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Blatt Amts und des StadLrathes des Aönigl. Amtsgerichts Erscheint: Mitwoch und Sonnabend. puszeile (oder deren Raum) 10 Pfennige. HescHäftsstelren: Buchdruckereien von A. Pabst, Königsbrück, C. S. Krausche, Kamenz, Carl Daberkow,Groß röhrsdorf. Annoncen-Bureauk von Haasen stein L Vogler, Jnvalidendank. Rudolph Moste und G. L. Daube L Comp. Wuksnih Als Beiblätter: Jllustrirtes Sonntagsblatt (wöchentlich); 2- Landwirthschaftliche Beilage (monatlich). Abonnements - Preis Vierteljahr!. 1 M. 25 Pf. Aus Wunsch unentgeltliche Zu sendung. rochen^ Lomasbrück, Radeberg, Radeburg, Moritzburg und Umgegend. Zns-^ie sind bis Dienstag und Freitag Vorm. 9 Uhr aufzugeben. Preis für die einspaltige Cor- SikSennudvismiKev Iahvgaug. —^u„.° Sonnabend. Ax. ^8. 15. Juni 18S5. Bekanntmachung. Nachdem am heutigen Tage der Gutsbesitzer Herr Emil Julius Köruer in Großröhrsdorf als Gerichtsschöppe für Großröhrsdorf von dem unterzeichneten Amtsgericht bestellt und in Pflicht genommen worden ist, wird Solches hierdurch zur öffentlichen Kenntniß gebracht. Pulsnitz, am 8. Juni 1895. Königliches Amtsgericht. Weise. Bismarck und die deutsche Land Wirth schäft. Die Rede des Fürsten Bismarck als Antwort des Atreichskanzlers auf die Ansprache des Bundes der Land» wirthe hatte im 2. besonders wichtigen Theile folgenden Wortlaut: Ich habe keine Verpflichtungen, zu fechten, ich bin nur noch ein zuschauender Privatmann, der mit herz lichem Danke die Anerkennungen entgegenimmt, die ihm inne Vergangenheit mit Gottes Hilfe geschaffen hat. — Wenn ich sage -. unsere Sache, so meine ich die der Land- tvirthe, denn «ch bin Landwirth von Haus aus, ich bin es gewesen, ehe ich Beamter und Minister wurde, und als Minister habe ich natürlich keiner Fraktion angehören können, sondern nur dem Vaterlande und dem König. Jetzt kann ich wieder fest für meine alte landwirthschaftliche konservative Fraktion leben und da möchte ich meine FraktionSgenossen bitten, bei den Wahlen — was ja die einzige Waffe ist, die uns zu Gebote steht, die einzige Mitwirkung unserer Gesetzgebung, aber eine, ich bedaure. Vernachlässigte Mitwirkung in den letzten Jahren —, daß wir bei den Wahlen mehr als bisher auf Vertretung unserer Interessen sehen. Wie die Wahlen bei uns zuerst auskamen, da waren ja die politischen Meinungsverschieden heiten. Wer alt genug ist, sich zu erinnern, wie die Programme 1848/49 wie die Spargel überall aus der Erde schossen, und man tüfelte daran, wer etwas politisch noch anders ausdrücken konnte, wie ein Anderer, der wird gleich mir daS Gefühl haben, daß diese politischen Haar- spaltereien sehr in den Hintergrund getreten sind im Ver- gleich mit den materiellen Interessen, die es giebt im Lande zu vertreten. Um sie zu vertreten, oder vertreten zu sehen durch unsere Abgeordneten, da müssen wir doch Mitintereffenten Wählen, und nicht solche Abgeordnete, deren Interessen nachher vorzugsweise in Berlin bei den Leuten ohne Halm und ohne Ar liegen, sondern die fest halten zu ihren Wählern. Früher konnte man ja schon ohne Weiteres einen Landrath wählen, der war ein mit dem Kreise ohne Scheidungsmöglichkeit vertrauter Genosse, der mit 70 Jahren als Landrath da, wo er gewählt war, starb, und der den Kreis überhaupt vertrat. Heutzutage hat der Ausdruck Landrath für den Wähler noch natürlich und Gott sei Dank etwas Bestechendes, aber es sind doch in der Mehrzahl junge Beamte, die sobald wie möglich aus den unteren Stufen des Landraths in höhere gelangen wollen und die ihre Wahl unter Umständen als eine Stufe dazu betrachten. Ich würde ferner bei Abgabe meines Votums als Wähler mir auch den Kandidaten darauf ansehen: Hat der Mann etwa den Wunsch, Mini ster zu werden in Berlin? Dann würde ich ganz bestimmt ihm die Stimme nicht geben, denn dann liegt sein ganzes Interesse in der Ebnung und Verfolgung seiner Karriere, und er wird seine Wähler vergessen und Berlin im Ge- dächtniß halten. Ferner auch würde ich mir die Frau ansehen, die msigeht. Hat die ein Bedürfniß in Berlin zu wohnen und dort eine gesellschaftliche Rolle zu spielen und eine Stellung zu gewinnen, so würde ich den Mann auch nicht wählen. Nachher, wenn er wirklich Minister Wird, so wächst er fest vermöge der konservativen Richtung der Frau in der Wohnung als Minister, die dem Manne Umer wie ein zu weiter ererbter oder vom älteren Bruder ^kornmener Rock sitzt. Der Frau fehlt aber immer "" Zimmer in dieser großen Wohnung, sie hofft es erlangen und sie kann sich deshalb nicht trennen, wann entstehen die Kleber als Minister, von denen nicht zu erwarten ist, daß sie irgend welche landwirthschaftlichen Interessen nnt Energie bei ihren Kollegen vertreten und deshalb, wenn wir mal wieder wählen, wählen wir vor allen Dlngen keinen Streber, sondern Leute von unserem Fleisch und Blut, die denselben Regen fühlen, unter dem Wir naß werden und sich über denselben Sonnenschein freuen, unter dem unser Korn gedeiht. Halten wir fest an der Interessenvertretung. Die Landwirlhschaft ist das erstgeborene Gewerbe und dasjenige, was doch noch heute die relative Majorität unter allen Gewerbebetrieben im Deutschen Reiche hat. Sie ist aber bei Weitem nicht das erstberücksichtigte; das erstberufene mag sie sein. Aber es gehen ihr alle anderen vor, weil die Landwirthe eben nicht in der Stadt wohnen und nicht den Einfluß aus die Vorbereitung unserer Gesetze haben. Alle die Herren, die ihr Gehalt beziehen, es mag gutes oder schlechtes Wetter sein, und weiter nichts beanspruchen, die sind es, die unsere Gesetze vorbereiten und soweit bringen, daß der Landwirth aus der Provinz, der da hinkommt, nach seiner ganzen Vorbildung nicht in der Lage ist, etwas daran zu ändern. Er ist immer in der Lage, nein zu sagen. Ist aber sein Sektionschef ein Mann, der Minister werden will, dann darf er nicht nein sagen und uns Landwirthe drückt der Schuh, den die in Berlin arbeiten, nachher. Und deshalb möchte ich empfehlen, daß wir uns des be rechtigten Mittels, was wir bei den Wahlen haben, und uns der parlamentarischen Mitwirkung an der Gesetzgebung doch mehr und etwas mutiger bewußt werden, als bisher in der Praxis erkennbar ist, und daß wir der Gesetzmacherei ohne Halm und Ar den KriegSruf entgegensetzen: Für Halm und Ar! Für jeden ehrlichen produktiven Erwerb, für Handwerk und Industrie, für Alle, die wir produziren. Wir müssen zusammenhalten gegen die Drohnen, die uns regieren, aber nichts produziren, als Gesetze, und das reicht nicht. Nun, meine Herren, ich habe leider gehört, daß Sie Ihre Anwesenheit hier auf sehr kurze Zeit beschränkt haben und ich unterdrücke deshalb, was ich sonst noch hätte sagen können, und schließe meine Aeußerungen mit der Bitte, mit mir zusammen den ersten Grundbesitzer, den Kaiser, leben zu lassen, der doch auch nicht bloß als Landcsfürst und Fleisch und Blut von unseim Fleisch und Blut fühlen muß, wie die große Menge seiner treue sten und vielleicht am Meisten belasteten Unterthanen, wir, die leiden, sondern dem ich auch wünsche, daß die alte, vornehme Art, nach der der regierende Herr bei uns wenigstens keine Geldabfindung vom Staat empfing, sondern seine ihm angestammten Güter behielt und aus ihnen heraus wirthschaftete und auf diese Weise mit der Landwirthschast und mit dem Lande jede Bewegung fühlt an seinen eigenen Erlebnissen, — das ist ein frommer Wunsch, der sich nicht verwirklichen wird. Ich gebe ihm hier nur Ausdruck, um meine Gedanken zu beleuchten. Ich würde da noch weiter gehen und sagen: „Gebt jedem Staatsminister eine Domäne, von deren Ertrag er zu leben hat, oder betheiligt ihn an einer Industrie, deren Erträge sein Einkommen bilden. Aber daß dieses Ein kommen, es mag gut oder schlecht gehen, unter allen Umständen gesichert bleibt, das paßt nicht zu der mensch lichen Schwäche. Wenn er mit herauf- und heruntergeht mit dem Wohlbefinden des Staates und der Regierten, dann ist er doch aufmerksamer und wehrt sich mit. Also das nur zur Beleuchtung. Diese mehr theoretische Unzu friedenheit mit den bestehenden heutigen Verhältnissen hindert übrigens nicht, der Verehrung für den Kaiser Ausdruck zu geben und ich bitte Sie, meine Herren, Se. Maj. der Kaiser, unseren größten Gutsbesitzer und den berechtigten und verpflichteten Schutzherrn der Landwirth- schaft und aller produktiven Gewerbe hochleben zu lassen. Se. Maj. der Kaiser, er lebe hoch, hoch, hoch!" Oertttche und sächsische Angelegenheiten. Beiträge für diesen Theil werden gegen Vergütung dankend angenommen. Pulsnitz. Wie bereits bekannt findet nächste Woche, am Mittwoch und Donnerstag in unserer Stadt der 36. Verbandslag sächsischer Creditgenossenschaften statt. Der Spar- und Vorschubverein ladet im heutigen Jnsera- tentheile nicht nur Mitglieder, sondern auch Freunde dieser Bestrebungen zu den Berathungen und Festlichkeiten ein. Aus den, gleichzeitig veröffentlichten Programm ent nehmen wir, daß die erste Versammlung am Mittwoch Nachmittag im Saale des Schießhauses, die zweite soge nannte Hauptversammlung am Donnerstag Vormittag im Saale des Hotel „grauer Wolf" stattfinden wird. Zu Letzterer wird voraussichtlich auch ein Vertreter der Re gierung zugegen sein. Um den anwesenden fremden Gästen nach den Berathungen den Aufenthalt in unserer Stadt angenehm zu machen, sind vom festgebenden Verein verschiedene kleine Festlichkeiten geplant, die man des Näheren aus oem Inserat zu ersehen beliebe. — Die Staatseisenbahnverwaltung läßt in der Nacht vom 18. zum 19. dieses Monats wiederum einen Theater sonderzug von Arnsdorf nach Kamenz im Anschluß an den 11 Uhr 45 Min. Abends von Dresden-Neustadt abgehenden Personenzug verkehren. Derselbe geht von Arnsdorf 12 Uhr 36 Min. Nachts ab, hält an allen Zwischenstationen an und trifft in Kamenz 1 Uhr 20 Min. Nachts ein. In den Monaten Juli und August sollen diese Theaterzüge wegen der zu erwartenden geringeren Benutzung und mit Rücksicht auf die Theaterferien nicht abgelassen werden. — Alpensahrten. Zur Erleichterung des Besuchs der Bayrischen, sowie der Tyroler und Schweizer Alpen wird die Sächsische Staatsbahnverwaltung im Verein mit der Bayrischen Staatsbahn auch in diesem Jahre Sonderzüge zu ermäßigten Fahrpreisen nach München, Salzburg, Bad Reichenhall, Kufstein und Lindau verkehren lassen. Der erste Sonderzug wird am 6. Juli nur von Leipzig Bayer.- Bhf. aus abgehen, während die weiteren Züge am 13. und 20. Juli, sowie am 15. August je von Dresden und Leipzig (bez. Chemnitz) aus zur Abfertigung kommen. Von Leipzig aus erfolgt die Abfahrt am 20. Juli, sowie am 15. August kurz vor 3 Uhr Nachm., am 13 Juli aber gegen ^9 Uhr Nachm., von Dresden-Altstadt aus am 13. Juli gegen 6 Uhr Nachm., am 20. Juli und 15. August Nachm. kurz vor >^2 Uhr, und von Chemnitz aus am 20. Juli und 15. August kurz vor ^4 Uhr Nachm. Die Ankunft in München erfolgt am anderen Morgen in der fünften und sechsten bez. bei den Zügen vom 13. Juli am anderen Morgen in der 11. Stunde Vorm. Von München aus finden die Züge Fortsetzung nach Lindau, sowie nach Kufstein und Salzburg. Die Fahrpreise, ebenso die sonstigen Be stimmungen werden in einer später erscheinenden Ueberficht von der Sächsischen Staatseisenbahn - Verwaltung bekannt gegeben. Die Ueberficht ist unentgeltlich von den Stationen der Sachs. Staatseisenbahn-Verwaltung, ferner von den Aus gabestellen für zusammenstellbare Fahrscheinhefte in Leipzig (Dresdner Bahnhof) und in Dresden-Altstadt. (Carolastr. 16) zu beziehen. Brieflichen Bestellungen sind 3 Pfg. Porto in Marke beizufügen. Bischofswerda, 10. Juni. Der Verband sächsischer Gewerbe- und Handwerker - Vereine, dem zur Zeit 139 einzelne Vereine mit zusammen ca. 25,000 Mitgliedern angehören, eröffnete gestern hierselbst seinen diesjährigen Verbandstag. Zu Ehren der von auswärts hierzu eingetroffenenen Delegirten zeigten die Häuser der Straßen reichen Flaggenschmuck, während Ehrenpforten den Gästen ein „Willkommen" zuwinkten. Seiten der Mitglieder des hiesigen Vereines wurden im Laufe des Vo> mittags die von auswärs eintreffenden Vertreter der Bruderoereine empfangen und nach dem Hotel „König Albert" geleitet, woselbst nach kurzer Begrüßung ein Frühconzert stattfand. Nachmittags 3 Uhr vereinigten sich die Vertreter der den ständigen Verbandsausschuß bildenden Vereine im Saale des Schützenhauses zu einer kurzen Sitzung, deren erster Berathungsgegenstand die Wettinstiftung betraf, welche nunmehr für die in Aussicht genommenen wohlthätigen Zwecke in Thätigkeit treten soll. Hierauf folgte der Kassenbericht des Verbands- Kassirers, sowie die Erledigung noch einiger innerer Ver bandsangelegenheiten. Im Anschluß hieran fand eine allgemeine Vorversammlung statt, auf welcher die Prüfung der Vertreter-Vollmachten, sowie die Genehmigung der Tagesordnung für die abzuhaltende Hauptversammlung erfolgte. Die Pause bis zum Beginne des Festessens