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108 verlangen als solche dann einen bedeutend größeren Raum. Da nun die schwachwüchsigen Unter lagen weniger tief in den Boden eindringen, so ist für die Pflanzung eine flachere Boden bearbeitung, wie sie z. B. mit dem Rijolpfluge möglich ist, wohl zulässig. Demnach würde auf Grundstücken mit wenig günstigem Untergründe eine gute Ackerkrume von 60 bis 70 om für eine Buschobstanlage noch angehen, während da selbst Hoch- und Halbstämme nicht mehr zu pflanzen wären. Schon allein dieser Umstand ist für den land wirtschaftlichen Obstbau von Bedeutung; es kommen aber noch andere wesentliche Vorteile hinzu. Der Mangel an geeigneten Obstgärtnern auf dem Lande ist ja genügend bekannt und ist ein geschulter Mann vorhanden, so ist dieser meist mit Arbeiten derart überhäuft, daß er z. B. die regelrechte Behandlung einer Formobstanlage oder die Pflege einer größeren weitläufigen Hochstamm pflanzung — die nicht minder mühsam ist — nicht zu bewältigen im stände ist. Wenn nun auch der Buschobstbaum der fachmännischen Pflege nicht entbehren kann, so ist seine Behandlung doch eine wesentlich einfachere, zumal, wenn die Bäume erst genügend Seltenzweige gemacht haben und mit der Tragbarkeit beginnen, was, wie bereits erwähnt, nach wenigen Jahren schon der Fall sein kann. Dann vermag ein geübter Mann, abgesehen von Bodenbearbeitung und Düngung, eine ziemlich große Anlage ordnungsgemäß zu erhalte». Daß gar nicht geschnitten werden soll, trifft beim Buschbaume ebensowenig zu wie bei allen anderen Formen. Ein Auslichten, d. h. das Entfernen der nach Innen wachsenden und der sich kreuzenden und scheuernden Zweige ist Jahr sür Jahr unerläßlich, will man nicht anstatt eines Busches einen Besen erzielen. Ebenso müssen in den ersten Jahren bei den junggepflanzten Bäum chen alle Zweigverlängerungen und der Mittel trieb jährlich im Winter zurückgeschnitten werden, damit genügend Seitenzweige entstehen und die letzteren durch Bildung junger, blattreicher Triebe sich stärken und nicht als schwache Ruten bis auf den Boden herunterhängen. In Anbetracht dieser immerhin nur geringen notwendigen Arbeit und in der sicheren Erwartung einer baldigen Ernte wird der Landwirt ebenso gern an eine Buschobst-Anlage herantreten wie an eine Hoch stammpflanzung. Ein notwendiges Übel für eine solche Pflanzung ist die selten zu entbehrende Einfriedigung und die Kosten einer solchen fallen nicht unwesentlich ins Gewicht. Zieht man aber in Betracht, daß junge Hoch- und Halbstämmchen gegen Wildschaden einzeln durch Einbinden mit Reisig oder Draht geflecht auch geschützt werden und außerdem noch Pfähle haben müssen, daß eine bedeutend größere Anzahl Buschbäume auf eine gleiche Fläche ge pflanzt werden kann wie Hochstämme und daß schließlich die Hauptbestandteile der Einfriedigung „Drahtgeflecht und Stacheldraht" heute schon wesentlich billiger zu beschaffen sind als früher, so wird die hierfür erforderliche Summe kein Hindernis für eine derartige Anlage sein. Der wichtigste Punkt bei der Buschobst anlage ist die richtige Sortenauswahl. Nicht jede Sorte ist geeignet und wer da glaubt, nach Be lieben wählen zu können, der würde arge Ent täuschung erleben. Bei der Auswahl darf nicht die Güte der Sorten allein den Ausschlag geben, sondern auch die frühe und reicheTragbarkeit. Und diese Bedingung tritt um so mehr in den Vordergrund, als man einer Buschobst-Anlage ein höheres tragbares Alter als 15 bis höchstens 17 Jahre kaum prophezeihen kann. Soll sich in dieser kurzen Spanne Zeit die Anlage bezahlt machen, so müssen die Bäume sehr bald einen Ertrag bringen. Wir haben glücklicherweise eine ganze Anzahl Äpfel- und Birnensorten, welche sich als solche zeitige Träger erweisen. Von Apfelsorten sind es: Hagedorn, Charlamowsky, Fraas Sommer- Calvill, Lord Suffild, Manks-, Deans- und Keeswicks-Codlin, Kaiser Alexander, Muskat renette, Baumanns Renette, Parkers Pepping, London Pepping, Lord Grosvenor, Jakob Lobt u.a. Wesentlich kleiner ist die Zahl der für den Buschbaum zu empfehlenden Birnen; denn bei diesen haben wir keine Sorten von so außer ordentlicher Tragbarkeit, wie es bei den Codlins, Goldparmäne, Hagedorn usw. der Fall ist. Und während die genannten Äpfel noch in ge ringeren Lagen und Bodenarten gut tragbar sind, trifft dies bei Birnen in weit beschränkterem Maße zu. Ich halte folgende Birnensorten für die zuverlässigsten: Boc's Flaschenbirne, Williams Christbirne, Clairgeaus Butterbirne, Herzogin von Angoulsme, gute Louise von Avranches, Capiaumont, Gellerts Butterbirne, Rabenauer Blankbirne, Präsident Drouard, Marie Louise. Mancher wird für seine Gegend eine oder die andere der genannten Sorten streichen, andere werden dieser Liste neue Sorten zufügen können. Jedenfalls glaube ich versichern zu können, daß niemand einen Fehlgriff tun wird, wenn er sich auf die genannten Äpfel- und Birnensorten be schränkt und wenn er besonders die starkwüchsigen Sorten vermeidet. Ich möchte nochmals auf die für Buschobst bäume erforderlichen Unterlagen zurückkommen. Für Birnen kann bei dieser Baumform nur die Quitte in Betracht kommen; bei Äpfeln stehen uns zwei Unterlagen zur Verfügung, Doucin und Paradiesapfel. Im allgemeinen wird der erstere in leichtem, trockenem Sandboden ver wendet werden müssen, während der Paradies apfel einen besseren und feuchten Boden ver-