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96 tritt an fast allen Gehölzarten auf und befällt sowohl Bäume wie Sträucher. Am häufigsten und stärksten hat wohl der Ahorn von ihr zu leiden. Aber auch der Linde, Roßkastanie, Ulme, Weißbuche wird das Übel oft recht gefährlich. Auch an jungen Obstbäumeu ist die in Frage stehende Krankheit beobachtet worden. Die Rot pustelkrankheit kennzeichnet sich dadurch, daß sich an den befallenen Bäumen vereinzelte oder auch mehrere Zweige und Äste sehr verschiedener Größe finden, die entweder völlig dürr geworden sind oder nur noch schwach leben. Zu gewissen Jahreszeiten bedeckt sich die Rinde dieser Zweige mit zahllosen, lebhaft gefärbten Wärzchen, die von wachsartig weicher Beschaffenheit sind und bei feuchtem Wetter zinnoberrot, bei trockener Luft blaß-rötlich oder gelblich erscheinen. Manch mal sieht man außerdem etwas kleinere Wärzchen, die sich durch ihre dunkel-blutrote Farbe und ihr gekörneltes Aussehen von jenen unterscheiden. Oft findet man Wärzchen, die in ihrem unteren Teil der zuletzt genannten, in ihrem oberen Teil dagegen der zuerst beschriebenen Form gleichen. Diese Wärzchen sind nicht etwa krankhafte Auswüchse der Rinde der betreffenden Äste und Zweige, sondern sie find die Fruchtkörper eines Pilzes, der den Namen Fsstrig, oinnuburillu Docks führt. Die Sporen, die sich hierin ent wickeln, entsprechen den Samen der höheren Pflanzen; sobald sie reif sind, werden sie durch den Wind verbreitet und dienen, wenn sie günstige Bedingungen finden, der weiteren Fortpflanzung des Pilzes. Es ist hierzu erforderlich, daß die Sporen auf einen abgestorbenen Zweig, auf einen Aststumpf oder auf eine Wunde eines Baumes ge langen; mitunter benutzt die l^setriu als Ein gangspforte auch die Verletzungen und Wunden, die beim Verpflanzen und Beschneiden an den Wurzeln entstehen. Der aus der Spore hervorwachsende Pilz faden dringt in das Holz ein und wächst in dem selben ziemlich rasch weiter, indem er sich ver zweigt und nach allen Richtungen ausbreitet. Das von den Pitzfäden durchwucherte Holz ver färbt sich grünlich-braun und verliert die Fähig keit, die Bodenflüssigkeit weiter nach oben zu leiten. Solange der Holzkörper nur auf einer Seite von den Pilzfäden durchzogen ist, bleibt der über der kranken Stelle befindliche Teil des Baumes bezüglich Astes zwar noch am Leben, er wird jedoch allmählich kränker und kränker und verdorrt schließlich vollständig, sobald der Holz körper in seinem ganzen Umfang vom Pilz durch wuchert ist. Die Pilzfäden wachsen auch in die Rinde hinein, auf deren Oberfläche dann die Fruchtkörper des Pilzes zum Vorschein kommen. Es ist zwar nicht gesagt, daß diese Pilzkrankheit stets den Tod des Baumes Hervorrufen muß. Es kommt aber doch gar nicht feiten vor, daß nicht nur junge Stämmchen, sondern auch große Bäume dermaßen von der Rsotria befallen werden, daß sie über kurz oder lang völlig ab sterben. Es ist daher wünschenswert und oft dringend geboten, daß in Saat- und Pflanzkämpen, Baum schulen, Park- und Gartenanlagen und bei Allee bäumen der Rotpustelkrankheit tatkräftig und in richtiger Weise entgegengetreten wird. Die an zuwendenden Maßregeln lassen sich in folgende Sätze zusammenfassen: 1. Alle Bäume und Sträucher, deren Zweige von der Nsstriu-Krankheit befallen sind, bis in das völlig gesunde Holz zurückzuschneiden. 2. AÜe dürren Zweige und abgestorbenen Äste der Bäume und Sträucher sind abzuschneiden, um dem Pilz die Möglichkeit zu nehmen, sich auf den Gehölzen anzusiedeln. 3. Tritt die Krankheit in einer Baumschule seuchenartig auf, so sollten alle stark befallenen Stämmchen, an denen ein Zurückschneiden nicht genügen würde, ohne Bedenken herausgenommen und verbrannt werden. 4. Alle größeren Verletzungen und Wunden am Stamm, an den Ästen und besonders auch an den Wurzeln sind gut glatt zu schneiden und die Schnittflächen sofort mit einem geeigneten Mittel, am besten mit Steinkohlenteer, zu ver streichen. Bei Ästungen ist besonders darauf zu achten, daß der zu entfernende Ast zunächst etwas an seiner Unterseite angesägt wird, damit er beim Abbrechen keine Rißwunden am Stamm machen kann. 5. Da sich der Pilz auch auf den abgefallenen und abgeschnittenen Zweigen anzusiedeln und zu entwickeln vermag, so ist dafür zu sorgen, daß in Gärten, Baumschulen usw. keine Zweige am Erd boden liegen bleiben. Dieselben sind zu sammeln und zu verbrennen oder wenigstens aus der Nach barschaft der Bäume und Sträucher zu entfernen. (Aus den „Mitteilungen der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft".) Jahresbericht des Landes-Obstbauvereins für das Königreich Sachsen auf das Jahr 1903. Erstattet vom Geschäftsführer Gartenbau-Inspektor Braunbart. (Schluß.) Die Lehranstalt Rötha, Freiherrlich von und Gartenbauschule zu Bautzen seit der Grün- Friesensche Gartendirektion, hat die Baumwärter- düng der Schule im Jahre 1878. Fast zu kurse seit dem Jahre 1876 eingeführt, die Obst- gleichen Teilen wurden an beiden Anstalten bis-