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29 und zumeist auch der ausländische Pflanzenhandel in Hamburg. Für ängstliche Gemüter, die noch immer fürchten sollten, daß die St. Joss-Läuse uns auf die Obstbäume vom amerikanischen Obst aus überkriechen, will ich hier zur Beruhigung mit teilen, daß dies durch die Pflanzenschutzstation und durch die Wachsamkeit des leitenden Direk tors Or. Brick und seines Personals so gut wie ausgeschlossen erscheint. Es ist aber sehr lohnend, lehrreich und interessant, die Station zu besuchen, einesteils um amerikanische u. s. w. Obstsorten zu studieren, um die Verpackungen und deren Brauchbarkeit kennen zu lernen, um den Betrieb der Station selbst kennen zu lernen, die interessanten Samm lungen von Obst- und Weinbau-Schädlingen und Pilzen resp. deren Kulturen unter der sach kundigen Führung des Herrn Or. Brick oder seines ersten Assistenten des Herrn vr. Reh zu besichtigen und tust not l6U8t den ganzen Betrieb der großen Fruchtauktionen aus eigenem Anschein kennen zu lernen. Es dürfte daher jedem Fachmanne, Obstzüchter u. s. w., der in den Monaten November — Dezember nach Hamburg kommt, zu empfehlen sein, sich aus eigener An schauung ein Bild von dem Leben und Treiben in den großen ertra für den Zweck erbauten heizbaren Fruchtschuppen L am Versmannquai zu verschaffen. Die Auktionen finden in der Regel an einem Dienstag statt und ist am Montag die Besichtigung des Obstes der ein zelnen Cavelinge gestattet. Wie umfangreich eine solche Auktion ist, möge man daraus ent nehmen, daß am 16. Dezember 1902 25000 Fässer verauktioniert wurden. Wer nun aber glaubt, daß es sich nur um einige wenige Sorten bei diesen Auktionen handelt, der irrt sehr. Ich zählte auf einer Auktion am 16. Dezember 1902 bei flüchtigem Überschlag der Auktionslisten 56 Sorten und zwar: Lstävin Latäevin Daiicv Nusssts Dox *kus8srs Hsvloevu Dippin8 8^22 1VsH8 I4nä88Z- Nn88St8 t?i8cUsr Lsläviiis Ls2 Oavi8! Otov Vg,Hvin8 Ds.26^ 8ssck8 8ksck8 Ds.20^ NkUI ^.Mts8 Nou 820U Ds-äv 8wssi Oo1ä Nu88tzt8! 8evas.r Oominis Drsuck Dippin8 Lpv 8plt2 6rssninK8 Lsllüoevsr Kv Dippin8 Hnt)t>g.ll8toNS8 Ds-UVZI ?ÜS20X D1ppin8 IlUsevkUsi- IVUHs 8xit^sndsrK Horcksrn 8p^ ' lock Dippins D08I02 ?ixpi28 H28 appls Üixxin8 LIs,i26 La1ä^i28 Deä 8trixs Dock t?ixxin8 6ti11üovsr OLNs.6-1 rsä Impsriat üor L12A8 rsä. spitx 'tVms 88p L1s.ck SM1S8 8ssck 20 turtUsi' 1^11128,22 'tVinä. 88P8 820V Durldiitt No11^ L1tz2 01'8,2^8 Doll82ä I?1x^>i28 6a1l88lc8ev Doinsrov 8tra vösri^ DIiöLix. Es waren zwar in der Hauptsache in verschiedenen Abarten: Lulärvins, kippius, kusssts und Leu Ouviv, Orssnin^, außer dem aber doch noch 40 distinkte Sorten in größerer oder kleinerer Anzahl von Fässern. In Bezug auf den Geschmack zeichneten sich besonders Lsn Vuvi8 und die ?ix>xiQ8 durch aromatischen Geschmack und Saftreichtum aus. Während im allgemeinen die Äpfel ein grobes Fleisch, viel Saft haben, zeichnet sich die große Mehrzahl der Sorten durch fadsüßen Geschmack aus, die edle Apfelsäure, das feine Aroma vieler unserer edlen Apfelsorten fehlt hier mit Aus nahme obiger Sorten fast ganz. Die Früchte stammten vom Osten Amerikas und wurde mir gesagt, daß im allgemeinen die Früchte aus Kalifornien, welches in der Hauptsache lEsrvtou ?ippiu8 liefert, viel edler und wohlschmeckender wären. Sehr erstaunt war ich über die Menge Fässer, in denen die Apfel sehr stark mit Fusi- kladium besetzt waren. Am meisten gewundert habe ich mich aber über den miserablen Zustand, in dem das Obst ankam; man sucht uns immer die amerikanische Verpackung als musterhaft hin zustellen, dies, was ich hier sah, war nur ein Muster, wie es nicht gemacht werden darf. — Wenn das Obst in solchem Zustande oft herüber kommt, so wird es uns nicht schwer halten, wenn sich unsere Obstzüchter etwas Mühe geben, streng reell sortiert und sorgfältig ver packt zu liefern, die Konkurrenz zu verdrängen. Zwar werden diese Behauptung einzelne Obst händler Hamburgs vielleicht nicht gelten lassen, weil sie wahrscheinlich beim amerikanischen Obst mehr verdienen, an diese resp. deren Urteil darf man sich dann aber nur nicht stoßen. — Die Qualität befriedigte mich und auch diverse aus wärtige Händler durchaus nicht, die Mehrzahl der Früchte war mit Druckstellen versehen, sehr viel faules Obst dabei, so daß unten aus den Fässern die Brühe nur so Heraustrieb und die Unternehmer gezwungen waren, ganze Mengen von Fässern umzupacken, auch wurmstichige Früchte fand ich dazwischen. Nach dieser Abschweifung will ich kurz den Hergang der Auktionen schildern, um dann mit zuteilen, wie die Pflanzenschutzstation arbeitet. Kommissionäre oder Kaufleute aus Hamburg kaufen drüben das Obst für fest frei an Bord Neuyork u. s. w Wenn die Ladungen in Hamburg eintreffen, werden dieselben aus den großen Amerikadampfern vermittelst Schuten an die Fruchtschuppen gebracht, ausgeladen und nach Sorten und Marken zu verschieden großen