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74 Denjenigen Teilnehmern, welchen durch Zeugnis der betreffenden Lehranstalt bestätigt wird, daß sie den Kurs regelmäßig besucht haben, wird eine Beihilfe von 90 M. gewährt. Das Lehrhonorar an die Anstalten beträgt 30 Ai. Lehrer, welche an diesem Kurse teilzunehmen gedenken, wollen möglichst bald, spätestens bis 20. Juni laufenden Jahres, dies der Geschäftsstelle des Landes-Obstbauvereins, Meißen, Bismarckstraße 17, melden. Großenhain, Meißen, am 20. Mai 1904. Das Direktorium des Landes-Gbstbauvereins für das Königreich Sachsen. vr. Uhlemann. Obsternte-Aussichten. Vorüber ist die Blütezeit der meisten Obst arten, nur der Quitten- und Mispelstrauch ist- noch mit Blüten reich besetzt. Die vollständige Reife des Holzes im Herbste 1903 hatte reichen und kräftig ausgebildeten Blütenknospen-Ansatz zur Folge. Der milde Winter hielt den Boden schon in geringer Tiefe offen und blieben somit die Wurzeln in reger Tätigkeit, wodurch die Knospen blühbar sich ausbilden konnten. So war die Blütezeit auch eine wahre Prachtzeit, die jedermanns Herz erfreute. Die Blütezeit ist somit Gemeingut aller. Anders verhält es sich bei der Entwickelung der Früchte, die zunächst dem Besitzer Ertrag als Lohn der Arbeit versprechen. Was nun den gegenwärtigen Stand der Früchte betrifft, so sind von dem früh blühenden Steinobste Pfirsiche und Aprikosen sehr gut, oft überreich mit Früchten bedeckt. Beide Obstarten scheinen das Mißjahr 1903 ausgleichen zu wollen, so voll sind die Zweige mit Früchten besetzt. Kirschen sind, und zwar Süß- und Sauerkirschen, gut besetzt. Frühe Sorten zeigen bereits Fär bung. Pflaumen haben wohl gut geblüht, doch sind nur jüngere Bäume befriedigend besetzt. Bei älteren Bäumen, besonders bei der Haus pflaume, sind die Früchte vereinzelt. Von Kernobstarten haben die Birnen nach reicher Blüte auch ebenso Früchte angesetzt. Apfelbäume sind nach günstiger Blütezeit auch mit Früchten gut besetzt. Von Schalenobst sind Haselnüsse gut befruchtet, bei Walnüßen waren die männlichen Blüten nicht besonders zahlreich. Von Beerenobststräuchern tragen Stachel beeren gut; Johannisbeersträucher sind reich besetzt. Erdbeeren blühen reich und kräftig und ver sprechen eine gute Ernte. Die ersten Freiland früchte sind bereits auf dem Markte. Himbeeren haben gleichfalls reichlich Blüten- oder Frucht triebe. Die Weinrebe hat zwar gut ausgetrieben, doch stehen die Blüten bei manchen Sorten erst beim 5. bis 6. Blatte. Vereinzelt gingen Mitteilungen ein über Schädigung von Erdbeerblüten durch Frost in der Nacht vom 12. zum 13. Mai sowie auch vom 18. zum 19. Mai. Trockenheit ist aber fast überall gleich und wäre zur weiteren Ent wickelung der jetzt gut stehenden Früchte durch greifender Regen erwünscht. Braunbart. Mitteilungen aus den Monatsversauunlungen im Königlichen Botanischen Garten zu Dresden, Frühjahr 1904. Von Professor Or. O. Drude. Die Vegetations-Entwickelung vom Februar bis April 1904. In der ersten Nummer dieses Jahrgangs (S. 4—9) habe ich die Resultate aus den Vege tationsbeobachtungen des Vorjahres mit einer längeren Beobachtungsreihe von 1891—1903 über die Termine des Frühlingseinzuges im Elb tal zusammengestellt. Es liegt nahe, diese kleine Arbeit noch zu vervollständigen um das, was der heurige Frühling an bemerkenswerten Dingen dazu geliefert hat: ein Beispiel der raschesten Entwickelung, zusammengedräugt in ihren Haupt momenten auf den Zeitraum von 12 Tagen, unter dem günstigen Einfluß einer für April ganz ungewohnt hohen Temperatur.*) Der milde Winter, dessen tiefste Temperatur schon Ende Dezember mit nicht ganz —15° 0. eingetreten war und der im Februar neben nächt lichen Frösten nicht unter — 7° 0. schon mehr fache Nachmittagstemperaturen im Schatten über 10" Wärme brachte, führte die" erste Marke des Vorfrühlings (siehe Nr. 1 dieser Zeitschrift, *) Es kam dies in der 4. diesjährigen Monatsver sammlung im Botanischen Garten am 2. Mai zur Ver handlung, erläutert durch die im Garten gewonnenen meteorologischen Aufzeichnungen.