Larve geht (?) Ende September oder Anfang Oktober in die Erde uno überwintert in einem aus Erdkrümeln und Sand zusammengebauten Kokon. Erst im April wird sie darin zur Puppe. Es find folgende Bekämpfungsmittel zu em pfehlen: Gegen die auf der Blattoberseite fressenden Larven ein Bestreuen mit feinem Kalkstaub oder Schwefelpulver, die beide auf dem schleimigen Körperüberzug leicht haften; außerdem wird auch Bespritzen mit Petroleum feifenlösung empfohlen. Gegen die nicht zu tief in der Erde liegenden Kokons (Tönnchen) ist ein Auflockern der Baumscheibe und ein nachträg liches Feststampfen zur Zerstörung der Puppen zu empfehlen. Auch das Eintreiben von Hühnern nach dem Auflockern ist am Platze. Da es von Interesse ist, das Verbreitungs gebiet dieses Schädlings in Sachsen festzustellen, bitte ich entsprechende Mitteilungen gelangen zu lassen an: vr. Arno Naumann, Dresden, Nicolaistraße 19, I, oder Geschäftszimmer des Kgl. Botanischen Gartens. Senkrechte Schnurbäume. Wer viel sür den Obstbau arbeiten muß, das heißt, wer viel Anregung zum Anpflanzen geben soll und dabei gewissenhaft handeln will, um sich später von den Leuten nicht Vorwürfe machen zu -lassen, daß er sie zu dem oder jenem überredet hat, der ist bei Empfehlungen von Obstsorten und Baumformen fehr vorsichtig. Würde ich heute einem Landwirt empfehlen, seine Wände mit achtästigen Verrierpalmetten zu bepflanzen, der käme sicher in einigen Jahren, um über die viele Arbeit der umständlichen Dinger zu klagen und die Verners würden mit der Zeit vollständig verwildern. Ich sehe mich daher vor; empfehle nur die einfachsten Formen, die leicht zu behandeln sind, recht bald Früchte tragen und deren Ankauf auch nicht zu teuer ist. Da ist nun die einfachste, zweckmäßigste Form der senkrechte Schnurbaum, von allen Baum formen am einfachsten zu behandeln. Ich Pflanze die Schnurbäume gewöhnlich 60—75 ein weit voneinander und lasse an den Wänden ebenso weit senkrechte Drähte ziehen, rigole 40 orn tief eine 50—80 oiw breite Rabatte, dann find die ganzen Vorbereitungen erledigt. Am liebsten nehme ich an jede Wand, des gleichen Wuchses wegen, nur eine Sorte und nur solche Sorten, die schöne große Früchte bringen und recht bald tragen. Äpfelsorten sind mir lieber als Birnen, die ersteren müssen auf Paradies und letztere auf Quitte veredelt fein. Zu dieser Form sind folgende Sorten zu empfehlen: Cellini, Charla- mowsky, Weißer Klarapfel, Gelber Edelapfel, Grahams Jubiläumsapfel, Nathusius Tauben apfel, Fiesers Erstling, Großherzog Friedrich v. Baden; von Birnen: Williams Christbirne, Gute Louise von Avranches, Herzogin Elsa, Klapps Liebling u. s. w. Vor allem ist bei dem Pflanzen darauf zu sehen, daß die Veredelungsstelle, da wo das Edelreis und die Unterlage einen Knoten bilden, nicht in die Erde kommt, sondern auch noch nach dem Setzen der Erde darüber steht, sonst geht das Charakteristische der Zwergunterlage verloren, die Veredelungsstelle bewurzelt sich und die Unterlage stirbt ab. Ein fast immer wieder kehrender Fehler bei Formobstanlagen. Ich empfehle zur Anpflanzung von senkrechten Schnur bäumen gern einjährige Ruten (Okulanten) als Pflanzmaterial. Was man von vielen Baumschulen als senkrechte Schnurbäume erhält, sind verkrüppelte Pyramiden, denen noch im letzten Augenblick vor dem Einpacken durch die Hippe einige Form gegeben wird. (Doch nicht sächsische Baum schulen. Red.) Im Pflanzjahre schneide ich nicht zurück, erst im nächstfolgenden Jahre wird der einjährige Trieb etwas eingekürzt, die dann an den Seiten meist nur fehr wenig treibenden Zweige werden auf 5—6 Blätter entspitzt. Der Mittel- oder Leittrieb wird angeheftet. Der senkrechte Schnurbaum ist gewissermaßen ein mit Fruchtholz dicht garnierter Ast. Bei dem je weiligen Rückschnitt des Leittriebes ist nur darauf zu achten, daß alle Augen durchtreiben oder Blütenknospen bilden und keine kahlen Stellen