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— 88 — lung veranlaßt aber durch die cintretende größere Beschattung ein langsameres Abtrocknen der be tauten Blüten und wirkt bei eintretenden Regen- sällen oder gar bei längeren Regenperioden so schädlich, daß erhebliche Ernteausfälle sicher sind. Es ist sonach nicht zweckmäßig, die Blattentwickelung vor der Blüte oder in der Zeit derselben durch eine Gabe von Chilisalpeter zu fördern. Gibt man dagegen die erste Gabe — 1 kg pro ar — 100 ÜH m — nach vollendetem Fruchtansatze und eine zweite nach drei Wochen, so wird man nicht nur die Erntemenge um 20—30 o/g steigern, sondern auch viel wertvollere, größere, saftreichere, wohl schmeckendere, aromatischere Früchte erzielen, deren Gebrauchswert ein wesentlich höherer ist. (Konserven-Zeitung, Braunschweig! - Remontierende Erdbeere „La Produktive". Die Firma Vilmorin-Andrieux bringt dieses Jahr eine neue remontierende Erdbeere „La Pro ductive", die durch eine Kreuzung der beiden Sorten „St. Joseph" mit „Edouard Lefort" ent standen ist, in den Handel. Diese Beere soll sich von „St. Joseph" durch den kräftigeren Wuchs, die größere Widerstandsfähigkeit, besonders gegen Trockenheit, sowie durch ihre außerordentliche Trag barkeit unterscheiden. Die Früchte fangen schon zeitig an zu reifen und tragen fortdauernd den ganzen Sommer über, wobei die Fruchtbarkeit stets in Zunahme ist. Die gleichmäßigen schönen Früchte werden ziemlich groß, sind von länglicher, stumpfer Form und leuchtend roter Farbe. Wie weit sie in der Konservierung die schöne rote Farbe behält, müssen erst entsprechende Versuche ergeben. Spargelanfbewahrung. Ein einfaches Verfahren, Spargel frifch auf zubewahren, besteht in dem Aufbewahren in Kleie. Der Spargel wird rein gewaschen und mit einem Tuche gut abgetrocknet. Dann nimmt man trockene Kleie mit bräunlich geröstetem Salz vermischt, bringt davon zu unterst in einen Topf, legt darauf eine Reihe Spargel, dann wieder eine Lage Kleie und geröstetes Salz, dann wieder Spargel und so fort, bis der Topf ziemlich voll ist. Die oberste Schicht muß aus Kleie bestehen, wird etwas fest gedrückt und dann der Topf mit zerlassenem warmem Fett zugegossen. Das letzte dient dazu, die Luft von dem Inhalte abzuschließen. Der Topf wird an einen trockenen, jedoch kühlen Ort gestellt. X. L.-A. Großartiger Erfolg der Bodenbedeckung der Weinberge mit Schlacken. Im Versuchsweingarten des Weinbau-Institutes Oberlin in Beblemheim im Elsaß (Besitzer Okono- rat Oberlin) hat man im Jahre 1900 auf einer Parzelle versuchsweise den Boden etwa 10 am hoch mit Schlacken bedeckt. Unkraut ist auf diesen Parzellen bisher nicht aufgetreten, so daß sämtliche Boden arbeiten unnötig geworden sind. Im Vergleich mit anderen Parzellen ergibt sich dadurch eine Erspar nis von 150 M. Pro Hektar. Diese Ersparnis ist aber nicht der einzige Vorteil. Die Vegetation der Schlackenparzelle war immer üppiger, schöner und grüner als die der Vergleichsparzellen; auch die Trauben hatten ein schöneres, gesunderes und voll kommeneres Aussehen. Die Ernte hat im ver flossenen Jahre (1903) folgendes Ergebnis gezeigt: Trauben Mostgewicht Säure ks Öchsle P. Zt. Parzelle mit Schlacken bedeckt .... 231,9 83,8 13,3 Parzelle ohne Schlacken 109,9 83,7 12,7 Eine Berechnung pro Hektar würde ergeben für die Bedeckung mit Schlacken 30,5 bl Most s 30 M. mehr --- 890 M. Mehrertrag. Dieser Erfolg ist von großer Tragweite sowohl mit Rücksicht auf die Mehrernte, als besonders wegen der Arbeitsersparnis. Dem Winzer bleibt hierbei bei dem Mangel an Arbeitskräften Zeit, seine Tätigkeit auf die Be kämpfung der tierischen und pflanzlichen Rebenfeinde zu richten. Als Bedeckungsmaterial können nicht bloß Schlacken, sondern Schiefertrümmer des Unter grundes, Kalk-Sandsteine, Gneis, Feldspat, ver witterter Granit, Kies usw. verwendet werden, so daß zu weiteren Versuchen nur aufgefordert werden kann. L. L.-A. Bücherschan. Bakterien und Hefen, insbesondere in ihren Be ziehungen zur Haus- und Landwirtschaft, zu den Gewerben, sowie zur Gesundheitspflege, von Professor l)r. Rienitz-Gerloff. Unter diesem Titel ist kürzlich bei Otto Salle-Berlin ein kleines Buch erschienen, das all gemeine Aufmerksamkeit verdient. Noch vor 50 Jahren wußte man noch so gut wie nichts von den Bakterien; heute bildet ihre Kenntnis eine umfängliche Wissenschaft für sich, und jedermann weiß, daß viele Arten bei Krank heiten der Menschen und Tiere eine verhängnisvolle Rolle spielen; aber die verbreiteten Vorstellungen über die Natur und das Leben dieser Kleinwesen sind noch sehr dürftige und unklare, und die wenigsten wissen, daß diese Wesen im Leben der ganzen organischen Natur eine äußerst wichtige Rolle spielen, daß wir täglich und stündlich mit ihnen zu tun haben, bald sie bekämpfend, bald sie in unsern Dienst nehmend in ähnlicher Wehe, wie es auch mit den ver wandten Hefepilzen der Fall ist. — Die genannte Schrift, in gemeinverständlicher Weise geschrieben, ist trefflich dazu geeignet, jedem Gebildeten dasjenige Wissen von diesen Klein wesen zu bieten, das dein Landwirt, dem Gartenbautreibenden, dem Gebildeten unserer Zeit überhaupt nicht fehlen sollte. E. Fleischer-Döbeln. Redakteur: Gartenbau-Inspektor Carl Braunbart, Meißen, Bismarckstraße 17. Verlag und Druck von C. Heinrich, Dresden-N., kl. Meißnergasse 4.