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bürg, Stade, Osnabrück und Aurich) einen Zu schuß von 21682 M. 62 Pf. im Durchschnitt der genannten 3 Jahre erforderten. 13. Obsterzeugnisse. Die wichtigste Ver arbeitung der Äpfel ist die zu Wein. Der Apfel wein (Eider, auch Most genannt) dient von alters her in Württemberg als Haustrunk. Der Bedarf an Äpfeln ist dort so groß, daß selbst in dem obstreichen Jahre 1900 noch 204 000 ci/>, 1901 aber 520 000 ä? und 1899 sogar 855 000 än eingeführt werden mußten. Hierbei sind aller dings die Tafeläpfel und die Mostbirneu mit gerechnet, aber das meiste entfällt auf Mostäpfel. In Frankfurt a. M. bestehen seit langer Zeit großartige Apfelweinfabriken, welche nament lich für den Export arbeiten. Neuerdings sind aber an vielen anderen Orten kleinere und größere Fabriken entstanden, welche ebenfalls Apfelwein bereiten. Ja auch an den vom Staat oder den Provinzen, bezw. von den Landwirtschaftskammern in der neuesten Zeit errichteten Obstverwertungs anstalten ist immer die Herstellung von Obstwein die Hauptsache. In manchen Jahren wird für 10 Millionen Mark Mostobst in Deutschland ein geführt, dasselbe geht vorzugsweise nach Würt temberg und Frankfurt a. M. Das Dörren von Obst, das Bereiten von Pasten u. dergl. wirft nicht so viel Nutzen ab wie die Bereitung von Obstwein, und das treffliche nordamerikanische Dörröbst wird darum bei seinem mäßigen Preise noch lange beliebt bleiben. Derartige große Dörr apparate, wie man sie in Amerika sieht, sind in Deutschland selten, es fehlt noch an den großen Mengen einer und derselben Sorte Äpfel, um eine ganz gleichmäßige Dörrware herzustellen. In Bezug auf die Verminderung der Sortenzahl beim Großbetrieb des Obstbaues ist man aber doch dem Beispiele Nordamerikas schon sehr ge folgt und namentlich an den Landstraßen werden nur wenige Sorten angepflanzt. Die beste Verwertung des Obstes bleibt natürlich immer der Verkauf des frischen Obstes. Darum sind an manchen Orten Obstmärkte ein gerichtet, oder Vermittelungsstellen, welche in uneigennützigster Weise die Verbindung zwischen Produzenten und Konsumenten Herstellen, so be sonders die Zentralstelle für Obstverwertung und Obstmarktkommiteen in Frankfurt a. M., die allerdings vorwiegend Mostobst vermittelt. Da Deutschland noch immer nicht so viel Obst produziert als es bedarf, so ist die Ein fuhr eine sehr bedeutende, im Sommer kommen viele Frühkirschen aus Norditalien, Pfirsiche und Aprikosen aus Südfrankreich, Aprikosen auch aus Ungarn, im Herbst sehr viel Kernobst aus Böhmen und Tirol, im Winter oft in großen Mengen Äpfel aus Nordamerika,*) ausgangs des *) Im Jahre 1903: 178 068 aus den Ver. Staaten. Winters sind neuerdings auch Äpfel aus Australien eingeführt. 14. Garten-Industrie. Die großen Fort schritte im Gartenbau wären nicht möglich ge wesen, wenn nicht auch die Technik stetig vor geschritten wäre. In Bezug auf Hackgeräte ist u. a. auf ein amerikanisches Gerät hinzuweisen, den Planet junior, welcher sich immer weiterer Verbreitung erfreut. Bedeutende Verbesserungen haben die Spritzen erfahren, sowohl die gewöhn lichen Spritzen sowie die zum Bespritzen mit Kupfervitriol und Kalk (Lorcksnuxrnixtnrs) usw. dienenden Apparate. Viel wichtiger aber noch sind die Verbesserungen an den Heizungen, besonders an den Heizkesseln und nicht minder die an den Gewächshaus-Konstruktionen. Mehr fach ist man dazu übergegangen, wie das in Amerika auch so vielfach geschieht, die Häuser im Winter nicht mit Laden zu decken und große Fensterscheiben aus starkem Glase zu nehmen. 15. Gärtnerisches Unterrichtswesen. Das Unterrichtswesen erfreut sich eines ganz bedeutenden Aufschwunges. Für den höheren Unterricht bestehen in Preußen 3 Anstalten: die kgl. Gärtner-Lehranstalt zu Dahlem (bisher zu Wildpark bei Potsdam), gegründet 1824, das kgl. Pomologische Institut zu Proskau bei Oppeln (Oberschlesien), seit 1868 und die kgl. Lehranstalt für Obst- und Weinbau zu Geisenheim a. Rhein, seit 1872. Im Königreich Württemberg findet sich seit 1860 das Pomologische Institut zu Reutlingen, eine Privatanstalt, im Königreich Sachsen seit 1892 die höhere Gartenbauschule zu Blafewitz bei Dresden und eine mittlere in Bautzen. Eine mittlere Privatanstalt befindet sich zu Köstritz in Thüringen. Niedere Anstalten sind teils mit den höheren verbunden, teils selbständig, solche werden meist von den einzelnen Bundesstaaten oder den Provinzialverwaltungen bezw. den Landwirt schaftskammern usw. unterhalten. Vielfach werden sowohl an den höheren wie an den niederen Anstalten Kurse im Obstbau, in der Obst- und Gemüseverwertung usw. ab gehalten, ebenso finden solche durch Obstbau- Wanderlehrer an verschiedenen Orten statt. In einigen Städten bestehen auch Fachschulen für solche jüngeren Gärtner, die am Tage prak tisch beschäftigt sind, so namentlich in Berlin und Leipzig. Der Hauptunterricht findet im Winter statt, die Berliner Fachschule hatte im Winter 1902/1903 149 Schüler, eine Zahl, die noch nie erreicht war. Die Gehifenvereine haben an anderen Orten zum Teil selber Kurse einge richtet. Die Lehrlinge besuchen an solchen Orten, wo keine Fachschule besteht, meist die allgemeine Fortbildungsschule. 16. Vereinswesen. Zeitschriften. Lite ratur. Das Vereinswesen ist sehr rege, im