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Blatt Amts und des StadLrathes des Königl. Amtsgerichts Vorm. S Uhr ciufzugeben. Preis für die einspaltige Cor- puSzeile (oder deren Raum) 10 Pfennige. Erscheint: ^iUwoch und Sonnabend. KescHäftsstellen: Buchdruckereien von Ä. Pabst, Königsbrück, C. S. Kraüsche, Kamenz, CarlDaberkow.Grotz« röhrSdorf. Annoncen-Bureaus von Haasen stein L Vogler, Jnvalidendank. Rudolph Moflc und G. L. Daube L Comp. Wutsnih M Fsür Pulsnitz, Königsbrück, Radeberg, Radeburg, Moritzburg und Umgegend. Znfer«te ' - " sind bis Dienstag und Freitag Als Beiblätter: , Jllustrirtes SonntagSblat! (wöchentlich); - dandwirthschaftliche Beilage (monatlich). nements - Preis Bierteljährl. 1 M. 25 Pf. Wunsch unentgeltliche Zu sendung. ^>uck und Verlag von E. L. Förste r's Erden in Pulsnitz. Sonnabend. 10. August 1895. SübknundviMjigstev Jahrgang, Nontag, den 12. August 18SZ: Viehmarkt in Königsbrück. Deutschland und Marokko. Ueber die Form, in welcher die deutschen Forderungen s>on Seiten der marokkanischen Regierung befriedigt wurden, bis jetzt nichts verlautbar geworden. Nur soviel kann »US dem Abdampfen eines Theils des deutschen Geschwa ders von Tanger geschlossen werden, daß unser Gesandter lli Tanger die moralische Stütze durch unsere Kriegsschiffe dis auf Weiteres entbehren kann. Angesichts der gesamten politischen Lage in Marokko kann es leider keinem Zweifel ^erliegen, daß, selbst wenn die gegenwärtigen deutschen j Herungen nicht nur auf dem Papier, sondern in ihrem ,en Umfange thatsächlich befriedigt werden sollten, damit ' nicht alle Besorgnisse für die Zukunft zerstreut wären. Mul Aziz ist nicht Herr in seinem Lande, und die Un- verheil im Handel und Berkehr ist allenthalben außer- ^dentlich groß. Nun wird allerdings die marokkanische Legierung, wenn sie nunmehr gemerkt hat, wie kostspielig die Ermordungen von Ausländern werden können, vielleicht Aehr Eifer zeigen, um den Mißständen abzuhelfen, als Mher, aber allzuviel wird man in dieser Hinsicht nicht ^Warten dürfen, namentlich dann nicht, wenn die Sache Ourch Verzögerungen nicht noch teurer wird. Es erscheint daher wohl berechtigt, wenn aus Tanger geschrieben wird: „Sowie die deutschen Kriegsschiffe wieder außer Sicht lind, wird es an neuen Uebergriffen, neuen Verhandlungen Und Verschleppungen nicht fehlen; der Handelsverkehr Deutschlands speziell mit den atlantischen Häfen Marokkos ist im Zunehmen, und so ist es nicht unmöglich, daß bald Aedereine neue Beraubung oder Ermordung eines deut- Ichen Reichsan^hstngen vorkommt und abermals zur Eilt- sendung eines Geschwaders nach Marokko nöthigen wird, M "Anders, wenn man die schutzlose Lage der atlan- nschen Plätze und die letzten Vorgänge in Saffi ins Auge faßt. Nun kann es der deutschen Regierung aber doch Unmöglich zugemuthet werden, wegen pekuniärer, auf güt liche Weise von Marokko nicht beizutrechender Reklamationen bon 100- oder 200 000 Franken die z.bnfachen Unkosten' SU tragen, die uns die Entsendung und oer wochenlange Aufenthalt von deutschen Kriegsschiffen an der Marokko- küste verursacht und zwar, wie hervorzuheben ist, lediglich pus Verschulden der Regierung in Fez, welche uns fast ledesmal erst zum Ultimatum und zur Entsendung von Schiffen nöthigt, anstatt den gütlichen Reklamationen des deutschen Vertreters Folge zu geben. Deshalb scheint der einzig richtige Weg, um in Fez einen nachhaltigen Erfolg zu erzielen, daß von deutscher Seite nicht nur das soge nannte Sühnegeld für die Familien der ermordeten Deut schen, sondern gleichzeitig die Kosten der deutschen Flotten demonstration von Marokko erhoben werden. Dies hätte bereits bei der jetzigen Entsendung deutscher Kriegsschiffe Sieht man in Fez, daß man außer geringen Betrag deS Sühnegeldes «mm-» Flottendemonstration in Anspruch genommen wird so wird dies die Lust in Fez, es so weit ommen zu lassen, wesentlich dämpfen. Marokko ist kein ^and, bas nach dem Grundsatz nobles obligo behandelt Werden kann le aluh Me Furcht, eine wirklich erhebliche Entschädigung an eMschland zahlen zu müssen, wird die Ba Hured, El Gharmst und sonstige Würdenträger in Fez bestimmen können, etwaigen neuen deutschen Forde- rungen schlank zu entspreche. Der fromme Wunsch, daß Deutschland durch auf tue Spitze getriebene Hartnäckigkeit Marokkos in letzter Stunde noch zu einem gewaltsamen Angriff sich veranlaßt sehen möchte, wird sich nicht erfüllen, °knn so frech und verlogen die Machthaber in Fez auch sind — sie haben sich genügend überzeugt, daß mit Deutsch- Md nicht zu spaßen ist. Alles dies wird freilich nicht hindern, daß bei der ersten besten Gelegenheit von Fez Wieder die beliebten Praktiken in Scene gesetzt und die deutsche Geduld abermals auf die Probe gestellt werden Kird, so lange die Berather des Sultans nicht die Ueber- Rügung erlangt haben, daß ein neuer Konflict, d. h. eine Neue deutsche Flottendemonstration nicht für unsre, sondern Mr marokkanische Rechnung erfolgt." Wie eine Depesche aus Gibraltar meldet, gingen Donnerstag die britischen Kriegsschiffe „Barfleur", „Col- Mgwood", „Rodney", „Arethusa" und „Fearleß" mit geheimen Befehlen in See; ihr Bestimmungsort ist, wie angenommen wird, die marokkanische Küste. Es scheint also nicht ausgeschlossen, daß neue Verwickelungen in der marokkanischen Frage bevorstehen. Oertliche und sächsische Angelegenheiten. Beiträge für diesen Theil werden gegen Vergütung dankend angenommen. Pulsnitz. Eine sehr wichtige Entscheidung hat das Reichsgerichtcrlassen, deren Inhalt allerorts bekannt zu werden verdient. Infolge dieser Entscheidung ist jede Störung der Andacht von Personen beim Gottesdienst in der Kirche wie auch bei Beerdigungen strafbar, also nicht nur Unterbre chung, Störung rc. der Funktionen des Geistlichen oder eines anderen Kirchenbeamten. Die Mitwirkung an den Störungen durch lautes Sprechen, Plaudern, Lachen, störendes Sin gen rc. macht jeden Mitwirkenden strafbar. Die Strafe selbst lautet nach K 167 auf Gefängniß und kann in schlimmsten Fällen der Gottesdienststörung bis zu drei Jahren lauten. Auch aus unserm Friedhöfe machen sich bei Begräbnissen derarnge Störungen in unangenehmster Weise öfters bemerkbar, weil Frauenspersonen in geringer Entfernung vom amtirenden Herrn Geistlichen und den Leidtragenden in rücksichtslosester.Meise sich ganz ungenirt und laut unterhalten. Kommen derartige Fälle zur Anzeige, so werden sie nach obiger Gesi » -esiimmung streng bestraft. Dies mögen sich ss,'^ atzerinnen, die nicht einmal an geweihtem Orte bee tiefernsten Feierlichkeiten ihre Zunge zügeln könne-! „-r Warnung gesagt sein lassen. Oberlichte.iau, 9. August. Zur Erinnerung an die Ehrentage dos Feldzuges 1870/71, deren 25 jährige Wiederkehr wir in nächster Zeit feiern, und wozu man schon allenthalben Vorbereitungen trifft, erhielt dieser Tage Herr Wirthschaftsbesitzer Ernst Franke, hier, welcher den Feldzug im Kgl. Sachs. Gardereiter-Regiment mitgemacht, von seinem ehemaligen Escadronschef und Rittmeister, sei t Major a. D-, W. v. Klenck ein Exemplar des von Letzteren während dieses Feldzuges geführten und jetzt in Druck gegebenen Kriegs- Tagebuches zugesandt. Wie wir aus dem Vorwort entneh men, ist dasselbe speciell den ehemaligen Mannschaften der 1. Escadron des Kgl. Sachs. Gardereiterregiments von ihrem damaligen Chef gewidmet. Das prachtvoll ausgestattete Buch enthält außer den täglich gemachten Aufzeichnungen, welche kurz und sachlich gehalten und eigentlich nur die Wie dergabe der Thatsachen bilden, welche gerade diese Escadron betreffen, eine photographische Tafel der namentlich aufge führten Officiere dieses Regiments, unter welchen wir auch den verstorbenen ehemaligen, hiesigen Rittergutsbesitzer Herrn Major a. D. Platzmann, bemerken, sowie zwei Uebersichts- karten der Bewegungen dieser Escadron in diesem Feldzuge. Außerdem ist dem Buche ein namentliches Verzeichniß sämmt- licher ehemaliger Officiere und Mannschaften dieser Escadron, sowie denselben nach dem Feldzuge verliehenen Auszeichnun gen, wie auch ein Verzeichniß der Verwundeten und Gefallenen beigefügt. Es war gewiß ein schöner Gedanke des Herrn von Klenck, durch Uebergabe dieses prachtvollen, zweckentspre chenden Geschenkes an seine ehemaligen Mannschaften in ihnen noch einmal die Erinnerung an jene schwere, aber ruhmvolle Zeit wachzurufen, was ihm wohl den Dank seiner ehemaligen Krieger sichern wird. Königsbrück, 7. August. Vom Garnisonbau- amt zu Dresden kommen jetzt die für das hier zu er richtende Garnisonlazareth erforderlichen Arbeiten zur Aus schreibung. Außerdem werden noch Arbeiten für Erwecke- rung der Baracken ausgeschrieben. Kamenz. Nächsten Sonntag findet hier das große Radfahrer-Bundesfest statt, bei welchem auch ein großes Korsofahren durch die Stadt abgehalten wird, wozu die Anmeldungen von auswärtigen Vereinen sehr zahlreich "«gegangen sind. Außerdem wird beabsichtigt, ein Preis fahren — Entfernung Kamenz-Bautzen und zurück — statt- finden zu lassen, welches früh 5 Uhr beginnt. Dürrröhrsdorf. Am 1. August wurde von der hiesigen Gendarmerie in Wilschdorf' ein preußischer Deserteur, ein Musketier vom 7. Grenadier-Regiment „König Wilhelm I." in Liegnitz, verhaftet und an das königliche Amtsgericht Stolpen eingeliefert. Derselbe ging als Handwerksbursche und hatte seine Militärsachen, cknch das Seitengewehr, in einem Packete bei sich. Dresden, 8. August. Se. König!. Hoheit General feldmarschall Prinz Georg beging heute die Feier seines Geburtstages. Der ruhmreiche Führer aus großer Zeit ist bekanntlich am 8. August 1832 geboren. In dem Wunsche, daß Se. König!. Hoheit noch recht lange an der Spitze der sächsischen Armee in gewohnter geistiger und körperlicher Frische stehen möge, begegnen sich aller Sachsen Herzen. — Die Buckdruckergehülfen Sachsens begehen am 18. August in Dresden ihren zweiten Sachsentag und werden nach der vorangehenden ernsten Versammlung eine Fest - Versammlung im „Weißen Adler" abhalten. Von Leipzig kommen ca. 500 Theilnehmer, rechnet man hierzu die aus den übrigen Orten hinzukommenden Collegen, so dürften an 2000 Buchdrucker anwesend sein. — Die Regimentsvorstellungen der Regimenter Nr. 104 und 133, denen von Beginn bis Ende, sowohl König Albert, als auch Prinz Georg beiwohnten, fanden am Mittwoch Vormittag auf dem Heller statt. Bei dem Paradema rsche des Regiments Nr. 104 führte Prinz Friedrich August als dessen Chef sein Regiment persönlich vor. Zahlreiche Offiziere aller Waffen und Noch zahlreichere ZSschaE belebten das militärische Bild. — Die vierten Bataillone der gegenwärtig in der Stadt Dresden verquartierten Jnfanterieregimenter Nr. 104 und 133 sind am Mittwoch mittels Eisenbahntrans. Portes in ihre Garnisonen Chemnitz bez. Zwickau zurück- befördep-worden. . — 'Die sächsischen Divisionsmanöver werden gegen Ende dieses Monats/zwischen Nossen, Wilsdruff und Dresden abgehalten. Auf den alten Schlachtfeldern von Keffelsdarf, auf denen am 15. Dezember 1745 die Preußen unter Leopold von Dessau einen Sieg über die Sachsen unter Rustowskl erstritten, soll diese Schlacht markirt werden. Mr bemerken hierbei, daß an der Hinteren Wand des Garten überbau's im Gasthofe des Herrn Fehrmann in Keffelsdorf in einem wohlgelungenen Gemälde die Schlachtordnung abgebildet ist. Vom 25 August ab werden die Ortschaften zwischen Dresden und Wilsdruff mit Militär belegt. — Die auf dem Naundorfer Revier des Grillen- burger Waldes am 6. d. M. abgehaltene Hofjagd, welche nur von Sr. Majestät dem König und Sr. Königl. Hoheit dem Prinzen Georg besucht war, hat ein besonders gün stiges Resultat geliefert. Es kamen lediglich jagdbare Hirsche zur Strecke, darunter ein Kapitalvierzehnender und zwei Kapitalzwölfer. Oschatz. Der Reservelieutenant List vom hiesigen Ulanen-Regiment hatte am Sonnabend auf dem Exerzier platz das Unglück, daß er mit seinem Steigbügel an dem eines vorüberreitenden Kameraden hängen blieb, in Folge dessen se'n Pferd scheute und sich überschlug. List kam unter das Thier zu liegen und scheint erhebliche innere Verletzungen erlitten zrt Haden. Etz Wurde mittelst Trag- bahre nach seiner Wohnung gebracht. Leipzig. Zwölf „Studkrzde" der Hefigen Uni versität, die während des ganzen laufenden Sommersvmesters noch keine Zeit fanden, ein Colleg zu besuchen, werden ohne Weiteres von den Listen gestrichelt-. Die Herre» Papas werden nicht sehr erfreut über den Fleiß der „Herren Söhne" sein. Freibetg. Einen gutes Geschäft scheinen hiesige Wirth: mit der Einquartierung machen zu wollen. So verlangen sie von den Einwohnern, die aus irgend einem Grunde die Soldaten nicht selbst beherbergen können und sie deshalb im Gasthause unterbringen müssen, pro Mann und Tag 3 Mk. 85 Pf. Der Militärfiscus zahlt für den Mann eine Vergütung von 85 Pf., so daß also diese Bürger pro Mann und Tag 3 Mk. aus ihrer Tasche zahlen sollen. Zittau. Nach dem Gesetz vom 23. Juni 1868 wird alle drei Jahre die Hälfte der Mitglieder der HandelS- und Gewerbekommern erneuert. Solche Erneuerung steht für den Herbst des Jahres 1895 bevor. Sie erfolgt der- art, daß zunächst in Urwahlen Wahlmänner und von diesen erst die Kammermitglieder, und zwar auf sechs