Volltext Seite (XML)
166 Zum probeweisen Anbau werden außerdem noch folgende Kernobstsorten, nach der Reifezeit geordnet, in Reisern abgegeben: n) Äpfel: 1. Frühe Muskat-Renette, August—September; 2. Fraas Sommer-Kalvill, August—September; 3. Doppelter Holländer, November—Januar; 4. Kaiser Wilhelm, November- April; 5. Prinz Albert, November—März; 6. Carpentin, Dezember—März; 7. Coulons-Renette, Dezember—März; 8. Thouins Renette, Dezember—März; 9. Königin Sophienapfel, Dezember- April; 10. Zimmtrenette, Februar—April; 11. Lhlkofer Pepping, Januar-Juni; 12. Winter- Zitronenapfel, Januar—Juni. b) Birnen: 1. Giffards Butterbirne, Juli—August; 2. Solaner, August; 3. Schwarzburger Birne, August—September; 4. Frühe von Tröveux, August; 5. Dr. Lentier, September—Oktober; 6. Prinzessin Marianne, September—Oktober; 7. Le Lectier, Dezember—Januar. Großenhain, am 25. November 1904. Das Direktorium des Landes-Gbstbauvereins für das Königreich Sachsen. Or. Uhlemann. Preisschrift des Kgl. Ökonomierats Herrn Rittergutsbesitzer Garcke auf Wittgendorf, Provinz Sachsen. (Schluß.) Wenn wir nun durch die Maßnahmen, welche ich im vorstehenden mehr andeuten mußte, als ausführen konnte, wieder höhere Ernten regel mäßig erzielen, dann müssen wir aber auch für eine gute Verwertung sorgen. Jetzt liegen die Verhältnisse znm Teil noch so, daß die zur Unzeit gepflückten und unzweckmäßig aufbewahrten Früchte draußen auf dem Lande verfaulen, während das kaufende städtische Publikum danach schmachtet. Es handelt sich also zunächst darum, Verkäufer und Käufer einander näher zu bringen und das geschieht am besten auf Obstausstellnngen und Obstmärkten. Aus den ersteren hat man ja nun fast überall mit dem unglücklichen Tellersystem gebrochen und angefangen, in Körben oder Kisten auszustellen. „Nicht vieles aber viel!" lautet heute die Parole auf den Obstausstellungen und damit werden sie mehr und mehr zu Märkten. Diese aber wieder sind es ganz besonders, welche erzieh lich auf den Obstbauer einwirken. Mit vier oder fünf schönen, glatt auf einen Pappteller gelegten Früchten zu prahlen, ist kein Kunststück und keine Leistung, die eine Auszeichnung verdient, aber vier bis sünf Zentner tadellose Früchte in geschickter Aufmachung dem Publikum zu bieten, dazu ge hört schon etwas, obwohl auch diese Leistung für größere Besitzer noch als Anfang zum Besseren zu betrachten sein dürfte. Die an den Markt oder zur Ausstellung gebrachten Körbe und Kisten sollen ja doch nur Proben enthalten und auf jedem follte vermerkt sein, wie viel Zentner in derselben Ware zu einem bestimmten Preis, lieferbar an dem und dem Tage, zu Hause bereit liegen. Jetzt verschanzt sich mancher, der nichts an seinen Obstbäumen tun will, hinter der Aus rede, das Obst koste nichts, wenn wir einmal eine reichliche Ernte gehabt hätten, hat er aber erst einmal auf dem Obstmarkt mit seinem vor zeitig gepflückten, verschundenen und zerstoßenen Zeug zwischen normaler Marktware gehalten, dann wird er sich sagen, daß er so nicht weiter wirtschaften kann, wenn er sich vor seinen Be rufsgenossen und den Käufern nicht lächerlich machen will, dann gibt er den Obstbau zum Verkauf auf oder er läßt ihm sein Recht zu kommen wie jedem anderen Zweig der Land wirtschaft, denn er weiß nun, worin der schlechte Preis seinen Grund hatte. Wie gutes Obst gesucht und bezahlt wird, dafür ein Beispiel aus der Praxis heraus. Im Dezember 1901 hing an einem Laden in Chemnitz ein Plakat, auf dem zu lefen war, daß das Pfund Äpfel 5—7 Pfennige koste. Ich ging hinein und fand in einem weiten, nicht einge richteten Raum einen großen Haufen auf der Erde hochaufgeschütteter Äpfel liegen. Für 7 Pfennige wurden sie in den Korb gelesen, für 5 mit der Schaufel eingeschippt. Harte und weiche, süße und sauere, frühe und späte Sorten lagen da friedlich untereinander, der Öbster hatte jedenfalls Baum um Baum ohne Rücksicht aus die Reifezeit gepflückt und die mit etwa 3 Mark bezahlte Ware in Säcken oder gar frei in den Wagen verladen. Wenige Tage danach sah ich, wie mein Lbster Äpfel verpackte, ich fragte nach dem Preis und erfuhr, daß die Privatkundschaft 13—15 Mark für den Zentner zahle. Besonders feine Sorten waren es gerade nicht, die zum Versand kamen, aber jeder Apfel tadellos, kein gedrückter oder fleckiger darunter, jede einzelne Frucht in Papier eingehüllt, zwischen den Schichten und an den Rändern der Körbe Holzwolle und natürlich nur die Sorte, welche der Käufer be-