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Blatt Amts 1. 2. und des Stadtrathes des Königl. Amtsgerichts Abonnements - Preis Vierteljährl. 1 M. 28 Pf. Auf Wunsch unentgeltliche Zu sendung. Als Beiblätter: Jllustrirtes Sonntagsblatt (Wöchentlich); landwirthschaftliche Beilage (monatlich). Geschäftsstellen: Buchdruckereien von A. Pabst, Königsbrück, C. S. Krausche, Kamenz, Carl Daberkow,Groß röhrsdorf. Annoncen-Bureaus von Haasen stein L Vogler, Jnvalidendank. Rudolph Mosse und G. L. Daube L Comp. Erscheint: Mi twoch und Sonnabend. zu °Rutsnih ch en Königsbrück, Radeberg, Radeburg, Moritzburg und Rmgegend. Insekte > .—A i^ud bis Dienstag und Freitag Vorm. 9 Uhr aufzugeben. V Preis für die einspaltige Cor- ' " puszeile (oder deren Raum) 10 Pfennige. Du» °°d 8°-"-" Siebeuuudvik^igltev Jahrgang. 24. Juli 189». Mittwoch. Konkursverfahren. Ueber das Vermögen des Fleischermeisters Emil Ehrhardt Eckardt in Pulsnitz wird heute, am 20 Juli 1895, Nachmittags ^/,5 Uhr, das Konkursverfahren eröffnet. Der Kürschnermeister Herr Lokalrichter Borkhardt in Pulsnitz wird zum Konkursverwalter ernannt. Konkursforderungen sind bis zum 20. September 1895 bei dem Gerichte anzumelden. Es wird zur Beschlußfassung über die Wahl eines anderen Verwalters, sowie über die Bestellung eines Gläubigerausschusses und eintretenden Falles über die in ß 120 der Konkursordnung bezeichneten Gegenstände — auf den 19. August 1895, Vormittags 10 Uhr, — und zur Prüfung der angemeldeten Forderungen auf den 4. Oktober 1895, Vorm. 10 Uhr, — vor dem unterzeichneten Gerichte Termin anberaumt. Allen Personen, welche eine zur Konkursmasse gehörige Sache in Besitz haben oder zur Konkursmasse etwas schuldig sind, wird aufgegeben, nichts an den Gemeinschuldner zu verabfolgen oder zu leisten, auch die Verpflichtung auferlegt, von dem Besitze der Sache und von den Forderungen, für welche sie aus der Sache abgesonderte Befriedigung in Anspruch nehmen, dem Konkursverwalter bis zum 19. August 1895 Anzeige zu machen. Königliches Amtsgericht zu Pulsnitz, den 20. Juli 1895. I. V.: Stank, Aff. Veröffentlicht: Akt. Maschke, stellv. G.-S. Die Bulgaren sichtsloj Feind Da in einem Zeiträume von nicht ganz zwanzig Jahren die Bulgaren beinahe fortwährend direkt und in direkt die Ruhe Europas gestört haben, zuerst durch den Aufstand gegen die Türken im Jahre 1876, welchem der russisch-türklsche Krieg 1878 folgte, ferner durch den Auf- stand gegen den Fürsten Alexander im Jahre 1886 und die darauffolgenden Verwirrungen und nun wieder durch die neue gefährliche Crisis, welche durch die Wankelmü- thigkeit der Bulgaren in Bezug auf ihre Haltung gegenüber Rußland und die schmachvolle Ermordung des großen bulgarischen Patrioten Stambulow blutig gekennzeichnet wurde, so ist jetzt die öffentliche Meinung Europas dabei, mit den Bulgaren endlich einmal gründlich abzu rechnen. Unter keinen Umständen verdienen sie mehr die Sympathie und Achtung, welche man ihnen früher vielfach zu- gewandt hat, denn sie haben wiederholt bewiesen, daß sie noch ein halbwildes, in seinen Leidenschaften durchaus unberechenbares Volk sind, sowohl des schmachvollen Undankes, als auch der hündischen Unterwürfigkeit fähig, denn wie sollte man es sonst erklären, daß sie den tapferen Fürsten Alexander von Battenberg hinterlistig vom Throne stießen, und den hochbegabten Minister Stamlulow, welcher mit eiserner Thatkraft die Leidenschuften der Bulgaren zügelte und die Selbstständigkeit Bulgariens gegenüber der russischen Herrsch- sucht vertheidigte, erst zur Abdankung zwangen und nun Wie einen Hund abgeschlachtet haben. Höchstens könnte Man noch die Bestechlichkeit und die blutgierige Rachsucht der Bulgaren als größere Laster hinstellen. WaS nutzt es daß es außer Stambulow in Bulgarien noch einige Dutzend erleuchtete Patrioten giebt, sie können ja, wie man nun zum dritten Male sieht, eine weise Regierung des Landes gegenüber der Wankelmüthigkeit und dem Knechtsinn der Mehrheit ihrer Landsleute nicht durchsetzen. Offenbar hat neben der Wankelmüthigkeit der Bulgaren auch die Hetzerei und Maulwurfsarbeit der Panslavisten, verbunden mit Bestechungen durch russische Rubel die neueste Krisis und schlimmste Schandthat in Bulgarien hervorgebracht. Wahrhaft'g der verstorbene russische Kaiser Alexander Hl- hatte Recht, als er anläßlich ter bulgarischrn Bewegung im Jahre 1886 ausrief: „Man muß Bulga rien laufen lassen, es wird von selbst kommen!" — Das bulgarische Volk, von dessen Freiheitsdrang und Selbst ständigkeitsgefühl in Westeuropa so große Dinge gehalten worden sind, offenbart, nachdem es von seinem gewaltigen Lenker Stambulow nicht mehr im Zaume gehalten wird, '^"orientalischen Charakter: es wirft sich mit hündischer Knechtseligkejt Rußland vor die Füße. Demselben Rnßland, Meis ^sAuhe durch ein Jahrzehnt hindurch in brutalster »Iwrl und während der ganzen Zett als der rück- ftchtsloseste, mu den verwerflichsten Mitteln kämpfende Selbstständigkeit gegolten hat. Und als Ba erchen Czar wieder die Falten auf seiner Stirn geglättet und sich den Schuh küssen läßt, da wird ihm ogar noch ein besonderes, ein echt orientalisches Gasige- schenk geboten: die Meuchelmörder schlachteten Stambulow ab den Mann, dessen Dasein trotz seines Rücktritts vom Amte noch immer die Hoffnung wach erhielt, daß es Bulgarien in schweren Augenblicken an einem starken Arm nicht fehlen werde. Jedenfalls treiben die Bulgaren mit sammt ihrem jetzigen Fürsten Ferdinand wiederum ein sehr gefährliches Spiel mit der Ruhe im Orient und die europäischen Großmächte werden sich genöthigt sehen, für Bulgarien die nachsichtige Behandlung aufhören zu lassen. Sehr scharf sind auch bereits die Auslassungen der englischen Zeitungen gegen die bulgarische Regierung und gegen den Fürsten Ferdinand. Danach verlangt England, daß, wenn diese Zustände in Bulgarien fortdauern sollten, ein anderer Fürst und eine andere Regierung dort einge setzt werden müsse. Oertliche und sächsische Angelegenheiten. Beiträge für diesen Theil werden gegen Vergütung dankend angenommen. Radeberg, 22. Juli. Der große Festzug bei dem nächsten Sonntag beginnenden X. Sächs. Elbgau- säiigerbundesfeste umfaßt die Mitglieder von 116 Gesang vereinen in einer Anzahl von ca. 2400 bis 2500 Maiin mit über 70 Fahnen und Bannern. Der Festzug wird sich in 4 Abtheilungen, denen je ein Musikchor und ein Zug Festjungfrauen beigegeben wird, Nachmittags 3 Uhr von der Bahnhof-, Fabrik-, Pillmtzer- und Dresdner- Straße aus nach und durch die Hauptstraßen der Stadt in Bewegung setzen und nach erfolgter Begrüßung auf dem Markte unter Mitnahme der Ehrengäste vom Rath- Haus ab dann auf dem Festplatze des Schützenhauses eintreffen, woselbst um 4 Uhr auf dem großen Sänger podium das 1. Concert beginnt. Für Aufrechterhaltung der Ordnung sorgt die hierzu bereitwillige Feuerwehr. — Am Abend dieses Tages finden Sänger-Commerse in den Sälen des Schützenhauses, Rathhauses, in der Tanne, in: Deutschen Haus und in Müller's Glashütten-Restau- rant statt, sowie andern Morgens Spaziergänge nach Augustusbad, Thal Mühle, Hüttermühle mit Felixthurm. Nachmittags 2 Uhr Kirchen - Conzert und 4 Uhr zweites weltliches Conzert auf dem Festplatze. Abends Sänger ball im Schützenhaussaale. — Die Stadt Radeberg hat nach der Zählung vom 14. Juni eine Bevölkerung von 10,113 und zwar 5495 männliche und 4618 weibliche Bewohner. Seit 1890 ist eine Zunahme von 1373 Bewohnern erfolgt. Radeberg, 16. Juli. Die hiesige Bäcker-Innung begeht am 15. August das 300jährige Jubiläum ihres Bestehens. Das vorläufig festgestellte Programm besagt für genannten Tag Festzug vom Deutschen Haus mit eingeschlossenem Festwagen durch die Stadt nach dem Schützenhaus, Festrede vom Herrn Diaconus Köhler, nachdem Concert, Tafel und Ball. Zu dieser Feier werden die hiesigen wie auch auswärtige Innungen mit Einladungen beehrt werden. — Einem Artikel der „Gartenlaube" über die Aus stellung für Kinderpflege, Ernährung und Erziehung ent nehmen wir Folgendes: „Am 15. Mai ist in den Räumen des Gewerbehauses zu Dresden eine Ausstellung von Erzeugnissen für Kinderpflege, Ernährung und Erziehung eröffnet worden — eine schlichte Ausstellung frei von äußerem Prunk und jenen reclamehaften Sehenswürdigkeiten", welche bestimmt sind, Massen Schaulustiger heranzuziehen. Wer diese Ausstellung besucht, der muß schon das Interesse für die Sache mitgebracht haben, dann findet er vollauf Gelegenheit zu studiren, zu vergleichen und zu lernen. Aerzte, Landwirthe, Fabrikanten, Buchhändler, Lehrer und Frauen haben in den Räumen Verschiedenes ausgestellt, was der Kinderwelt dient — von der Milchflasche, dem Kinderwagen und dem ersten Kinderschuh — bis zu Turnapp waten, Nähschulen und guten Büchern, sowie anderen Lehrmitteln. Derartige Ausstellungen, die auf weitere Kreise in hohem Maße belehrend wirken, sollten in unseren Städten häufiger veranstaltet werden. Wenn sie auch in der weiten Welt kein Aufsehen erregen, so bringen sie doch großen Nutzen, namentlich wenn sich an sie auch belehrende Vorträge knüpfen. Leider sind bei uns gerade Ausstellungen für Kinderpflege ungemein selten. Darum möchten wir der jüngsten in Dresden mit Anerkennung gedenken und nur wünschen, daß sie bald auch in anderen deutschen Städten Nachfolgerinnen finden möchte". — Der Bauarbeiter Walther, welcher bekanntlich Anfang Mai d. I. Drohbriefe an den König von Sachsen geschrieben hatte, ist deshalb jetzt zu drei Jahren Gefäng- nißstrafe verurtheilt worden. Dresden. Die Sammlungen für das Bismarck- Denkmal haben einen Ertrag von etwa 100000 Mark ergeben. Für das Denkmal war ursprünglich der den Namen des großen Staatsmannes tragende Platz in Aus sicht genommen. Nachdem jedoch der Geh. Rath Wallot beachtliche Bedenken ästhetischer Natur gegen die Wahl dieses Bauplatzes erhoben hatte, wurde von dem Ausschüsse, der unter Vorsitz des Herrn Oberbürgermeisters Beutler die Errichtung des Bismarck-Denkmals in die Hand ge nommen, ein engerer Ausschuß eingesetzt, dessen Wahl auf den Platz an der Ringstraße zwischen dem Ministerium des Innern und dem „Gutenberg" gefallen ist. — Bei dem Neubau Ecke der Breite- und Seestraße in Dresden sollen nicht weniger als 1800 Mk. für das Quadratmeter gezahlt worden sein; beim Neubau der Dresdner Bank auf der König Johann - Straße soll das Quadratmeter 1200 Mark gekostet haben. Meißen, 14. Juli. Das von den Aerzten viel fach bekämpfte Gummihütchen hat dieser Tage den Tod eines vier Monate alten Kindes verschuldet. Dem Kinde einer Tischlerfamilie war in Abwesenheit der mit Waschen beschäftigten Mutter das Gummihütchen tief in den Hals gefahren. Obwohl es der schnell herbeigerufene Arzt wieder entfernen konnte, starb das Kind doch bald darauf. Leipzig, 17. Juli. In der Frage der Lederver- theuerung, welche von großen amerikanischen Capitalisten ausgeht und ein volkswirthschaftliches und socialisches In- tcresse hat, hat hier eine Versammlung stattgesunden. In dieser am Montag Abend abgehaltenen, vom Obermeister der Schuhmacher - Innung, Herrn Dietering, geleiteten zahlreich besuchten Versammlung der Lederinteressenten wurde über die Preissteigerung der Rohmaterialien, ins- besondere des Leders, gesprochen. Von vielen Seiten wurde hervorgehoben, daß die Echuhwaarenfabrikanten und Schuh macher unter den heutigen Verhältnissen der Lederver- theuerung schwer zu leiden haben und deshalb gezwungen seien, die Preise für ihre Waaren zu erhöhen. Es sollen Anzeigen in den gelesensten Zeitungen erlassen und die Gründe der nothwenvigen Preiserhöhung sür Schuhwaaren