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betreffenden Bäume in die Erde gesteckt, von denen sie geschnitten waren, sich sehr gut ge halten hatten und vorzüglich gewachsen sind. Bei Steinobst, namentlich Kirschen, möchte ich dies natürlich niemand raten. Bei Aufbewahrung im Keller sind sie in aufrechter Stellung etwa ein Drittel bis zur Hälfte in sandige Erde einzu schlagen. Welches sind nun die empfehlenswertesten Veredelungsarten und wann ist die geeignetste Zeit zum Umveredeln. Das sind zwei nicht un wichtige Fragen. Die zwei besten Veredelungs methoden sind entschieden das Kopulieren mit Gegenzungen, Fig. 2u, b und o, und das Geißfußpfropfen,Fig.3n,bunde. Erstere für jüngere Bäume mit höch stens fingerstarken Trieben, letztere besonders für ältere Bäume bezw. stärkere Äste. Beide Veredelungs- Methoden sind, wenn einigermaßen sorgfältig ausgeführt, vollständig sicher, die Verwachsung ist eine sehr innige und ein Ausbrechen der Triebe später völlig ausgeschlossen. Allerdings ist das Geißfußpfropfen etwas schwieriger als die anderen Veredelungsarten. Es besteht darin, daß auf dem zu ver edelnden Ast, Fig. 3 b, ein dreieckiges Stückchen Holz herausgeschnitten wird, worauf dann das Edelreis dem Aus schnitte auf der Unterlage entsprechend zugeschnitten, Fig. 3n, und in den selben so eingefügt wird, daß sich die Wundflüchen decken, Fig. 3 6. Hat man dasselbe einigemal am abge schnittenen Holze geübt, so eignet man sich darin auch bald die not wendige Sicherheit an und hat dann seine Freude an dem Wachsen der Reiser. Bei etwas starken Trieben, bei denen das Kopulieren nicht mehr anwendbar, oder bei sehr schwachen Edelreisern kann auch das Anschäften mit Gegenzungen ange wendet werden, Fig. 4u, b und 6. Schließlich sei auch noch das bisher allgemein übliche Pfropfen unter oder hinter die Rinde erwähnt, das wohl deshalb so allgemein verbreitet, weil es sehr leicht auszuführen ist. In Wirklichkeit verdient es durch aus nicht die Bevorzugung, denn die Verwachsung ist eine oberflächliche und es kann noch nach Jahren vorkommen, daß die Triebe ausbrechen. Während die erst genannten Veredelungsarten bereits von Ende Februar an vorgenommen werden können, ist dies bei letzterer erst möglich, wenn die Saflbewegung im Baume bereits vor sich gegangen ist, also nicht vor Anfang April. Bei Steinobstbäumen ist dieselbe überhaupt nicht anwendbar. Für diese sowie für ältere Kern obstbäume, welche im Winter nur abgeworfen wurden, siehe auch Fig. 1, sei auch, sofern man Zeit dazu hat, das Okulieren Ende Juli bis Ende August empfohlen. Sehen die eingesetzten Augen im nächsten Frühjahr schlecht aus oder sind sie nicht angewachsen, dann kann man immer noch kopulieren oder das Geißfußpfropfen vor nehmen. Kirschen namentlich sollte man mög lichst zeitig im Frühjahr umveredeln, denn um so besser wachsen sie. Die Schnittstelle der Äste ist unmittelbar vor dem Umpfropfen frisch anzu schneiden. Die Zahl der aufzusetzenden Reiser richtet sich nach der Stärke der Äste, sie betrage bei schwächeren Ästen eins, bei stärkeren bis etwa 8 ein Durchmesser 2 bis 3 Reiser. Stärkere Äste werden, wie vorstehend bereits geschildert, erst verjüngt und im nächsten Jahre auf das junge Holz veredelt. Mehr Reiser als 3 auf zusetzen ist zwecklos. Es genügt, wenn die Reiser drei gut ausgebildete Augen besitzen, doch kann man bei jungen Bäumen am Mitteltriebe ein Reis mit 6 Augen aufsetzen, man erhält dadurch gleich die zweite Serie. Zum Schutze gegen Vögel und Wind empfiehlt es sich, bei jüngeren und bei alleinstehenden Bäumen von Wei den oder Haselnußruten einen Bogen über der Veredlungsstelle anzubringen, Fig. 5, oder die Reiser au einem Stäbchen zu befestigen, an welchem der im Laufe des Sommers hervorgehende Trieb gleichfalls angeheftet wird. Sehr gesündigt wird in der weiteren Behandlung oder auch Nichtbehandlung der umver edelten Bäume. Viele Leute glau ben mit dem Umveredeln ihre Arbeit getan zu haben, was weiter aus den Bäumen wird, das ist ihnen ganz gleich, und doch ist die weitere Be handlung der angewachsenen Reiser sehr wichtig. Die Schosse, welche sich bei älteren Bäumen in der Nahe der Veredelungsstellen bilden, dürfen nicht alle auf einmal entfernt werden, sondern werden zum Teil belassen und etwas eingekürzt, denn die Blätter, welche an diesen Trieben sitzen, tragen zur Ernährung der Reiser mit bei. Die aus den Edelreisern hervorgehenden Triebe werden während des Sommers ruhig wachsen gelassen und erst im Winter bezw. Frühjahr einem Rück schnitt unterzogen. Der Schnitt ist genau der selbe wie beim Kronenschnitt junger Bäume, welcher im Jahrgang 1903, Heft 1, geschildert wurde. Wurde an einzelnen Ästen mehr als ein Reis aufgesetzt und sind sämtliche Reiser gewachsen, so werden alle Triebe bis auf einen, den kräftigsten und am günstigst gestellten Trieb, entfernt. Nur im Notfälle, wenn es sich um die Aus- Fig. 5.