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da, wo es sich um einen rentabelen Obstbau handeln soll, immer vom Besitzer selbst ausgehen. Auch wirklich gutgeschulte Obstbaumgärtner haben über Schnitt und Pflege oft recht auseinander gehende Ansichten, ein jeder wird nun, sofern er nicht vom Herrn ganz bestimmte Anweisung erhält, die seinigen an den ihm anvertrauten Obstbäumen probieren wollen. Wenn nun, wie das wohl vorkommen kann, die Gärtner alle zwei bis drei Jahre wechseln, ein jeder also seine Ansicht an den Bäumen zur Geltung bringen will und dabei zumeist das als falsch verwirft, was der Vorgänger getan, so kann man sich leicht das Ergebnis einer solchen Erziehung vorstellen. Bei Kulturen mit einer so langen Ent wickelungsperiode, wie sie die Obstbäume nun einmal haben, muß nach ganz bestimmten Prin zipien verfahren werden und es bleibt uns, so fern es uns wirklich ernst damit ist, den Obstbau in Zukunft rentabel zu gestalten, weiter nichts übrig, als daß wir uns selbst die nötigen Kennt nisse aneignen, vor allem aber unsere jungen Leute dazu anhalten, daß sie den Obstbau gerade so gut erlernen und studieren, wie Getreide-, Rüben- und Kartoffelbau. Zur Zeit sind die meisten Fachkenner Geist liche, Lehrer, Rentner, Pensionäre oder Gärtner, alles liebe, gute, eifrige Herren, welche in ihrem Garten meist Vortreffliches leisten, in Beziehung auf die landwirtschaftliche Seite, den Obstbau im großen, aber doch mehr oder weniger Dilettanten bleiben müssen, besonders deshalb, weil ja viele der Herren erst in den späteren Lebensjahren an fangen, Obstbau zu treiben und somit gar nicht in der Lage sind, den Erfolg ihrer Tätigkeit be obachten zu können. Einzelheiten in Beziehung auf Pflanzung und Pflege kann ich in dem engen Rahmen dieser Arbeit nicht ausführlich bringen, zur Erläuterung des zweiten Lehrsatzes möchte ich nur noch nach stehendes angeben. Kein gewissenhafter Landwirt wird fo leicht fertig sein, sich und seinen Leuten zu sagen, Plan x sei gering im Boden, verunkrautet und unsicher im Ertrag, bei dem sei es somit nicht nötig, gutes Saatgut und genügend Dünger zu verwenden, sowie die Bestellung besonders gut und sorgsam auszuführen. Nein, ein guter Wirt wird durch richtige Auswahl von Saatgut und Dünger, sowie durch besonders akkurate Bestellung doch versuchen, auch den minderwertigen Grund stücken noch eine entsprechende Ernte abzuge winnen. Ebenso wird aber auch der gewissen hafte Obstbauer geringe, für Obstbaumpflanzungen bestimmte Grundstücke gründlich vorbereiten, kräftig düngen und mit bestem, den gegebenen Verhältnissen entsprechendem Material besetzen. Handelt es sich dabei um ebenes Terrain, dann ist die Sache leicht. Das Land wird zunächst auf seinen Kalkgehalt untersucht und wenn dieser nicht genügt, damit angereichert. Dann wird das Grundstück so tief als möglich, in großen Verhältnissen mit Dampf, gepflügt, zum Aus frieren liegen gelassen, im Frühjahr mit Kali und Phosphvrsäure sehr reichlich gedüngt und mit Gründüngung bestellt, ev. auch mit Stall mist befahren. Ist diese oder dieser unterge pflügt, dann kann man sagen, daß das Land gründlich vorbereitet und auf Jahre hinaus ge nügend versorgt ist. Diese Art Vorbereitung mag umständlich, teuer und zeitraubend erscheinen. Aber Zeit und Kosten werden durch das freudige Wachstum und die anhaltende Fruchtbarkeit der Bäume zehn mal eingebracht. Sollen zunächst Unterkulturen gebaut werden, so ist das bei der Pflanzung zu berücksichtigen, denn wenn zu solchen mit Spanntieren gearbeitet werden soll, so ist es besser, die Bäume ins Quadrat und nicht ans die Zwischenräume zu pflanzen, weil so die eine Furche lang, die andere quer gegeben werden kann. In feuchter Lage und da, wo der Zwischenraum nach wiederholter Bestellung (wenn nicht mit anderen Pflanzen, so doch mit Gründüngung) als Schaftrift genutzt werden soll, kann dann einmal die Ausackerfurche von Nord nach Süd, das andere Mal von Ost nach West ausgeschaufelt werden. Die so ent stehenden Gräben eignen sich dann sowohl zur Ent- als wie zur Bewässerung. Wird die Grabenerde nach den Bäumen zu geworfen, so bildet sich um diese ein flacher Hügel und das Ganze gewinnt ein nettes Aussehen. Eine solche Anlage zehrt lange von der Vorratsdüngung und in späteren Jahren ist ein Nachdüngen leicht ansführbar. Schwieriger gestaltet sich die Sache an Wegen und Hängen, da kann ein gründliches Vorarbeiten meist nicht stattfinden, von einer Flächendüngnng wird fast immer abgesehen und als Notbehelf eine Lochdüngung in Erwägung gezogen werden müssen. An den Straßen, da geht es mit der Ernährung noch eher, da lausen die Bäume, nachdem die Wegezehrung, die sie bei der Pflan zung erhielten, verbraucht ist, mit den Wurzeln in die Grüben, welche das mit Dünger vermengte Regenwasser aufnehmen, und dann in die an grenzenden Felder. Auf hängigen Triften ist das Pflanzen und Ernähren der Bäume am schwierigsten, man Pflanze deshalb niemals eilig so gleich an den Hang hin, sondern lege diesen, sofern ein rentabler Obstbau erstrebt wird, zuvor in Terrassen. Das kann aus ziemlich einfache Weise ge schehen. Um die teure Handarbeit nach Mög lichkeit zu sparen, werden zunächst die Reihen mit Stangen abgesteckt, dann wird mit einem ruhigen Tiere eine Furche von Stange zu Stange