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Obstkraut wird gerade so hergestellt wie Gelee, nur wird der Fruchtsaft ohne Zucker zusatz stärker abgedämpft. Nicht selten werden Möhren, oder auch Zuckerrüben in gleichen Ge wichtsteilen wie das Obst, gekocht, der Saft ab gepreßt und mit dem Safte der Früchte eingedickt. Ein ganz vorzügliches Obstkraut wird in folgender Weise hergestellt. Reife Wirtschafts oder Mostbirnen werden gemahlen und abge preßt, worauf der Saft bei stetem Abschäumen bis auf die Hälfte der Flüssigkeit abgedämpft wird. Aromatische Äpfel, die Hälfte des Gewichtes der zu Saft verwendeten Birnen werden gedämpft, das Fruchtmark durch ein Sieb getrieben, das Apfelmark dem eingedickten Birnensafte in den Kesfel zugegeben und beides unter stetem Um rühren ziemlich dick eingedämpft. Beim Einfüllen in die Aufbewahrungsgefäße kann noch irgend ein beliebtes Gewürz zugesetzt werden. Marmelade soll in jedem Haushalte ebenso wie das tägliche Brot vorhanden sein. Marme lade hat noch den Vorzug der Billigkeit. Zur Herstellung von Marmelade werden gerade reife Früchte von Äpfel und Birnen verwendet. Aus- fortierte kleine Früchte eignen sich auch ganz vor trefflich zu Marmelade. Die Früchte werden erst gewaschen, im Kessel weich gedämpft, worauf das Fruchtmark durchpafsiert. Auf 1 Fruchtmark werden 500 F Zucker gegeben. Die Masse wird im Kessel unter stetem Umrühren stark eingedickt und nun in die Gefäße zur Aufbe wahrung eingefüllt. Reine Fruchtmarmelade auf Brot schmeckt der Jugend ganz vortrefflich. Gut eingedickte Marmelade hält sich in trockenen luftigen Raumen jahrelang. Saft aus Äpfeln oder Birnen wird in der Weise bereitet, daß genußreife Früchte, es können auch kleine aussortierte Früchte sein, nach dem Wasserbad im Kessel weich gekocht werden; der Saft wird wie zur Geleebereitung abgepreßt und Die Taschen- oder Narrenkrankheit Während man in diesem Sommer im all gemeinen weniger von Pilzerkrankungen unserer Kulturgewächse hört, wofür als Hauptgrund wohl die anhaltende Trockenheit anzusehen ist, wird jedoch aus den verschiedensten Gegenden Deutsch lands über das massenhafte Auftreten der Narren oder Pflaumentaschen berichtet, welche durch einen Pilz, DÄpllrina kruni Tul. (Lxonseus kruni Fuck.) hervorgerufen werden. Über die wirkliche Ursache dieser Krankheit hat uns zuerst Fuckel aufgeklärt. In früheren Zeiten war man hierüber ganz im unklaren und noch heutigen Tages zirkulieren bisweilen in sonst ganz gebildeten Kreisen die abenteuerlichsten *) Auch in Sachsen aufgetreten. Die Red. durch ein feines Tuch filtriert. Auf 1 Liter Saft 150—200 A Zucker. Man kocht unter stetem Abschäumen die Flüssigkeit so lange, bis sich kein Schanin mehr bildet und füllt den Saft in vorher angewärmte reine Flafchen ein. Die Flaschen, am besten Sektflaschen, werden sofort verkorkt und die Korke resp. der Flaschen hals in Flaschenlack oder in Paraffin eingetaucht. Nicht vergorene Säfte sondern stets, trotz dem Filtrieren des Saftes vor dem Kochen und dem Abschäumen beim Kochen, etwas Fruchtmark ab. Die Flaschen sind deshalb in kühlen Räumen aufzubewahren. Werden die Früchte gemahlen, gepreßt und der gewonnene Saft in Glasballons oder in Fäsfern unter Gärverschluß der Gärung über lassen, so erhalten wir ein Produkt, das, streng genommen, durch die Gärung und Alkoholbildung als Wein anzusprechen ist. Auch durch die Weinbereitung werden große Obstmassen in kurzer Zeit in ein vor zügliches Getränk übergeführt. Der Most oder Vitz ist in Württemberg, Baden, der Schweiz, am Rhein und an der Mosel, Oberösterreich, der Steiermark usw. als Haustrunk unentbehrlich. Die allgemeinere Verarbeitung der Früchte zu Obstwein ist auch bei uns sehr erstrebenswert. Es gehören jedoch hierzu geeignete Lagerräume, Keller, Gebinde, Verarbeitungsmaschinen und Kenntnisse über die Gärung, die Kellerbehandlung und anderes mehr. In vorstehendem ist nur angegeben, wie in einfacher Weise mit den im Haushalt vorhandenen Geräten Früchte, welche sonst rasch in der Reife vorübergehen und wertlos werden, oder auch Fallobst und kleinere Früchte für den Haushalt verwendet werden können. Die Rückstände der ausgepreßten Früchte sind nach allen Ver wendungsarten immer noch als Viehfutter ge eignet. der Pflaumen (lapluiim I'imii). ) Vermutungen über die Bildung der Narren taschen. Sogar durch Befruchtung von Gold regen! sollten dieselben kürzlich in einem Falle entstanden sein. Es dürfte daher wohl am Platze sein, die Entstehung und Bekämpfung dieser Krankheit kurz zu schildern. Das Mycelium von llüpüi-inn kruni, dessen erstes genaues Studium wir de Bary verdanken, perenniert in den Zweigen; gelangt es nun zu den Blüten, so bildet sich der Fruchtknoten zu den erwähnten Taschen um. Letztere vergrößern sich sehr schnell, so daß oft die kranke Frucht die doppelte Größe erreicht wie im normalen Zustande. Auf der Oberfläche der Frucht erzeugt der Pilz