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2 Abbildung 1. Wirtschaft, wo schon in weit kürzerer Zeit bei dem Anbau ein und derselben Frucht art eine Müdigkeit des Bodens eintritt; der Boden ist klee-, rüben-, getreidemüde wie der Landwirt sagt. Wie oft ist mir schon von älteren Landwirten bei Be sichtigung ihrer Gär ten erklärt worden: „ja früher, wie haben da die Bäume immer getragen und was für schöne große Früchte hatten wir immer geerntet, aber jetzt, die jüngeren Bäume wollen nicht mehr". — Ja, be denkt man denn gar nicht, daß der Obstbaum eine in dieser Beziehung soviel wie gar nichts getan, so ist das bei den Pflaumenbäumen in noch weit höherem Maße der Fall, sie sind eben das Stiefkind im Obstgarten. Wie oft finden wir sie derart unverständig aufgeästet, daß sie wie Hopfenstangen dastehen und nur noch einige Äste wie hilfesuchend nach oben strecken. *) Man sehe sich nur einmal unsere Obstgärten, nament lich auf dem Lande an. Damit kommen wir zu einem weiteren Fehler, das ist der zu dichte Stand unserer Obst bäume und besonders der Pflaumeubäume in den Obstgärten, aber vielfach auch an den Ge meindewegen und sonstigen Orten. Man bedenke doch, daß die Wur zeln der Pflaumen bäume noch weit über die Kronentraufe hinausgehen, und so derartige Bäume, die schon mit der Krone dicht zu sammenkommen und einander beeinträch tigen, sich mit den Wurzeln im Boden noch weit mehr Kon kurrenz machen und denselben vollständig aussaugen. Aus Mangel an Licht und Luft ist mithin der Blüten- beziehungs weise Fruchtknospen ansatz ein sehr ge ringer, die Früchte selbst aber bleiben kleiner, dafür aber läßt sich um so mehr Ungeziefer dort be obachten. Kulturpflanze, und daß derselbe mit seinen Wurzeln deni Boden Nährstoffe entzieht und dadurch der Boden immer ärmer an Nähr stoffen werden muß, zumal die Obstbäume viele Jahrzehnte, in vielen Gärten oft ein Jahr hundert und länger am Platze sind! Wenn wenigstens durch eine ordentliche und sachgemäß ausgeführte Düngung für einen Wiederersatz der Nährstoffe im Boden gesorgt würde, dann ginge es noch an, das ist aber fast nie der Fall, denn von dem bischen Jauche, was hie und da in den Obstgarten gebracht wird, brauchen wir gar nicht zu reden, da diese in der Hauptsache dem Graswuchse zu gute kommt. Schließlich entbehren aber auch unsere Pflaumenbäume fast durchweg einer jeg lichen Pflege und Sorgfalt. Wird schon an den anderen Obstbäumen, Apfel und Birnen, Schließlich sei noch auf einen Fehler auf merksam gemacht, der wohl ohne Zweifel die Hauptursache zu den Klagen über den geringen Ertrag unserer Pflaumenkulturen, das ist die falsche Art und Weise der Vermehrung der Pflaumenbäume, wie solche bei uns meist üblich ist. Dieselbe besteht darin, daß un veredelte Ausläuferpflanzen zur Anpflanzung ge nommen werden; durch die immerwährend erfolgte Vermehrung auf diese Weise degenerieren aber die Bäume, die Früchte werden kleiner, lassen auch im Geschmack und in der Farbe zu wünschen übrig und die Fruchtbarkeit nimmt bedeutend ab. Je besser die Bodenverhältnisse sind, um so später tritt dieser Fall ein. Auch zeigen solche aus Ausläufern gewonnene Bäume immer wieder in *) Besonders wo Pflaumen als sogenannte Zwischen- Pflanzung verwendet wurden. Die Red. deutet. In Anbetracht dessen aber, daß auch bei uns die Pflaumen von großem volkswirtschaft lichem Werte und für den Verkauf eine große Rolle spielen, ist es gewiß ganz angebracht, die Frage zu erörtern, welches die Fehler sind, die bei den Pflaumenanpflanzungen so oft gemacht worden sind und heute noch gemacht werden. Zunächst ist es durchaus nicht zu verkennen, daß durch den immerwährenden Anbau ein und derselben Obstart auf einem und demselben Standort, wie das in den Obst- bezw. Grasgärten auf dem Laude meist der Fall ist, eine gewisse Wachstumsmüdigkeit des Bodens eintreten muß. Wir haben ja das selbe in der Land-