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wo es mit dem grünen Salat spärlich hergeht. Ver schiedene Krautarten, Blumenkohl usw., dürfen bei der Sterilisation auch nicht vergessen werden. Die Hausfrau hat mit Bienenemsigkeit ein gesammelt, was ihr geboten wurde, sie hat mit Freuden wahrgenommen, daß das Sterilisierte ohne Schaden durch die heißen Tage ging und nun wird sie mit dem Beginn der kälteren Jahreszeit neben anderem auch Sterilisierversuche mit Fleisch unternehmen. Zur Probe eignet sich am besten das Suppenfleisch, das niemals fehl» schlägt und wer Ochsenfleisch in der Brühe einmal aus dem Frischhalter gekostet hat, der wird es nie mehr anders als so zubereitet auf den Tifch bringen wollen. Man erzielt nämlich auf keine andere Weise eine so seinschmeckende, kräftige Brühe, ohne daß das Fleisch die geringste Einbuße erleidet; ebenso wird Sauerbraten nach dem in der „Frischhaltung" angegebenen Rezept niemals versagen. Das Christkind muß der Frischhalterin neue Gläser bringen, diesmal namentlich kleine und große Fleisch- und Sturzgläser, letztere zu Sülzen, ital. Salat, Gelatinen, Kalbskopf in verschiedener Zubereitung, und Puddings. Es wird jetzt viel Geflügel im Haushalt verbraucht. Heutzutage ist dies durch den großen Import billiger als Rind- und Schweinefleisch. Ich beziehe alle 14 Tage 1 bis 2 Postkolli, da wird jeweils soviel steri lisiert, daß der Vorrat nicht ausgeht. Hühner in der Brühe (die später dann als Massierte Hühner zu Tisch kommen), wozu ich die 2 Ltr.- Gläser verwende, sind sehr empfehlenswert, ebenso gebratene Hahnen, Gänse und Enten. Fische, die jetzt in reicher Auswahl eintreffen, werden wenigstens einmal in der Woche zur Hauptspeise und lassen sich vorzüglich sterilisieren. Die an gegebenen Rezepte in der „Frischhaltung" sind ver schiedentlich ausgeprobt. Rotzunge nach der Art von Soles uux Arutiir geben sterilisiert ein be sonders feines Gericht. Sauerkraut, dieses sonst so beliebte deutsche Gemüse, erfüllt mit seinem durchdringenden Geruch leider das ganze Haus. Diese Unannehmlichkeit kann durch Sterilisation von 4 auf 1 mal reduziert werden, indem man auf Vorrat im Frischhalter kocht. Auf diese Weise hat man denn auch vor zügliches Sauerkraut in der Zeit, wo es im Keller durch Übergärung ungenießbar wird. Dasselbe gilt auch von Rot- und Welschkraut. Salzfleisch, Zungen, Wienerschnitzel, Lungen braten, Wild aller Art müssen ihren Weg durch den Frischhalter nehmen und werden nach jedem Versuch mehr geschätzt. Gänseleber nach dem Straßburger Rezept zurechtgemacht und dann sterilisiert, schmeckt sehr sein. Mit dem eigentlichen Winter beginnt für die Frischhalterin aber auch die Verbrauchszeit. Da und dort leert sich ein Glas, bald werden Gemüse- bald Kompottgläser ihres Inhaltes beraubt, doch wird man dabei noch sparsam verfahren, weil der Vorrat im ersten Jahre noch nicht so groß ist und weil er reichen muß bis zu der Zeit, wo es mit den Gemüsen besonders spärlich hergeht. Nur an Sonntagen oder wenn Besuche kommen, werden vorerst die kostbaren Frühgemüse und Kompotte zu Tisch gebracht; so lange noch frische Äpfel auf Lager liegen, werden diese zu Kompott verwendet. Die leergewordenen Gläser, sofern es nicht 2 Ltr.-Gläser sind, werden bei der ersten Gelegen heit wieder mit verschiedenen Krautarten, mit Saucen und Suppen gefüllt, die 2 Ltr.-Gläser mit Fleisch. Die Haussrau ist sich nach den gemachten Er fahrungen jetzt bewußt, daß sich im kommenden Jahre die Zahl der Gläser aufs Doppelte erhöhen muß, damit sie gebührenden Nutzen daraus ziehen kann, und damit ist sie an dem Punkt angelangt, wo sie das Sterilisieren rationell betreibt und den Frischhalter zum Küchenchef macht, und somit wäre das Probejahr glücklich bestanden. Frauen, die keinen Garten besitzen, werden den gleichen Weg gehen, um zum Ziel zu gelangen; nur werden sie mit dem Sterilisieren etwas später beginnen und sich zuvor einen guten Lieferanten auskundschaften oder sich mit einer Bauersfrau ins Einvernehmen setzen, die ihnen alle Gemüse in allen Jahreszeiten frisch zur Sterilisation liefert. Der Preis wird dann im Vergleich zu der schweren Gartenarbeit und den Auslagen der Gartenbesitzer immer noch ein recht mäßiger sein. Auch darin habe ich ein Urteil, da mir der Garten seit einem Jahre entzogen ist und ich die Gemüse und das Obst aus eben diese letzte Art beziehe und sehr zufrieden damit bin. Das Sterilisieren vollzieht sich natürlich nicht als eine Tätigkeit sür sich allein, sondern es geht meistens Hand in Hand mit der Tageskocherei, so daß das zu Sterilisierende immer ein Teil der Speisen ist, die zu Tisch gegeben werden, und wenn einmal eine Massensterilisation vor genommen wird, so muß alles gut vorbereitet sein, damit die Feuerung gründlich ausgenutzt werden kann. Während z. B. ein Sauerbraten mehrere Stunden im Bratofen fchmort, wird auf der Herdplatte Sauerkraut und Salzfleisch gekocht, die fertiggestellten Speisen kommen dann heiß in die Gläser und werden in heißem Wasserbad bis 96 Grad erhitzt; ans dieser Temperatur bleiben sie an diesem Tag nur 15 Minuten, somit kann um 1 Uhr die Arbeit auf dem Herd abgeschlossen werden. Am zweiten Tag kommen die Gläser in einem kalten Wasserbad aufs Feuer, werden wieder bis 96 Grad erhitzt und 20 Minuten sterilisiert. Auf diese Weise ist ein Vorrat auf miudesteus 4 Tage geschaffen. Heute wurden in