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Der Winterschutz von Pfirsich- und Aprikosenspalieren. Von F. May, Obstbauteckmiker in Herford. Viele Obstzüchter glauben ihren Pfirsichen und Aprikosen einen Liebesdienst zu erweisen, wenn sie denselben möglichst früh im Herbste mit schwerem warmem Deckmaterial Schutz gegen die Unbilden des Winters geben. Werden im Früh jahre diese Winterdecken entfernt, so zeigt sich, daß viele der vorjährigen Triebe, soweit sie nicht ausgereift waren, schwarz geworden sind und daß dieses auch auf die gesunde» Teile übergegangen ist; auch zeigen sich bald die Anfänge des Gummi flusses. Durch die warme Decke sind die Blüten knospen weit vorgerückt und fallen meist den ersten kühlen Nächten zum Opfer. Wollen wir diesem vorbeugen, so ist vor allem dafür zu sorgen, daß das Holz genügend aus reift; es schadet den Pflanzen nicht, wenn sie auch von leichten Frösten überrascht werden, hierdurch wird vielmehr das Ausreisen des jungen Triebes beschleunigt und sie widerstehen der Fäulnis und den Krankheiten besser. Als Deckmaterial werden Tannenreisig, Bast matten und Segeltuch (Packleinen) verwendet, diese sind leicht und legen sich nicht direkt auf die Pflanzen. Die Anwendung hat so zu er folgen, daß zwischen Spalier und Decke ein Luft raum entsteht; dieses kann man durch Anbringen eines Vorsprunges über den Spalieren erreichen, oder es werden hierzu eiserne Träger verwendet, die eine Latte tragen, an welcher die Deck materialien leicht befestigt werden können. Werden letztere im Laufe des Winters auch feucht, so kommt die Feuchtigkeit doch mit den Pflanzen nicht in Berührung. Im Februar oder sobald wärmeres Wetter eintritt, empfiehlt sich ein Lüften der Decke, um einem zeitigen Treiben vorzubeugen; bei drohendem Frost muß jedoch die Decke wieder geschlossen werden. Ist Tannen reisig verwendet, so wird eine Lüftung der Schutz decke erspart, dieselbe tritt vielmehr durch Ab fallen der Nadeln von selber ein und die Pflanzen -werden hierdurch nach und nach abgehärtet. Zu der Verwendung von Strohmatten und sonstigen schweren Decken ist nicht zu raten, denn durch die erfolgende dichte Abschließung entsteht bei warmer Witterung feuchte dumpfige Luft, und die Folgen hiervon sind bei nicht aus gereiftem Holze die schon vorhin erwähnten Nach teile. Auch die Blütenknospen leiden Not und faulen fort, wodurch sich dann ein großer Teil der Knospen nicht öffnet, sondern abfällt. Eine leichte Decke, die trotzdem frostsicher ist und nicht zu kostspielig wird, ist demnach für Pfirsiche und Aprikosen stets vorzuziehen. („Geisenheimer Mitteilungen über Obst- und Gartenbau".) Aus den Bezirks-Obstbanverein Schwarzenberg. Der unter Vorsitz des Herrn Amtshaupt mann Demmering-Schwarzenberg stehende Be zirks-Obstbauverein hielt am Reformatiousfeste in hiesiger Stadt eine äußerst stark besuchte Wanderversammlung ab, bei welcher Gelegenheit Herr Gartenbauinspekior Braunbart-Großenhain einen sehr vorzüglichen, den echten Praktiker ver ratenden, mit großem Beifall ausgezeichneten Vor trag bot: „über die Pflege des Obstbaumes, die Obsternte, das Sortieren, Aufbewahren und Verpacken der Früchte". Der bestehende, äußerst tätige Obst- und Gartenbauverein im benachbarten Schneeberg-Neustädtel hatte aus Anlaß genannter Sitzung eine wohlgeordnete, reichbeschickte Obst ausstellung veranstaltet, die trotz der vorgerückten Zeit die verschiedensten Obstsorten aufzuweisen und sich eines sehr starken Besuches zu erfreuen hatte. Nicht weniger als 150 Teller mit Äpfel und 112 Teller prächtiger Birnen sind zur Aus stellung gekommen. Selbst Pfirsiche und Trauben sehlten nicht. Es ist somit der Beweis geliefert, daß bei rationeller Pflege, entsprechender Be handlung und genauer Auswahl der Sorten Vereinen. auch in den höher gelegenen Teilen unseres schönen Erzgebirges vortrefflich Obstzucht ge trieben werden kann. — Gleichzeitig sei bemerkt, daß auch die Rosenkultur selbst in hochgelegenen Orten, wie z. B. in Oberwiesenthal am Fichtel berg vorzüglich in Blüte steht und die Erdbeer zucht daselbst nicht wenige Anhänger gefunden hat, fo daß von einem „sächsischen Sibirien", wie man jene hochgelegenen Teile oft benannte, wohl nicht mehr die Rede sein kann. N. Bezirks-Obftbauverein zu Rochlitz. Die am 15. bis 18. Oktober d. I. in Rochlitz abgehaltene Obstausstellung wurde Sonnabend mittags 12 Uhr durch Herrn Amtshauptmann vr. Süßmilch, den Vorsitzenden des Bezirks- Obstbauvereins, eröffnet. Die Beschickung der Ausstellung war eine derart umfangreiche, daß der große Saal des Gasthofs „Stadt Leipzig" völlig in Anspruch genommen wurde. In etwa 1600 Tellern fanden die von annähernd 80 Aus stellern eingelieferten Früchte Platz; auch Kon serven und Obstweine gelangten in größerem