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dem Blutenstaub derselben Sorte nicht befruchten. Bestimmte Beweise für die Richtigkeit dieser Be- hanptnng fehlen noch, alle Anzeichen sprechen aber dafür, daß doch etwas an der Sache ist und da dürfte es wohl geraten sein, sür alle Fälle vorzubeugen. Dann muß aber auch damit ge rechnet werden, daß die eine Sorte viel, die andere wenig Platz beansprucht, da wo wir also die Entfernung" der Baumreihen nicht verschieden nehmen können, würde unter Umständen die Ausnutzung von Luft und Licht eine ganz ver schiedene sein, wenn wir nicht schmal- und breit- kronige Bäume miteinander abwechseln lassen wollten. Stellen wir uns einmal das Bild einer Straße vor, auf welcher langhin alle Bänme gleich weit voneinander stehen und immer auf etwa zwei Kilometer dieselbe Sorte gepflauzt ist. Nach zwanzig bis dreißig Jahren werden auf der einen Strecke die Bäume an,-, wenn nicht ineinander gewachsen sein, während sie auf der anderen noch größere Zwischenräume zeigen. Das ist unpraktisch und bietet auch in landschaft licher Beziehung ein schlechtes Bild, denn beim Durchfahren erscheint später die Straße bald schmal, bald breit. Um den Obstbau rentabel zu gestalten, muß, wie schon bemerkt, bei der Wahl der Sorten die geschäftliche Seite sehr berücksichtigt werden. Der Mann, welcher sich zwei Kilometer Apfel anhang ersteht, muß das Geld dafür Ende Juli oder Anfang August auf den Tisch legen, er will einen Teil davon sobald als möglich wieder haben, den andern aber durch Ausnutzung der Winter- und Detailpreise vom Herbst bis Früh jahr nach und nach einnehmen. Er will eben handeln und jederzeit verkaufen können, es nützen ihm demnach nur frühe Früchte ebensowenig wie nur späte. Mit Rücksicht darauf habe ich z. B. geraten, eine zehn Kilometer lange Straße so zu be pflanzen, daß auf je zwölf Meter eine Lands berger Renette und ein Schöner von Boskoop steht. Um den sehr leistungsfähigen guten Aue- boden gründlich auszunützen, sind Goldparmänen als Zwischenpflanzung gesetzt, äußerlich als solche kenntlich gemacht dadurch, daß sie fünfundzwanzig Centimeter kürzer im Stamme find als die andern. Diese sollen später entfernt werden. Zu eng ist die Pflanzung keineswegs, denn die Straße hat eine Breite von 13 Metern, die Wurzeln haben demnach Raum, sich auszulaufeu. Hier ist also bei entsprechender Abwechselung doch die Einheitlichkeit gewahrt. Es stehen auf zehn Kilometer nur drei Sorten, die Aufkäufer iu den Städten werden es bald wissen, daß hier von diesen in Masse zu kaufen ist, wenn auch bei verschiedenen Öbstern. Die letzteren wiederum haben vom Oktober an Goldparmänen, dann Landsberger Renette und schließlich gegen das Frühjahr hin den Schönen von Boskoop zu ver kaufen. Ich hoffe, die Leute werden später untereinander dahin wetteifern, daß ein jeder bester wird sondern und sortieren wollen als der andere, um einen höheren Preis zu erzielen. Zu diesem wirtschaftlichen Vorteil kommt, daß die Straße zur Blüte- und Erntezeit niemals ein eintöniges, sondern immer ein abwechselungs reiches Bild bieten wird. Bei der Bepflanzung mit Süßkirschen muß anders verfahren werden, da handelt es sich um das Verjagen der Staare und anderer Vögel sowie darum, die Passanten vom Naschen der genußreichen Früchte abzuhalten. Wenn der Öbster anzieht, kann er zunächst nur wenig Per sonal halten oder er macht die Arbeit allein. Da sieht er es gern, wenn er dicht an seiner Bude etwas zu tun, d. i. Frühkirschen zu pflücken hat. In der Mitte der Kirschenzeit möchte er gern mit jedem abgeernteten Baum die zu be wachende Strecke verkürzen, er will deshalb am liebsten draußen anfangen und nach der Bude zu pflücken. Stehen unweit dieser dann wiederum die wenigen Bäume mit späten Sorten, so hat der Mann so billig wie möglich gewirtschaftet. Die Möglichkeit, das zu tun, wird er beim Bieten immer mit berücksichtigen und somit wird die Rente bei solcher Einteilung höher sein. Auch in einem geschlossenen Garten wird es sich immer empfehlen, gemischte Pflanzung zu wählen, um das Land richtig auszunutzen. Von der Verwendung von Hochstämmen wird mau in diesen absehen können, nur in dem Fall, daß später unter den Bäumen Grasnutzung statt finden soll, find solche zu wählen, "sonst wird man mit Halbhoch- oder Mittelhochstämmen sehr wohl auskommen. Zwischen die Reihen können dann Pyramiden, Beerensträucher usw., an den Rändern, Kordons, Frühgemüse oder Erdbeeren stehen. In dieser Art sollte an jedem Wirtschafts hof, an jeder Pfarre oder Schule, kurz an jeder ländlichen Besitzung ein Garten von entsprechender Größe angelegt werden. Er gibt verhältnis mäßig eine hohe Rente, versorgt den Haushalt das ganze Jahr hindurch mit gesunder Kost, bietet allen Gliedern der Familie Gelegenheit zu gesunder Beschäftigung im Freien, stärkt sie in der Liebe und Anhänglichkeit zur heimatlichen Scholle und lehrt sie den Schöpfer in dem Geschaffenen ehren. Natürlich muß ein derartiger Garten zunächst immer als offenes Grabeland gehalten werden und damit ist zu rechnen bei Bemessung der Größe, denn diese muß jedenfalls den zur Ver fügung stehenden Arbeitskräften entsprechen. Aber auch das ist von vornherein zu bedenken, daß sich später doch vielleicht die Offenhaltung