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140 Die Ansprüche wachsen eben immer mehr und mehr nach allen Richtungen hin, warum sollten sie gerade in Beziehung auf das Obst eine Aus nahme machen? Es ist deshalb wohl mit Sicher heit anzunehmen, daß Äpfel, die heute nur zur Not noch Käufer finden, in absehbarer Zeit niemand wird haben wollen. Soviel über die Wahl der Sorten. Ich komme nun zur Beschaffung des Pflanzmaterials und ziehe auch da wieder die Feldkulturen zum Vergleich heran. Für solche scheuen wir weder Mühe noch Kosten, um das Beste zu erhalten, was es gibt, und doch rächen sich Fehler und Versäumnisse bei diesen meist nur in einer Ernte, bei den Obstbäumen aber in fünfzig und mehr. Üben wir nun auch so vielmal mehr Vorsicht bei der Beschaffung von solchen? O nein. Im Gegenteil. Es wird immer noch in zu viel Fällen, einer plötzlichen Eingebung folgend, gepflanzt. Wenn alle anderen Arbeiten beendet sind, dann wird wohl auch einmal an Ersatz in den alten Pflanzungen oder an eine Neuanlage gedacht. Die Sache muß aber meist etwas schnell gehen und erledigt sein, ehe wieder andere anscheinend wichtigere landwirtschaftliche Arbeiten drängen und fo wird dann meist das Pflanzmaterial da beschafft, wo es am bequemsten und billigsten zu haben ist. Nirgends aber ist Sparsamkeit un angebrachter als bei der Beschaffung von Obst- büumen. Wenn ich für achtzig Pfennige eine geringe Mittelware, für das Doppelte aber erst klassige tadellose Stämme bekommen kann, so stellt sich der Mehraufwand für eine Ernte auf je einen Pfennig, den fünften Teil des Wertes eines guten Apfels! Für größere Pflanzungen wird es sich immer empfehlen, das Pflanzmaterial vor Ankauf selbst zu besichtigen und jedenfalls mehrere Baumschulen zu dem Zweck zu besuchen. Es ist darauf zu sehen, daß die Bäume in solchen genügend weit stehen, um sich ordentlich ausbilden zu können. Der Stamm muß kräftig gewachsen und konisch geformt sein, seine natürliche Verlängerung, der Leitzweig, muß sich durch die Krone hindurch ziehen, so daß sich die Jahresquirle etagenartig an ihn ansetzen können. Niemals wähle man die Bäume länger im Schaft als die jeweiligen Ver hältnisse es unbedingt verlangen, denn es ist eine bekannte Tatsache, daß kurze besser wachsen und eher tragen als lange. Auch an öffentlichen Ver kehrswegen empfiehlt es sich, von vornherein nur eine mittlere Stammhöhe zu wählen und dann, wenn es geboten erscheint, nach und nach einige Quirle von unten her wegzunehmen. Die Ast abschnitte überwachsen bei gesunden Bäumen schnell, die konische Stammbildung wird sehr ge fördert und die so behandelten Bäume stehen viel leichter im Winde. (Fortsetzung folgt.) Unmittelbare Geschäftsverbindung der Obstzüchter mit dem kaufenden Publikum. Zu den Bestrebungen der Bezirks-Obstbau vereine ist auch die Herbeiführung einer un mittelbaren Geschäftsverbindung der Obstzüchter mit dem kaufenden Publikum zu rechnen, damit sie unter Vermeidung des Zwischenhandels für ihre gute, frische Ware lohnende Preise erzielen. Zweifellos wird dadurch vorzugsweise auf die Hebung und Verbreitung der Obsterzeugung, zu mal bei den Landwirten, hiugewirkt werden können. Eine besonders günstige Gelegenheit zur Anknüpfung derartiger unmittelbarer Ge schäftsverbindung mit dem Publikum bietet der Bezirks-Obstbauverein Dresden gelegentlich seiner für den 5.-8. Oktober d. I. in den Sälen der Waldschlößchenbrauerei-Dresden geplanten Obst ausstellung, indem er mit derselben einen Obst markt einrichten wird, der für alle Obstzüchter Sachsens ohne Rücksicht auf deren Zugehörigkeit zu einem Obstbauverein zur Benutzung offen steht. Die Verkaufsvermittelung geschieht voll kommen spesenfrei durch eine besonders hierfür vom Verein eingerichtete Geschäftsstelle nach den vorher einzusendenden Mustern zu 2,5 kss jeder Sorte und erstreckt sich auf jede Art von Obst, sowie von Obsterzeuguissen. Außerdem findet in Verbindung mit dieser Ansstellung ein frei händiger Obstverkauf an die Besucher zur so fortigen Mitnahme in Körbchen von mindestens 5 ÜA Nettoinhalt statt, der gleichfalls in Ab wesenheit der Verkäufer selbst durch besonders damit beauftragte Personen zu den vom Ver käufer festgesetzten Preisen vermittelt werden kann. Alles Nähere erhellt aus den gedruckten Bestimmungen, welche von Herrn H. Wiese- Dresden-N., Waldschlößchenstraße L, Part., un entgeltlich zu beziehen sind. Da gerade hier in der Residenz mit ihrem großen kaufkräftigen Publikum nach den Er fahrungen früherer Jahre der Obstmarkt beste Erfolge im Jnteresfe der sächsischen Obstzucht brachte, so erscheint ein Hinweis auf diese dankenswerte Einrichtung des Bezirks-Obstbau vereins Dresden wohl angebracht. Möge er recht viele Obstzüchter unseres Landes veran lassen, den Obstmarkt mit tadellosen Erzeugnissen zu beschicken und ihnen zu einem angemessenen lohnenden Gewinn daran verhelfen. Bei einer ganzen Reihe von Obstzüchtern, die früher den