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Blatt Amts und des StadLraLhes des Königl. Amtsgerichts 10. Juli 1895 Mittwoch Besuches des Prinzen überdies einen schneidigen Marsch komponiert, der sehr gefiel. Prinz Leopold hat nun seiner Anerkennung für den wackeren Musikmeister Ausdruck ge geben. Gestern überreichte Herr Oberstlieutenant Seederer Herrn Peschke einen von dem Chef des Regiments über sandten prachtvoll verzierten Taklstock. Dieser trägt em- graviert nachstehende Widmung: „Dem Stabstrompeter Peschke von seinem Regimentschef Prinz Leopold von Bayern". Zu dieser Auszeichnung ist dem jungen, streb samen Mann von Herzen Glück zu wünschen. Pulsnitz. Am vergangenen Sonntag Nachmittag fand in Reichenbach die Einweihung der neuen Schule in feierlicher Weise statt. Ein Fcstzug, gebildet von den Schulkindern, Festjungfrauen, den Schulvorständen und Gemeinderäthen von Reichenbach und Niederlichtenau, dem Arbeiterverein und von Lehrern der umliegenden Ortschaften, bewegte sich von der Littmann'schen Fabrik bis an die Schule. Nach einem allgemeinen Gesänge erfolgte die Schlüsselübergabe, dann Gesang der Schulkinder und hie rauf die Weihe des Schulgebäudes durch Herrn Bezirks- schulinspektor Fink. Gesang und Gebet schlossen die Feier lichkeit. Pulsnitz. Zu den diesjährigen Herbstübungen, der 1. Jnsanterle-Dlvision, die im wesentlichen Theile in unserer Kreishauptmannschaft stattstnden werden, wird unsere Stadt vom 23. August dis mit 10. September, das sind 19. Tage, mit Einquartierung belegt werden und zwar wie folgt: vom 23. bis mit 27. August mit ca. 120 Offizieren, Unteroffizieren und Mannschaften und ca. 115 Pferden, vom 28. August bis mit 2. September mit ca. 370 Osfiziren, Unteroffizieren und Mannschaften und ca. 35 Pferden, vom 3. September bis mit 10. September mit ca. 420 Offizieren, Unteroffizieren und Mannschaften und mit ca. 35 Pferden. Im Falle Se. Majestät der König oder Se. Königl. Hohm Prinz Georg dem Dimsions- manöver, welches gegen Ende der Uebungen stattfindet, beiwohnen sollte, sind noch Quartiere für ca. 45 Personen und 75 Pferde bereit zu halten. Pulsnitz. Die am 14. Juni n. o. stattgefundene Berufs- und Gewerbezählung hat für unsere Stadt zu fol gendem Ergebniß geführt: Es wurden gezählt 872 Haus haltungen mit 3 407 Einwohnern, 216 lanbwirthschaflliche Betriebe und 209 Gewerbebetriebe. Höckendorf. Für unseren Oct war. der vergangene Sonntag ein Festtag schönster Art, feierte doch der Verband der Arbeiter-Untecstützungsvereine sein diesjähriges Sommer fest. Aus Anlaß dessen war der Ort aufs Herrlichste geschmückt und machte auf die in der Mittagsstunde an kommenden und vom festgebenden Verein empfangenen Brudervereine einen freudigen Eindruck. Erschienen W.ren die Vereine aus: Pulsnitz, Pulsnitz M- S., Brettnig, Reichenau, Elstra, Leppersdorf, Ohorn, Obersteina, Rade berg, Gersdorf, Lomnitz, Friedersdorf, Groß-Naundorf, Oberlichtenau, Wallroda, Groß-Harthau, Niederlichtenau, Lotzdorf, Seifersdorf und Lichtenberg. Nachmittags ^3 Uhr sand ein Festzug durch den Ort statt, an welchem nebst den obengenannten Vereinen 40 Festjungfrauen und die Ortsvereine theiluahmen. Nach Eintreffen auf dem Fest platz begrüßte der Herr Gemeindevorstand August Schöne die so zahlreich erschienenen Gäste, worauf Pastor Johst von hier das Wort zur Festrede ergriff, das Motto: „Wenn ein Glied leibet, so leiden alle Glieder mit" zu Grunde legend. Sodann fprach noch Herr Steinhäuser. Leppersdorf vortrefflich über den Zweck des Verbandes. Ein flotter Ball schloß sich dem Festakte an. Radeberg. Für die bevorstehende Landtagswahl im 3. städtischen Wahlkreise hat die deutsch-soziale Reform partei in einer zahlreich besuchten Vertrauensmännerver sammlung in Radeberg einstimmig Herrn Kaufmann Robert Mich in Bischosswerda als Kandidaten aufgestellt. Kamenz, 5. Juli. Das dem Preis- und Festschie ßen folgende Königsschießen der hiesigen priv. Schützenge sellschaft nahm am Mittwoch seinen Anfang. Ein Rückblick auf die Festwoche läßt deren Verlauf als zufriedenstellend erscheinen zunächst durch die Gunst der Witterung, sodann Tvuck und Verlag von E. L. Försters Erden in Pulsnitz. Erscheint: Miitwoch und Sonnabend. puszeile loder deren Raum) 10 Pfennige. KescHästsstellen: Buchdruckereien von A. Pabst, Königsbrück, C. S. Krausche, Kamenz, Carl Daberkow,Groß röhrsdorf. Annoncen-Bureaus von Haasen stein L Vogler, Jnvalidendank. Rudolph Mosse und G. L. Daube L Comp. Dertliche und sächsische Angelegenheiten. Beiträge für diesen Theil werden gegen Vergütung dankend angenommen. Zu Uulsnih Jubelfest ein Ruhland behindert zu sein, dankbare Würdi gung fand. Vollständig ignorirt haben die Einladungen die Schützencorps von Königsbrück und Bischofsweida. — Dem Vernehmen nach ist trotzdem der pecuniäre Erfolg des Preisschießens ein günstiger. K. W. Kamenz. In den letzten Tagen voriger Woche hat auf den östlich unserer Stadt gelegenen Fluren, besonders solchen mit Sandboden der Kornschnitt begonnen. Der Anfang der Kornerte stimmt genau mit demjenigen in der Lößnitz über ein. (K. W.) — Am vergangenen Montag fand in C r o st w i tz die gerichtliche Ausgrabung des vor einigen Jahren daselbst verstorbenen Kutschers Hauffe, sowie der im Februar d. I. verschiedenen Schwiegermutter desselben, der verw. Kutschke, statt. Wie bereits mitgetheilt, ist die leibliche Tochter der letzteren, die verehel. Bräuer aus Crostwitz, vor kurzem unter dem Verdachte, diese beiden Personen mittels Arsenik vergiftet zu haben, gefänglich eingezogen worden und soll auch die That bezüglich ihrer Mutier be reits zugestanden haben. (K. W.) — Nachdem Se. Majestät der König, am Sonntag den Festzug in Chemnitz an sich hatte vorüberziehen lassen, begab er sich zur Einnahme des Frühstücks in's Offiziers kasino. Sodann ward die Fahrt nach Einsiedel angetreten. Mit vielem Interesse besichtigte der Monarch die Thalsperre. Der Rückweg wurde über Alteuhain die Zschopauer Straße entlang genommen und kurz nach 5 Uhr erfolgte die An kunft auf dem Altendorfer Festplatze. Der hohe Gast be sichtigte zunächst die 38 Scheiben und sodann die im Ga- bentempel untergebrachten Ehrenpreise, worauf er einen Rundgang auf dem Festplatze unternahm. Unbeschreiblich war der Jubel, mit dem der leutselige Monarch überall begrüßt wurde. Nachdem seine Se. Majestät verschiedene Zelte in Augenschein genommen, trat dieser, leider viel zu früh, die Heimreise an. Zur Verabschiedung hatten sich wieder die Spitzen der Behörden eingefunden. Auf dem Festplatze aber hielt noch lange die Freude an, den geliebten Landesherren von Angesicht zu Angesicht gesehen zu hiben^ Der Königliche Sonderzug lief 8 Uhr 26 Minuten in Station Niedersedlitz ein. — Das diesjährige Dresdner Vogelwiesenfest wird am 28. d. M. beginnen. An der Verbesserung des Geländes, wo das Fest wie gewöhnlich stattfindet, ist in der letzten Zeit eifrig gearbeitet worden. Die Bogenschützen- Gesellschaft hat u. A. mit einem Kostenaufwande von gegen 30,000 Mark zur Entwässerung des Platzes ein Schleusennetz anlegen lassen, sodaß man auch an Regen tagen die Straßen der Festwiese trockneren Fußes als bisher wird durchschceiten können. Die elektrischen Be leuchtungseinrichtungen sind ebenfalls vermehrt und ver bessert worden. — Die Einwohnerzahl Dresdens beträgt nach dem vorläufigen Ergebnisse der Berufs- und Gewerbezäh lung 323 152. Die Zahl bezieht sich auf das politische Gebiet der Stadt (mit Albertstadt). — Im Monat April dieses Jahres hatten sämmtliche 243 Sparkassen Sachsens zusammen 137,362 Einzahlungen im Betrage von 13,715,547 Mark und 95,616 Rückzahlun gen im Gesammtbetrage von 13,233,765 Mark. — Wohl selten, ja vielleicht niemals noch werden in der östlichen Hälfte Sachsens an ein und demselben Te ge so viel Blitz- und Hagelschläge zu verzeichnen gewesen sein, als am 1. Juli von Nachmittags 4 Uhr bis zur Milternachtsstunde. Am schwersten ist durch die Gewitter die Umgegend zwischen Stolpen und Pilln tz, durch Hagel aber der nördlich vom Sattelberg—Mückenthürmchen ge legene Erzgebirgstheil heimgesucht worden. In dem zwischen Fischbach und Dürrröhrsdorf nahe der Pirna-Arnsdorfer Eisenbahnlinie gelegenen Wilschdorf hat am Montag der Blitz die Frau Gutsbesitzer Russig an der Seite ihres Mannes erschlagen, als die Genannten auf einem Fuder Heu Platz genommen hatten, um damit nach ihrem nahen Gute zu fahren. Wenig später setzte ein anderer Blitzstrahl in demselben Dorfe das Haus eines Schnittwaarenhändlers in Brand und äscherte es vollständig ein. Bis zur Mitternachtszeit hin zuckten in der Eingangs bezeichneten Umgegend bei verhältnißmätzig nur schwachem Regen fortwährend elektrische Strahle gleich feurigen Schlangen auf und nieder und nach verschiedenen Richtungen konnte man Brände beobachten. Bejahrte Leute versicherten, daß sie ein solches Gewitter noch nie gesehen hätten. Ueber aber auch durch die Hervvrgetretene sympathische Betheili gung hiesiger bürgerlicher und Vereinskreise, ferner der Jägercorps unserer Nachbarstädte Elstra, Pulsnitz, Witti chenau und Hoyerswerda durch Abordnungen, wobei beson- .. ...... ders der triftige Grund letzterer beiden Corps, am beab- Pulsmtz) hatte aus Anlaß des! sichtigten vollständig Erscheine» nur durch Theilnahme am Pulsnitz. Die „Saarbrücker Zeitung" schreibt ültterm 5. Juli: Als der Prinz Leopold vor einiger Zeit hier das Dragoner-Regiment, dessen Chef bekanntlich der hohe Herr ist, besichtigte, erfreuten denselben sichtlich die Musikvorträge der Kapelle, die bekanntlich durch ihren Wgen Dirigenten eine künstlerische Höhe erreicht hat. Herr Stabstrompeter Peschke (Anm. d. Ned.: Sohn des Herrn Carl Peschke in Pulsnitz) hatte aus Anlaß des' Französische Verirrungen. Man muß in Deutschland anerkennen, daß neben den nationalen, deutschfresserischen französischen Heißsporen oder Chauvinisten es in Frankreich auch viele besonnene Ele mente und hochgebildete Franzosen giebt, welche bemüht sind, das Deutschthum zu verstehen und die Großmachts- stellung der deutschen Nation zu würdigen, aber charakte ristisch genug für die Schwäche des französischen National charakters verirren sich auch diejenigen hoch gebildeten und hoch stehenden Franzosen, welche sonst dem deutschen Reiche gerecht werden, in ganz ungereimte Forderungen, wenn sie auf das Verhältniß Frankreichs zu Deutschland zu sprechen kommen. In dieser Hinsicht liegen aus letzter Zeit zwei Kundgebungen hervorragender Franzosen vor, die eine von dem berühmten französischen Geschichtsforscher Professor Lavisse, und d'e andere von dem französischen General Villenoissy, welche sehr lehrreich sind und leider beweisen, daß noch immer eine große Kluft die Franzosen Von den Deutschen trennt. Professor Lavisse führt in einem offenen an den deutschen Kaiser gerichteten und in der „Revue de Paris" enthaltenen Briefe sehr schön aus, daß Deutschland alle Ursache habe, stolz zu sein und sich zu freuen, denn es habe sich zur Würde einer großen Nation emporgeschwungen, habe der Zerrissenheit und dem Elende vergangener Jahrhunderte ein Ende gemacht, UNd es dulde nicht mehr, daß Deutschland ein Uebungsfeld für europäische Kriege, in denen Deutsche gegen Deutsche kämpften, sei. — Diese Aussprüche des Professors Lavisse sind gewiß sehr schön und richtig, aber wenn man nun logisch erwartet, daß der gelehrte Franzose aussühren werde, daß nun auch Frankreich gar keine Ursache habe, auf Deutschland erbost zu sein, indem die Deutschen 1870/71 nur das genommen hätten, was ihnen gebühre, nämlich ihre Einheit und ihr altes deutsches Land, so macht Herr Lavisse plötzlich einen Seitensprung in seiner Aus führung und bemerkt mit einer echt französischen Krokodils- thräne: „Wie sehr verdiente Deutschland ein besseres Schicksal!" — Ja, welches Schicksal denn, Herr Professor Lavisse? — Nun Herr Lavisse läßt durchblicken, was er unter dem besseren Schicksale für Deutschland meint. Er verlangt nämlich vom deutschen Kaiser, daß er ganz ein Mann der Zukunft, größer wie seine Vorfahren, größer Wie Bismarck und größer wie alle großen Herrscher da durch werden solle, daß er, der deutsche Kaiser, sofort Elsaß - Lothringen freiwillig an Frankreich zurückgebe. Außerdem fordert Herr von Lavisse sehr erregt, daß Deutschland nicht in diesem Jahre seine Siege feiern solle, denn Frankreich wäre auch so edel gewesen und würde seine Siege über Deutschland nicht feiern. Diese Verir rungen sind doch weiter nichts als Auswüchse krankhafter fran zösischer Eitelkeit!! — Der deutsche Kaiser soll rasch Elsaß - Lothringen herausrücken, ein altes kerndeutsches Land, welches Ludwig XIU. erst dem deutschen Reiche entrissen hat, und wofür 1870/71 Hunderttausende deut scher Soldaten gekämpft und geblutet haben?! — Und der französische General Villenoissy kommt in seinem im „Avenir militaire" veröffentlichten Artikel auf dieselbe Forderung, indem er ausführt, daß alle die großen Kciegs- rüstungen nur wegen Elsaß - Lothringen entstanden seien, nnd daß sofort in Europa Abrüstung und tiefster Friede eintreten werde, wenn Deutschland das eroberte Elaß- Lothringen an Frankreich zurückgebe. — Nun die Franzosen haben ja bis 1870 Elsaß - Lothringen besessen und haben trotzdem nicht nur gegen Deutschland, sondern auch vorher gegen Oesterreich und gegen Rußland Kriege gesührt. Und da soll nun das deutsche Reich getrost Elsaß-Lothrin- gen Herausrücken?! — Seltsame französische Verirrungen! Als Beiblätter: 1. Jllustrirtes SonntagSblutt (wöchentlich); 2. Landwirthschaftlichc Beilage (monatlich). bonnements - Prei Pierteljährl. 1 M. 28 Pf. Wunsch unentgeltliche Zu sendung. »schenk/»,« Ffiir Pulsnitz, Königsbrück, Radeberg, Radeburg, Moritzburg und Rmgegend. Anserate ') find bis Dienstag und Freitag Vorm. 9 Uhr aufzugeben. Preis für die einspaltige Cor- WekrnuudmrrzigSrr Jahrgang.