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130 nassen Vorfrühling dieses Jahres erst am 28. April häufiger flogen, so daß die zu jener Zeit teilweise verblühten Maudelbäume auf Selbstbefruchtung angewiesen waren, welche nach dem reichen Fruchtansatz in diesem Herbste auch reichlich eingetreten sein mußte. Durch Rücksprache mit dem fürstlichen Winzer Herrn Wessely, welcher unter Willkomm am Prager botanischen Garten tätig war, erfuhr ich, daß die ersten Mandelbäume vor etwa 50 Jahren vom damaligen Weinbergsgärtner Kotwa (zu deutsch: Anker) gepflanzt worden sind. Solcher alter Veteranen mit etwa 8—10 m Höhe und einem Stammdurchmesser von etwa 30—40 ern sind in der Allee noch 7 vorhanden. Dazwischen sind 29 kleinere Bäumchen gepflanzt, welche ein Alter von 6 — 10 Jahren besitzen und lieblich blühten. Etwas höher am Loboschberge, daher später blühend, befindet sich eine zweite Allee mit etwa 16 starken Bäumen. Die meisten von ihnen erzeugen völlig normale Früchte von außerordentlichem Wohlgeschmack, wovon ich mich auch in diesem Herbste wieder überzeugen konnte. Die abgeernteten Mandeln werden von Herrn Wessely zum Teil zur Aus saat benutzt und haben seit dem November 1904 jetzt dreiviertel Meter hohe Pflanzen gebracht. Im Alter degenerieren jedoch die aus Samen er zogenen Bäume, die Früchte werden kleiner, der Kern weniger schmackhaft, so daß man durch Ver edeln die Kultursorte festhalten muß. Aus Stecklingen lassen sich die Mandeln nur schwer erziehen, trotzdem verfügt durch Aussaat Herr Wessely über genügend verkaufsfähige Ware von 2—3 jährigen Mandelbäumen, die sicherlich gut abgehärtet sind.*) *) Herr Wessel» benutzt 2—3 jährige Mandelbäume als Unterlage für Pfirsiche und hat ein üppigeres Wachstum, besseres Gedeihen und reicheren Ertrag damit erzielt. Wie ich durch die dortigen Bewohner er fahren, waren früher in jenen Weinbergsgeländen häufiger Mandelbäume, wenn auch nur einzeln, angepflanzt, sind aber, wie auch zwei größere Krachmandelbäume imLibochowaner Schloßgarten, durch Frost eingegangen; einzelne mögen auch zu wenig ertragreich von den Besitzern abgehackt worden sein. Ich habe auf meinen zahlreichen Wanderungen nur noch einen älteren Baum vor Leitmeritz in der Gärtnerei meines früheren Schülers, Herrn Veriand Bernhard, aufgefunden. Die im wärmeren Elbtalgebiete hier und da angepflanzteZwergmandel(L.m^Acku,1u8rtu,NÄO.) ist sowohl in der weißblühenden (eampöstris), als in der rotblühenden Varietät: ^korKieu vor handen, und dieser reizende Zierstrauch, welcher bereits in Siebenbürgen heimatsberechtigt ist, trägt im Groß-Czernoseker Schloßgarten jedes Jahr seine zierlichen, mandelähnlichen, stark behaarten Früchtchen mit runzeliger Steinschale. Infolge der Klage des Herrn Wessely, daß die in der Lobositzer Weinpresse reich blühenden Sträucher nie Früchte ansetzten, untersuchte ich zu Ostern dieses Jahres die Blüten verschiedener Zweige und fand, daß die Blüten wegen ver kümmerten Stempels männlich waren, also keine Früchte hervorbringen konnten. Diese Tatsache scheint bisher unbekannt geblieben zu sein. Nun, für diesen Ausfall bietet ja die Allee echter Mandelbäume, unter denen sich übrigens auch einige von der bitteren Varietät finden, einen reichlichen Ersatz. Wahrlich, wenn man, umblüht von diesen Bäumen, hinausschaut auf die saatengesegnete Ebene, in deren weiter Ferne der Georgsberg blaut, aufblickt zu den Rebenhängen, hiuüber- grüßt zur ruinengeschmückten Hasenburg, so ver meint man nicht nur wenige Meilen von unserem Sachsenlande entfernt zu sein; es ist, als ob das sonnige Italien uns umschmeichelte. (Schluß folgt.) Das Auftreten der Kirschfliege um Dresden. Auf den Fluren von Cossebaude, Oberwartha, Brabschütz fand ich die Blätter fast aller Süß- und Sauerkirschen, zum Teil auch der Birn bäume*) in eigentümlicher Weise durch Insekten larven verletzt. Von der Oberseite aus ist das Blattfleisch bis auf die Haut der Unterseite insel weise, oft sogar auf der ganzen Blattfläche ab genagt. Kein Pflanzenanatom könnte die Schutz haut der Blattunterseite geschickter sreilegen. Es sind, wie man sich unter dem Mikroskope über zeugen kann, nur die runzeligen Epidermiszellen und die widerstandsfähigen Blattnerven übrig *) Laut freundlicher Mitteilung des Herrn Prell- Lofchwitz findet sich in dessen Privatgarten der Schädling am ?ianu8 dtukslsb und ?runri8 supooioa (N. pleno). geblieben. Die letzteren werden von Kristall schläuchen begleitet, die niit oxalsauren Kalk- Kristallen reich erfüllt sind. Hier zeigt sich im kleinen augenfällig, welch hohe Bedeutung dem Kalkoxalat als Schutz gegen Tierfraß zufällt. Auf den geschädigten Blättern scheinen hie und da frische, schwärzliche Vogelexkremente zu liegen, doch bemerken wir beim näheren Zusehen, daß diese schwärzlich-schleimigen, 2 em langen Massen leben, daß es blutegel- oder nacktschnecken ähnliche Insektenlarven sind, die hier das Zer störungswerk vollbringen. Der zähe, schwarze, nach Tinte riechende Schleim, der die grünlich-gelben Larven überzieht, und die Ähnlichkeit mit Exkrementen bietet diesen