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Zucker zu erklären und praktisch vorzuführen. Desgleichen zeigte Frau Böhme-Loschwitz ihre Kunstfertigkeit in der Bereitung von Fruchtgelee aus sonst recht minderwertigen Süßäpfeln. Das Verfahren nach „Weck" und „Wolf" wurde wegen feiner Einfachheit und Sicherheit betreffs der Haltbarkeit bewundert und die von Frau Hauber und Fräulein Pekrun gespendeten Früchte tadellos befunden. Nach der Vorführung fand eine Monatsversammlung in den gleichen Räumen statt, in welcher man sich eingehend mit einer sehr wichtigen Frage beschäftigte und zwar: „der Beschränkung auf nur wenige Sorten bei Neu anpflanzungen!" Die Anregung dazu ging vom Vorsitzenden, Herrn Paul Hauber aus, welcher betonte, daß wir bei Fortbestand der jetzigen Verhältnisse im Obstbau nie leistungsfähig auf dem Obstmarkte auftreten könnten, da hier, wie überall, das Dauerobst in zu vielen Sorten er baut wird. Redner empfiehlt, nur 3—5 Apfel sorten zu wählen und zwar diejenigen, welche sich in unsrer Gegend als die besten für unsere Verhältnisse erwiesen haben, und mit allen Mitteln dahin zu streben, daß diese wenigen Sorten von allen, welche zum wirtschaftlichen Zwecke Obst bäume pflanzen, angepflanzt und ältere gefunde Bäume damit veredelt werden. Die meiste Aus sicht, angenommen zu werden, hatten 1. Renette Baumann, 2. gelber Edelapfel, 3. entweder Renette Landsberger oder Schöner von Boscoop oder Ribston Pepping. In der Novemberver- fammlung hielt Herr Gartenbauinspektor Braun bart einen Vortrag über: „Sortenwahl für größere Anpflanzungen". Gelegentlich des Vor trags sprach sich Herr Braunbart anerkennend über die von unserm Vorsitzenden gegebene An regung betreffs der Sortenbeschränkung beim Großobstbau aus. Nach diesem beschäftigte man sich noch mit der Beratung über eine im nächsten Jahr anläßlich des 25 jährigen Bestehens des Vereins zu veranstaltende Obstausstellung. Es wurde beschlossen, dieselbe in größerem Rahmen und mit der dem Jubiläum entsprechenden Feier lichkeit abzuhalten. In der Schlußsitzung des Jahres hielt Herr Obergärtuer Hector einen Vortrag über: „Fehlerhafte Pflanzung und Schnitt der Obstbäume und die dadurch ent stehenden Nachteile". Die Mitgliederzahl ist von 145 auf 159 gestiegen. Unser diesjähriges Stiftungsfest fand am 15. Januar 1904 im Gasthof zum Erbgericht, Niederpoyritz statt und nahm daselbst einen sehr schönen Verlauf. Das alte Jahr war in Bezug auf die Erträgnisfe nicht gerade geeignet den Obstliebhaber Freude an seinen Obstbäumen erleben zu lassen, denn was trotz der ungünstigen Frostwitterung im Frühjahr noch auf den Bäumen war, wurde, wenn es durch die abnorme Trockenheit nicht fchon zum Abfallen gebracht war, durch anhaltende Herbststürme schließlich doch noch abgeschüttelt oder mindestens beschädigt und dadurch mancher Garten- und Obstanlagenbesitzer empfindlich an seinen Einnahmen geschmälert. Wir brauchen aber sehr nötig Obstjahre, in denen unsern Züchtern reicher Segen zu teil wird, damit sie freudig und gern an den vielfachen Arbeiten an den Bäumen und im Verein teilnehmen und nicht entmutigt werden. Wir wünschen deshalb allen unsren Mitgliedern ein recht gesegnetes 1904 und bitten sie treu zum Verein zu halten und das Jubiläumsjahr zu einem schönen und denkwürdigen gestalten zu helfen. Tolkewitz im Februar 1904.' Carl Hector, Obergärtner, d. Zt. Schriftführer. Bezirks-Obstbauverein Pirna. Aus der Generalversammlung am 19. März dieses Jahres ist zu berichten, daß 1. vom Vor trage des Jahresberichters, der zugleich als Fest schrift für das 25 jährige Bestehen des Vereins gilt, weil gedruckt in aller Händen, abgesehen wurde, 2. daß die Jahresrechnung, die mit einem Vermögens-Kassenbestande von 1153 M. ab schließt, vom Schatzmeister Herrn Tögel vor getragen und — wie auch die Abrechnung über die Jubiläums-Obstausstellung — geprüft, und für richtig befunden wurde, 3. daß die aus dem Vorstande nach den Satzungen Ausscheidenden sämtlich wieder gewählt wurden, 4. daß der Antrag des Vorstandes, gute Modelle der ver breitetsten Obstarten mit richtiger Benennung zu beschaffen und den Mitgliedern zugänglich zu machen, nach Begründung des Antrags durch den Vorsitzenden und Vorlegung von 12 vor züglich hergestellten Fruchtobstsorten aus der Fabrik in Vogelgesang bei Pirna einstimmig angenommen wurde. Erleichtert wird die Aus führung durch die entgegenkommende Bereit willigkeit des Herrn Kunstgärtner Gregor, dem für die Modelle zu beschaffenden Glasschranke einen geeigneten Platz im Schaufenster seines Ladens auf der Bahnhofstraße zu gewähren. Nachdem der Vereinsvorsitzende, Herr Hüniche, das Obstbaubuch des Herrn Pekrun empfohlen und Bestellungen darauf entgegengenommen und mitgeteilt hatte, daß sich die Zahl der Vereins mitglieder nach der Obstausstellung von 93 auf 114 erhöht hatte, (unter den Neueingetretenen auch Herr Amtshauptmann Freiherr von Teubern), hielt Herr Gartenbauinspektor Braunbart- Meißen einen inhaltsreichen freien Vortrag „über die Mittel, die sich zur Förderung des Obst baues empfehlen". Der Vortrag wurde von der Versammlung (es waren 46 Herren erschienen) mit lebhaftem Beifall und herzlichen Dankes- worten des Vorsitzenden entgegengenommen. In der Besprechung wurde die Anregung, Muster obstgärten zu errichten, erörtert, wobei von Herrn