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Gemüse auf den Tisch bringt, was auch nur die geringste Spur von Verdorbensein zeigt, was mißfarbig ist und was fremdartig oder gar übel riecht. Solche Produkte sollte man auch nicht in falscher Sparsamkeit durch Aufkochen nicht mehr verwendbar zu machen suchen, sondern sie, ohne sich zu besinnen, wegwerfen. Wenn die vorstehend angegebenen Schutz maßregeln sowohl von den Konservenfabrikanten als von den Hausfrauen streng beachtet und durchgeführt werden, darf man hoffen, daß die Wiederkehr so schwerer, durch den Genuß von Konserven hervorgerufenen Unglücksfälle aus geschlossen ist. (Geisenheimer Mitteilungen über Obst- und Gartenbau.) DerGartenbauimDeutschenReichenndseineBeziehungenzuAmerika. Von L. Wittmack. (Aus der Zeitschrift „Gartensloru".) (Fortsetzung und Schluß.) Bei der heutigen allgemeineren Verbreitung des Obstbaues kann man nicht mehr in so strengem Sinne wie früher von eigentlichen Obstgegenden sprechen, indessen gibt es doch immer noch eine Menge durch ihre Lage bevorzugte Landstriche, in denen das Obst besonders gut gedeiht und wo es schon von alters her kultiviert wurde. Solche Distrikte sind in Baden die Bergstraße, Heidelberg und die Umgegend von Bühl, in Elsaß-Lothringen Metz, in Hessen-Nassau der Rheingau, in der Rheinprovinz das Rhein- und Moseltal, im Großherzogtum Hessen der Kreis Friedberg, in Bayern die Rheinpfalz und der schon erwähnte Kreis Unterfranken (am Main), im Königreich Sachsen besonders das Elbtal, in Thüringen, und der Provinz Sachsen das Saale tal, in Hannover das an der Elbe belegene „Alte Land" (Reg.-Bez. Stade) und weiter elbaufwärts, oberhalb Hamburg die „Vierlanden". In der Provinz Brandenburg bilden die durch Hügel geschützten Gegenden bei Guben und vor allem das an den breiten Wasserflächen der Havel ge legene Werder (bei Potsdam) die Obstkammern für Berlin. Immer sind es warme Täler oder Gegenden, die an großen, die Kälte mildernden Wasser flächen belegen sind, mit gutem Boden (oder wie bei Werder sandigem, aber reich gedüngtem und bewässertem Boden), welche besonders viel Obst produzieren. Der Norden und namentlich der Osten des Deutschen Reiches ist zwar nicht so reich an Obst, aber das Aroma der in der Nähe der Ostsee wachsenden Äpfel, z. B. der Graven steiner, der Mecklenburger und Danziger Kant äpfel, der roten Stettiner ist in diesen nördlichen Gegenden gerade ganz besonders hervortretend, wahrscheinlich wegen der längeren Tage im Sommer. Das Beeren ob st wird neuerdings anch immer mehr gebaut, zumal seine Ernten sicherer sind als die des Kern- und Steinobstes. Dazu kommt, daß die Fabrikation von Beerenweinen ganz außerordentlich zugenommen hat, so daß der Bedarf an Beerenobst ein stetig wachsender ist. In Erdbeeren sind die Vierlanden bei Hamburg von alters her berühmt, ferner die Lößnitz bei Dresden und die Gegend um Metz, namentlich das Dorf Waippy. Doch auch in vielen anderen Gegenden werden Erdbeeren im großen gebaut. Das Kern- und Steinobst wird hauptsächlich als Hochstamm gezogen, jedoch hat man vielfach auch in neueren Anlagen Halbstämme, während Buschobst noch keine allgemeinere Verbreitung erlangt hat. — Der Obstbau liegt vorwiegend in den Händen des kleineren und mittleren Be sitzers, der Großgrundbesitzer hat zwar in manchen Gegenden auch größere Obstbestände, pflegt diefe dann aber meist zu verpachten, da seine Leute zur Zeit der Obsternte anderweitig zu beschäftigt sind. Von großer Bedeutung ist auch der Obstbau an den Landstraßen, der immer mehr zunimmt. Als Beispiel sei die Provinz Hannover genannt. Diese hat 3180 km Chausseen und 8800 km Landstraßen. Fast alle diese 11980 km sind mit Obstbüumen bepflanzt und wird das Material z. T. aus der Landesbaumschule zu Lohne geliefert. Im Jahre 1876 standen an den Chausseen 156 296 Obstbäume, 1902: 195 291. Die Einnahmen stellten sich für jeden Baum im Durchschnitt von 1876 bis 1902 auf 53,8 Pf. jährlich, wovon etwa die Hälfte für die Kosten der Unterhaltung und Pflege zu rechnen ist. In milderen Lagen und gutem Boden, wie im Reg.- Bezirk Hildesheim, stellt sich der Bruttoertrag pro Baum auf 95,7 Pf., der Nettoertrag auf 62,1 Pf. An den Landstraßen,*) die zum größten Teil erst in den letzten 30 Jahren erbaut sind, standen 1902: 488 966 Obstbäume. Diese warfen aber, da viele Bäume noch jung sind, nur in den 2 Regierungsbezirken Hannover und Hildesheim einen Reinertrag ab, im Durchschnitt der Jahre 1900 — 1902: 47 749 M. 51 Pf., während die 4 anderen Regierungsbezierke (Lüne- *) Die Chausseen in Hannover sind Staatseigentum, die Landstraßen Eigentum der betreffenden Kreise, d. h. der Provinzialverwaltnng.