Volltext Seite (XML)
Verpacken und Abliefern usw. Bei dem Selbst ernten des Obstes würde ich, abzüglich des halben Betrages für Gefahren, Auslagen und Abgang nicht marktfähiger Ware eine Mehreinnahme von 8 bis 10 M. pro Zentner der zurückgekauften Ware gehabt haben. Meine Kirschenernte habe ich, da Leute zur Zeit in der Landwirtschaft zum Pflücken abkommen können, seit 1896 nicht wieder verpachtet. Es wurden mir dazumal nur 50 M. als Pachtbetrag geboten. Angesichts der schönen Ware von meinen jungen Bäumen fanden meine Kirschen im Hause, ohne daß ich viel Mühe hatte, zu gutem Preise Abnehmer, und erzielte ich einen Erlös von 305 M. Rechne ich nun, daß 2 Mann 3 volle Wochen gepflückt, pro Tag 2 M. Pflücklohn, das sind. 72 M. ab, verbleiben alsdann immer noch rund 230 M. reiner Erlös. Das Selbsternten hat noch den Vorteil, daß ich die Arbeiter überwachen kann und Herr über meine Obstbäume bleibe. Der Pächter bekommt selbst zu höhern Löhnen selten gute Pflücker. Die Arbeiter beschädige:! vielfach die Bäume. Auch ernten die Pächter mit Vorliebe das Obst vor der vollständigen Baumreife, schon zu einer Zeit, wenn die Frucht stiele noch fest an den Zweigen sitzen, deshalb wird viel Fruchtholz mit abgebrochen, und die nächstjährige Ernte, besonders bei Kernobst und jüngeren Bäumen, noch mit geschädigt. Das Selbsternten und-Verwerten hat zwar bei umfang reichem Obstbau mehr Schwierigkeiten, es ist aber eine der wenigen Gelegenheiten, wo der einzelne Landwirt für seine Produkte einen hohen Preis verlangen und auch erzielen kann. Das Sortieren, Verpacken usw. ist zwar anfangs für den Landwirt etwas Ungewohntes, aber auch dies wird mit der Zeit viel geläufiger. Das Abliefern kann ganz nach Übereinkommen erfolgen. Es hat jedoch besondere Vorteile, die Ware dem Käufer selbst ins Haus zu liefern, man hat sofort Kasse, auch das Packmaterial sogleich wieder zur Verfügung. Der Käufer hat ebenfalls keine Umstände und Auslagen für Porto und Verpackungsmaterial. Der Preis für die Ware kann derartig gestellt werden, daß er sämt- liche Bemühungen des Lieferanten entsprechend entschädigt, ohne daß durch die Spesen die Ware für den Käufer zu teuer wird. Auch nachträg liche Aussetzungen an der Ware sind fast aus geschlossen. Nachdem in Nr. 4. d. Bl. über die Obst- vermitteluugsstelle in Dresden entsprechende Auskunft erteilt worden ist, gestatte ich mir noch besonders auf die mit den Ausstellungen ver bundenen Obstmärkte aufmerksam zu machen, wo der Erbauer direkt an den Verbraucher verkauft. Durch die Ausstellungsmärkte, verbunden mit dem Bestreben, gute Ware zu liefern, habe ich einen festen Kundenkreis erlangt, welcher gern höhere Preise anlegt, so habe ich auch höhere Preise erzielt als die Vermittelungsstelle in Nr. 4 notierte. Das Interesse am Obstbau und der Ertrag steigern sich, wenn bei entsprechender Sortenwahl, Düngung und Pflege, der Obstbau nur in deni Umfange betrieben wird, daß das Ernten und Verwerten der Früchte vom Erbauer selbst in die Hand genommen werden kann. 8. Kleine Mitteilungen. Zusammenstellung derin der Zett vom 21.August bis 31. Dezember 1903 wegen Vorkommens der 8un ckosk-Schildlaus von der Einfuhr zurükkgewiesenen Obstsendungen. Untersuchungsstelle Größe der Sendungen Inhalt der Sendung Fiisser Kisten Deklarationsbureau Ham burg 16 460 766 Äpfel Hansestadt Bremischen Amtes Bremerhaven . 3 Birnen Hauptzollamt Emmrich . . 9 1 200 Pfirsiche Apfel Apfel Hauptsteneramt Stettin 55 Apfel Reineelauden. Reineclauden verlangen zum Gedeihen eine warme Lage und einen tiefgründigen, warmen Boden. Das Platzen der Rcineclandenfrüchte ist manchen Sorten eigen, vielfach ist die Ursache aber auch in dem falschen Boden zu finden. Am besten werden Reineclauden in kleineren Obstgärten als Halbstämme oder als Buschformen gepflanzt. Na mentlich in letzter Form sind sie unermüdlich im Tragen und zeigen eine staunenswerte lange Dauer. In der Buschform läßt man sie ohne einen regel rechten Zweigschnitt wachsen und lichtet nur, wenn nötig, die zu dicht stehenden Äste. Die Früchte der Reineclauden sind auf den Märkten sehr gesucht, ein Zeichen, daß ein Mangel darin vorhanden ist. Überdies gebrauchen Konservenfabriken zum Ein legen große Massen, so daß der Anbau wohl anzu raten ist. Redakteur: Gartenbau-Inspektor Carl Braunbart, Meißen, Bismarckstraße 17. Verlag nnd Druck von C. Heinrich, Dresden-N., kl. Meißnergasse 4.