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162 Baumanns Renette ist gar nicht genug zu empfehlen, sie hat sich in nassen und trockenen Jahren vor züglich hewährt. Schade ist, daß die herrliche Goldrenette von Blenheim so spät trägt, der Baum ist gesund und bringt auserlesene Früchte. Bon Birnen sind besonders hervorzuhcben Bosks Flaschenbirne, Gute Louise von Avranches und Williams Christbirne. Die Birnen haben im all gemeinen wegen ihrer tiefgehenden Wurzeln nicht so stark unter der Trockenheit zu leiden. Von Beerenfrüchten lieferte wieder trotz aller Dürre schöne Erträge die große rote holländische Johannisbeere. Zum Massenanbau ist diese Sorte wohl die geeignetste, sic widersteht allen Witteiungs- einflüssen. Stachelbeeren reiften früh und die be kannten Sorten, wie Maurers Sämling, Früheste, von Neuwied, Rote und weiße Trinmphbeere, waren gut. Unter den Himbeeren gebe ich Marlburough unbedingt den Vorzug, trotz der Trockenheit waren die Jahrestriebe, welche die nächstjährige Ernte liefern, gut. Mit einigen sonst sehr guten Erdbecrsorten war es traurig bestellt. Bon der sehr aromatischen Lonis Gauthier waren die Früchte klein und viel fach verbrannt, die Pflanzen wuchsen fast gar nicht, machten keine Ranken. Die neuere Sorte, Ruhm vou Machern, verträgt gar keine Trockenheit, ebenso St. Joseph, auch Deutsch-Evern hatte wohl viele Früchte, aber diese blieben klein. Dagegen haben sich gut bewährt Ruhm von Döbeltitz, Uuxlons noble, Kaisers Sämling. Von allen genannten Sorten möchte ich für trockene Lagen besonders empfehlen: Charlamowsky, Cox-Oraugen-Renette, Schöner von Boskoop, Grahams Jubiläumsapfel, Jakob Lebel, Bosks Flaschenbirne, Gute Louise von Avranches, Große rote holländische Johannisbeere, Maurers Sämling, Rote und weiße Triumphbeere, Marlburough- Himbeere, Ruhm von Döbeltitz, Imxtoiw noblo und Kaisers Sämling. L. Schildknecht, Sornzig, Bez. Leipzig. TieVereinigung von Geflügelzucht und Obstbau. Die Vereinigung von Geflügelzucht und Obst bau ist ohne Frage sehr vorteilhaft. Das Geflügel hält Insekten, Larven nnd Würmer nieder, welche entweder die Bäume oder die Früchte oder beide beschädigen, während die Bäume dem Geflügel den notwendigen Schutz gewähren. Namentlich in Äpfel-, Birnen- und Pflaumengärten ist der Nutzen des Geflügels sehr groß. Die Tiere halten nicht nur die Insekten nieder, sondern sie scharren in den Baumschüsseln den eignen Dung unter, vermischen ihn mit der Erde und bringen so Nahrung an die Wurzeln der Bäume. Dieser außerordentlich große Nutzen, den sie durch ihren Dünger den Bänmen bringen, ist weniger bekannt als er cs zu scin verdient. So erzählte nach 6rssns INuit Oroevsr ein Geflügel züchter des Staates New Uork, daß Apfelbänme, welche ihm früher nur alle zwei Jahre eine Ernte brachten, jetzt jährlich eine volle Ernte bringen, was nur der größeren Fruchtbarkeit des Bodens durch die Geflügelfäkalien zuzuschreiben ist. Ein Farmer in Maine, welcher 200 Hennen in einem Stall von 15X3,60 in hält, gibt ihnen freien Auslauf in einem Apfelgarten von 400 yrn, der mit einem 1,20 in hohen Zaun aus Drahtgewebe umgeben ist. Dieser Mann erzählte einem Besucher, welcher seine herrlichen Äpfel bewunderte, daß er vor 6 Jahren nur 50—75 Buschels (1 busllol fScheffelj — 36 I) jährlich von dem ganzen Garten geerntet habe, daß er jetzt aber 300—400 Buschel Äpfel jährlich gewinne. Da dieser Garten 30 Jahre alt war, so ist ersichtlich, daß lediglich durch das Geflügel sein Ertrag mehr als verdoppelt worden ist. Die bemerkenswertesten Resultate zeigten sich bei Nortbsrn Bäumen, welche in einer Ecke des Gartens standen und nicht sehr viel von dem Geflügel besucht wurden, bis der Besitzer etwa 40 Junghennen unter einem derselben einzäunte. Der Baum hatte niemals Äpfel getragen, welche zu irgend etwas zu gebrauchen waren. Die wenigen, die er trug, wurden den Schweinen vorgeworfen. Im zweiten Jahre, nachdem die Hennen unter ihm eingezäunt worden waren, stellte sich eine gute Ernte schöner Früchte ein und seitdem hat er in jedem Jahre eine volle Ernte tadelloser Äpfel gebracht. Eine ähnliche Erfahrung machte ein bekannter amerikanischer Wyandotte-Züchter. Als derselbe mehr Raum für sein Geflügel gebrauchte, kaufte er 20 000 gm (5 aares) hinzu, die an sein Grund stück anstieben. Ein Teil desselben bestand aus einem alten Garten. Der Züchter erzählte: Letzten Herbst haben wir 100 Buschels mehr von diesen alten und vernachlässigten Bäumen geerntet als früher. Außerdem waren die Früchte größer und wohlschmeckender. Wir selbst haben eine gleiche Erfahrung gemacht. Im Herbst 1898 wurden hier auf einem Morgen Land, auf dem ca. 100 Hühner gehalten wurden, hochstämmige Stachelbeeren und Johannisbeeren gepflanzt, welche bereits im Jahre 1899 derart mit Früchten bedeckt waren, daß zahlreiche Zweige und sogar einzelne Stämme brachen. Die Hühner haben den großen Vorteil bei ihrer Haltung in Obstgärten, daß sie im Sommer reichlich Schatten finden, der ihnen für ihre Ge sundheit unentbehrlich ist. Wenn möglich, stelle man den Hühnerstall in oder an den Rand des Obstgartens und lasse die Hühner frei darin hernmlaufen oder teile den Garten durch Zäune je nach der Anzahl der Linien, welche man nebeneinander züchtet. (Nutzgeflz.)