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94 schen Fruchtanalysen aufgestellt. Als Maßstab für die Menge der Düngerzumessung wurde an Stelle des bisher üblichen, nach Sorte und Schnitt schwankenden Kronenumfanges, der Stamm umfang eingesetzt. Die Auf- und Einbringung des Düngers mußte wegen der in den Rottwerndorfer Plantagen allenthalben vorhandenen Unternutzung, auf den offengehaltenen Baumscheiben von 2 irr Durch messer geschehen. Der Dünger wurde hier in 30—40 Liu tiefe, mittels des Locheisens ge stoßene Löcher eingestreut oder bei jüngeren Bäumen untergegraben. Der Versuch war sehr umfangreich angelegt, er erstellte sich auf 30 Versuchsreihen mit 700 Bäumen von allen Obstarten, teils in tragfähigem Alter, teils jung. Die Düngung wurde in 21 verschiedenen Kombinationen, einschließlich der Ergänzung von Fäkalien und Jauche durch Mineralstoffe, gegeben. Die Versuchsdauer war auf 3 Jahre in Aus sicht genommen. Zur Beobachtung gelangte die Entwicklung des Triebes und des Fruchtholzes, der Blütenansatz, die Blattfärbung, die Ent wicklung der Früchte und deren Menge. Die Umfangszunahme des Stammes wurde durch alljährliche Messungen festgestellt. Die regelmäßig vorgenommenen Beobach tungen ließen außer dem Unterschiede in der Blattfärbung, die insbesondere die Stickstoffreihen zeigten, keine spezifische Düngerwirkung erkennen, ebensowenig war dieselbe aus den Erträgen er sichtlich. Die Umfangsmesfungen lieferten ein für spätere Untersuchungen brauchbares Material, mit der gegebenen Düngung ließen dieselben aber zunächst keinen Zusammenhang erkennen. Diese Versuche waren mithin, und zwar aus Gründen, die bei der heutigen Kenntnis der Verhältnisse selbstverständlich erscheinen — teils zu alte Bäume, Einfluß der Individualität und des Standortes, ungenügende Zusammensetzung und Menge des Düngers, ungeeignete Unter bringung auf der Baumscheibe usw. — resultatlos. Die Reaktionsfähigkeit der Obstbäume auf Düngung war insbesondere bezüglich des Er-- träges überschätzt worden. Wohl aber führten die Versuche in anderer Richtung zu einer ebenso interessanten, wie praktisch wichtigen Beobachtung, nämlich über den Einfluß der Nährstoffe auf den Geschmack der Früchte. Diese Beobachtung wurde zuerst bei den Versuchen des Herrn Lamsbach gemacht, wo in gartenmüßigem Betriebe Pyramiden als Versuchsbäume dienten und neben künstlicher Düngung starke Fäkalien- und Jauche düngung gegeben wurde, bestätigte sich aber auch bei den Rottwerndorfer Versuchen in vollem Um fange. Durch zahlreiche, ohne Mitteilung der Düngungsart vorgenommene Kostproben wurden die Geschmacksunterschiede bei den verschiedenen Düngersätzen festgestellt, wobei sich in überein stimmender Weise folgendes ergab: 1. Einseitige Düngung mit Stickstoff und Kali beeinflußt das Aroma besonders ungünstig. Hieraus erklärt sich der „rübenartige wässrige Geschmack", welcher bei den Stickstoff-Bäumen und bei Jauche- und Fäkaliendüngung regel mäßig beobachtet wurde. 2. Vorwiegende Stickstoffdüngung drückt die Zuckerbildung herab, während Phosphorsäure und Kali im Zusammenwirken die Zucker- bildnng begünstigen. 3. Stickstoff und Phvsphorsäure befördern die Fruchtsäurebildung. 4. Die Bildung des Aroma wird durch Phos- phorsüure begünstigt, beim Fehlen der Phos phorsäure war das Aroma am schwächsten. 5. Am besten entwickelt sich der Wohlgeschmack der Früchte bei harmonischem Zusammenwirken der Hauptnährstoffe. Stickstoff, Kali und Phosphorsäure. Das Ausbleiben der zahlenmäßig feststellbaren Ergebnisse der Düngerwirkung veranlaßte zunächst zu grundlegenden statischen Untersuchungen über die Jahresproduktion von Bäumen der vier Hauptobstarten und die qualitativ und quantitativ hierzu erforderlichen Nährstoffe. Zu diesem Zwecke wurde in sorgfältigster Weise bei einer größeren Anzahl besonders hierzu gefällter Bäume die Gesamtmasse und das Gewicht von Stamm, Wurzeln, Ästen, Blättern und Früchten ermittelt. Die chemische Zusammensetzung der einzelnen Organe und Produkte wurde analytisch festgestellt. Sämtliche Zahlen wurden auf den Stamm umfang bezogen. Hierbei stelltesich als annäherndes Verhältnis heraus, daß bei einem Baume von 2 in Stammlänge die gesamte Holzmasse (Stamm, Wurzeln, Äste und Zweige) etwa das dreifache vom Gewicht des Stammes beträgt. Durch über 3500 Umfangsmessungen und zahlreiche Zählungen und Messungen der Jahres ringe bei gefällten Bäumen wurde innerhalb von 4 Jahren der alljährliche durchschnittliche Zuwachs — die jährliche Holzproduktion des Baumes — ermittelt. Die durchschnittliche Umfangszunahme beträgt pro Jahr beim Apfelbaum etwa 2 ein, bei der Birne etwa 1,8 ein, bei der Kirsche etwa 2 ein und bei der Pflaume etwa 1,5 ein. Die Messung der Jahresringe bei bis zu 50 Jahre alten Bäumen ergab dasselbe Resultat. Das frische Holz hat etwa das spezifische Gewicht 1, d. h. 1 «bin wiegt 1 A. Der jährliche Holzzuwachs beträgt hiernach pro Zentimeter Umfangszunahme etwa das Hundertfache des Umfanges in Kubikzentimeter bezw. in Gramm; z. B. ein Baum hat im Vorjahre 37 ein Umfang, im Herbst des folgenden Jahres 39 ein, Zunahme 2 ein, Um-