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122 Uber Obstverwertunst. Von Gartenbau-Inspektor Braunbart-Meißen. Die Obsternteaussichten, welche in der Nr. 8 dieser Zeitschrift veröffentlicht wurden, haben sich besonders in Bezug auf die Ernte der Pflaumen ungünstiger gestaltet. Die anhaltende Trocken heit resp. Dürre hatte zur Folge, daß die Pflaumen, welche zu ihrer vollen Ausbildung viel Wasser, also mindestens feuchten Boden be dürfen, aus Wassermangel stark abfielen. Die deutsche Hauspflaume, welche die größte Zahl der Pflaumenbäume aufweist, hat durch die Trockenheit am meisten gelitten. Nur iu schwerem Boden wird die genannte Pflaume noch eine Mittelernte liefern, während im allgemeinen eine geringe Ernte zu erwarten sein wird. Das Abwerfen der deutschen Hauspflaume dürfte anderseits auch darin zu suchen sein, daß die Bäume durch die vorjährige günstige Ernte noch geschwächt in die diesjährige Vegetationszeit eingetreten sind. Runde Pflaumen und Reine clauden haben die Früchte besser gehalten. Pfir siche und Aprikosen blieben in leichtem Boden, wie nicht anders zu erwarten, in der Aus bildung zurück und reifen die Früchte schon bei halber, sortengemäßer Größe. Demgegenüber ist geradezu auffallend, daß die Kernobstfrüchte sich bisher noch so am Baume halten und weiter entwickeln. Die noch zu erwartende Ernte an Stein obstfrüchten reicht etwa zur Verwendung in reifem Zustande und zum Einmachen gerade aus, und ist wohl füglich hier von einer Anleitung zur Massenverwertung des Steinobstes abzusehen. In der jetzt an frischem Gemüse armen Zeit beherrscht das Frühobst den Markt und wird gern gekauft. Die gerechtfertigt erhöhten Milch- und Butterpreise tragen wohl auch zum stärkeren Verbrauch von Obst bei. Von Herbst- und Winterfrüchten des Kern obstes wird voraussichtlich ein Teil noch vor der Baumreife durch Stürme usw. abfallen, ander seits auch ein Teil die marktfähige Größe als Verkaufsware nicht erreichen. Für den Haus halt ist nun nicht nur das Fallobst, oder die aussortiert kleiuen Früchte, sondern auch bei der guten Ernte an Kernobst ein Teil desselben überhaupt durch Verarbeitung zu Gelee, Obst mus, Marmelade und Obstsaft in ein Produkt überzuführen, welches sich lange Zeit hält. Zur Geleebereitung ist besonders noch unreifes Fallobst geeignet. Frisch gefallenes Kernobst wird gewaschen, größere Früchte geteilt. In einem größeren Kochkessel oder Topf werden die Früchte bei nur wenig Wasserzusatz weich gedämpft, so daß die Früchte im eigenen Safte nur weich, nicht breiartig, gekocht werden. Ist eine Obst- oder Beerenpresse zur Verfügung, so wird ein grobmaschiges Preßtuch oder ein Stück altes Tischtuch in die Presse eingelegt, die Früchte eingefüllt, das Preßtuch über den Früchten zusammengeschlagen und nun langsam der Saft abgepreßt. In Ermangelung einer Presse werden die Früchte in einen Leinwand sack eingefüllt, der Sack aufgehängt, worauf der Saft bei leichter Druckanwendung abläuft. Für je 1 Liter Saft werden 250—400 Gramm Zucker berechnet. Die Flüssigkeit wird nun in einem kupfernen Kessel oder in einem großen irdenen Topfe über raschem Feuer bis zur Sirup dichte eingekocht und beim Kochen abgeschäumt. Das Gelee wird noch warm ev. unter Zusatz von etwas Vanille oder Zimt in die Gefäße eingefüllt. Letztere werden nach dem Erkalten mit Pergamentpapier abgedeckt und dann zu gebunden. Die Einfüllgefäße müssen, um ein Springen zn vermeiden, vorerst angewärmt werden. Reife, oder gar überreife Früchte eignen sich schwer zur Geleebereitung; das Produkt bleibt flüssig, oder wird, stark abgedämpft, dunkelbraun. Hochreife Früchte verwende man überhaupt nie zu Gelee. Mus aus Kernobst sollte in der Haus haltung weit mehr hergestellt werden. Fallobst, welches der Reife nahe, oder reife Früchte, werden gewaschen, große Früchte in Stücke zer schnitten. In einem großen Kessel werden die Früchte gedämpft oder mit nur wenig Wasser weich gekocht. Die weichen Früchte werden durch ein feinmaschiges Sieb oder durch die Passier maschine durchgetrieben, wobei das Kerngehäuse, die Samen, Fruchtschalen, Stiele usw. als Rückstände ausschciden. Das Obstmark wird nun in einem Kessel unter stetem Umrühren bei nicht zu lebhaftem Feuer eingedämpft. Eine Zuckerzugabe ist nur angebracht, wenn Äpfel allein verarbeitet werden. Recht schmackhaft wird das Mus aus gleichen Teilen reifer aro matischer Äpfel und Birnen hergestellt. Der Geschmack des Muses, welches aus minder gutem Obste bereitet wurde, läßt sich durch die Zugabe von verschiedenen Gewürzen verbessern: je nach Wunsch kann Zimt, Nelken, Zitronat, Ingwer oder in Spiritus eingesetzte grüne Walnüsse beim Einfüllen des Muses in die Aufbewahrungs gefäße zugefetzt werden. Die Gefäße stellt man nach dem Erkalten des Muses in trockene, luftige Räume. Die Oberfläche des Muses wird mit Kornbranntwein oder Rum leicht übergossen und die Gefäße möglichst luftdicht, mindestens mit Pergamentpapier, abgeschlossen. Gut eingedicktes Mus hält sich, in trockenem, kühlen Raume ein gestellt, lange Zeit, weit über Jahresfrist, ohne an Wohlgeschmack zu verlieren.