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156 des Untergrundes nicht mehr lohnen und es sich empfehlen wird, das ganze Terrain als Baum wiese oder auch Schaaftrist zu nutzen. Wird das in Aussicht genommen, dann sind die Bänme von Haus aus etwas höher zu wählen und mit den Jahren von unten her kahler zu halten als sonst üblich. Pyramiden, Kordonbäume und Beerensträucher würden bei dieser Art der An lage, die sich mehr für den Großbetrieb eignet, nach und nach zu entfernen sein. Haben wir so die drei wichtigen Fragen, wo, wie und was zu pflanzen sei, nach den je weiligen Verhältnissen genau erwogen, dann können wir getrost auf reichen Segen hoffen, denn wir haben eine sichere Grundlage geschaffen, ans der sich wohl weiter banen läßt. In der Hauptsache handelt es sich nur um Schnitt und Düngung. Was den ersteren anbelangt, so muß er bei Formen- bezw. Zwergbäumen nach ganz bestimmten Regeln ansgeführt werden, welche der freundliche Leser aus verschiedenen Lehrbüchern erlernen und in der Praxis erproben mag. An Hoch- und Halbhochstämmen schneide man so wenig wie möglich, im Garten mehr als im Freien, an Kirschen nur das Allernot wendigste. Unter allen Umständen müssen natürlich die Äste entfernt werden, welche aus der regelmäßigen Form der Krone Hinaussparren, sich übereinander legen oder quer durch den Baum hindurch wachsen. Es ist deshalb not wendig, noch lange Jahre nach der Pflanzung nachzusehen und nachzubessern. Ein Einstutzen der Äste bei vor Jahren gepflanzten Hochstämmen vermeide ich nach Möglichkeit, denn ich halte es für eine durchaus falsche Ansicht, wenn man meint, daß der Baum dadurch kräftiger und im Stamm stärker werde. Die Blätter müssen den Saft verarbeiten, je weniger davon da sind, desto mangelhafter geschieht das. Unter allen Um ständen bin ich aber, und zwar ohne mich dabei einer Inkonsequenz schuldig zu fühlen, für ein starkes Zurückschneiden der Krone bei der Pflanzung selbst. Der Baum verliert auch, wenn er in der Schuleisehr vorsichtig ausgehoben wird, doch sicher drei Viertel und mehr seiner Wurzeln. Wird die Gelegenheit zur Einnahme, d. i. hier die Saftaufnahme, so sehr vermindert, so muß auch die zur Ausgabe, zur Ernährung der Äste usw. eingeschränkt werden. Geschieht das nicht, dann muß der Baum vom Bestände zehren und das tut nicht gut. Die Bäume, welche anderwärts und versuchs weise auch bei mir unbeschnitten blieben, trieben zunächst nur büschelartig an den äußersten Enden der Äste aus, dort aber häufig so stark, daß diese sich bei Regenwetter mit der Spitze nach unten bogen und die Krone somit ein schlechtes Aussehen erhielt. Zudem kam, daß die Augen längs der Äste verkümmerten und auch im zweiten oder dritten Jahre nicht anstreiben wollten. Der Übelstand, daß die Bäume sich schon in der Jugend vom Stamm aus zu hohl und kahl stellen, wurde ihnen also gleich bei der Pflanzung anerzogen. Allerdings sehen das nicht alle Baum pfleger als einen Übelstand an. Denn man sieht leider nur zu oft, besonders an Straßen, ver hältnismäßig junge Bäume, denen die Seitenäste bis zu mehr denn einem Meter von der Gabelung aus vollständig kahl und glatt „geputzt" sind. Dafür sitzt dann aber gewöhnlich am Ende eines jeden Astes ein dichter Besen schwacher Triebe. Bilden sich an diesen dann ja Fruchtholz und Früchte, so werden sie vom Wind hin und her getrieben und es bleibt natürlich nichts sitzen. In den ersten Jahren soll der Baum nur dicht an dem Stamm Früchte haben, dort ist das Trageholz solange als möglich zu erhalten, da für ist aber der äußere Umfang der Krone mög lichst licht zu halten. Mit der Zeit, oft früher als uns lieb ist, stellt sich der Baum ganz von allein immer kahler, können wir das nicht ver hindern, so sollen wir es doch nach Möglichkeit aufzuhalten versuchen. Es ist eine bequeme Ausrede, zu sagen, der Baum benötige Luft und Licht. Im rechten Maße und an der rechten Stelle gewiß, besonders, wie gesagt, an dem äußeren Teil der Krone, dorthin zu gelangen ist nur sehr viel unbequemer als von der niedrigen Leiter aus in der Mitte herumzuhantieren. In Beziehung auf den Baumschnitt verweise ich auf das Werk des Herrn Pekrun, Weißer Hirsch. Wie der Hersi Verfasser bei seinen Ausführungen den Beifall sowohl der Fachmänner als auch derer gefunden hat, welche Belehrung suchen, beweist der Umstand, daß bereits das zwanzigste Tausend der Broschüre gedruckt vorliegt. Es genügt aber längst nicht, das Gedeihen der sichtbaren Teile des Baumes zu fördern, wir müssen auch den unterirdischen, den Wurzeln ganz besondere Aufmerksamkeit schenken und da für sorgen, daß ihnen Platz und Nahrung nicht verkümmert wird. Sehen wir uns z. B. ein mal die Pflanzscheiben frisch gesetzter Bäume an, wie oft werden wir auf solchen Unkrautstöcke mit gewaltigem Wurzelvermögen finden. Ziehen wir probeweise einen davon heraus, so werden wir nur einen geringen Teil seiner Fädenwurzeln fassen, aber uns doch sagen müssen, daß die, welche wir zu Gesicht bekommen, schon hinreichten, den Wurzelstumpfen des jungen Baumes Nahrung nnd Feuchtigkeit vollständig abzuschneiden. Es ist deshalb unter allen Umständen ge boten, die Baumscheibe die ersten Jahre nach der Pflanzung auf das peinlichste rein und feucht zu halten, denn auch bei der größten Vorsicht kommt der junge Baum doch in gewissem Sinne krank, oder richtiger gesagt, verwundet und abge mattet an Ort und Stelle. Die Baumschulen-