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Blatt Amts und des Stadtrathes des Kömgl. Amtsgerichts Erscheint: Mittwoch und Sonnabend. Als Beiblätter: t- Jllustrirtes Sonntagsblatt (Wöchentlich); landwirthschaftliche Beilage (monatlich). Abonnements - Preis . r ierteljährl. 1 M. 25 Pf. ^f Wunsch unentgeltliche Zu sendung. puszeile loder deren Raum) 10 Pfennige. KescHäfisstellen: Buchdruckereien von A. Pabst, Königsbrück, C. S. Krausche, Kamenz, Carl Daberkow,Groß röhrsdorf. Annoncen-Bureaus von Haasen stein L Vogler, Jnvalidendank. Rudolph Mosse und G. L. Daube L Comp. Zu Uulsnih roch en Fsür Pulsnitz, ,, Königsbrück, Radeberg, Radeburg, Moritzburg uud Umgegend. V V H sind bis Dienstag und Freitag c» Vorm. 9 Uhr aufzugeben. SD Preis für die einspaltige Cor- «r. SO 22. Juui l8SS Sonnabend Dm- -n- WebenuudviMzigAev Jahrgang. Bekanntmachung, Auf dem die Firma Robert Mcsserschmidt's Nachfolger in Pulsnitz betreffenden Folium 168 des Handelsregisters für den Bezirk des unterzeichneten Amtsgerichts ist heute verlautbart worden, daß die Firma künftig: Carl HeMtttlg lautet. Pulsnitz, am 21. Juni 1895. Königliches Amtsgericht. Weise. Eröffnung des Nordostsee-Canals. Das gewaltige Unternehmen des Nordostsee- Canals, zu welchem Kaiser Wilhelm I. vor fast genau 8 Jahren persönlich den Grund legte, erfährt in diesen Tagen seine weihevolle Krönung, am Freitag, den 21. Juni, hat der kaiserl. Enkel des unvergeßlichen Heldenkaisers die Schluß- fteinlegung des Canals bei Holtenau vollzogen und den selben feierlichst für eröffnet erklärt. Wohl ist es zunächst ein hervorragend vaterländisches Werk, dessen Einweihung jetzt erfolgt, aber es ragt in seiner Bedeutung schließlich doch noch weit über den Rahmen der deutschen Interessen hinaus, da der neue Canal überhaupt allen am Handel- und Schiffsverkehr zwischen Nord- und Ostsee betheiligten Ländern und Völkern mehr oder weniger zu Gute kommen wird. Darum trägt denn auch die Eröffnung der neuen Wasserstraße in den deutschen Nordmarken einen inter nationalen Charakter, neben den Nordamerikanern, als den ersten Repräsentanten der transoenischen Völker sind Von der Regierung Kaiser Wilhelms alle seefahrenden Nationen Europas zu Gaste bei dem großartigen Canal feste gebeten worden, und alle haben sie ausnahmslos der deutschen Einladung Folge geleistet. Jnsgesammt sind 14 fremde Staaten in dem aufblühenden Kiel, dem eigent lichen Festorte, durch ihre abgesandten Kriegsschiffe ' ver treten, ein in seiner Art fast einzig dastehendes Völker- Rendez-Vous, dem aus neuerer Zeit an Großartigkeit und Glanz wohl nur die internationale Flotten-Revue in New-Jork im Jahre 1892 anläßlich der Columbusfeier zu vergleichen ist. Und wie sich die New-Iorker Columbusfeir zu einer imposanten Kundgebung des Völkerfriedens ge staltete, so darf man getrost auch der Kieler Canalfeier den Charakter einer völkereinigenden friedlichen Manifestation zuerkennen, brüderlich reichen sich jetzt an den deutschen Vstsee-Gestaden die Völker Europas und die große ame rikanische Nation unter einander die Hände, in dem Be wußtsein, daß sie der Vollendung eines zunächst der Förderung des Handels und Verkehrs von Meer zu Meer gewidmeten bedeutsamen Werkes durch ihre Vertreter beiwohnen. Mit besonderem Stolze aber darf Deutschland auf die Kieler Festlichkeiten schauen, mit welchem ein Beginnen zum rühmlichen Ausgang gelangt, welches deutschem Unternehmungsgeiste und deutscher Thatkraft, deutscher Ausdauer und deutscher Technik gleichmäßig zur höchsten Ehre gereicht. Acht Jahre haben genügt, um den Ver bindungskanal zwischen Nordsee und Ostsee trotz der zu überwindenden außerordentlichen Schwierigkeiten in tadel- loser Weise herzustellen, was allerdings nur durch eine geniale Bauführung, durch hingehendste und consequente Arbeit und durch patriotische Opferwill'gkeit der Parlamente des Reiches und Preußens zu erreichen war. Nunmehr steht das gigantische Werk vollendet da, und mit berech tigtem Stolze blickt ied^ guter Deutsche auf dasselbe, ist es doch bestimmt, den Ruhm und das Ansehen des deut schen Namens auf's Neue zu mehren und zu erhöhen. Zugleich stellt jedoch der Nordostsee-Canal eine abermalige gewichtige Bekundung der deutschen Einheit vor aller Welt dar, und dieser besonderen Seite des Unternehmens entspricht es denn auch nur, daß Kaiser Wilhelm II an Spitze fast aller Bundesfürsten und gefolgt von den hervorragendsten Würdenträgern des Reiches wie des preußischen StaateS an den Eröffnungsfeierlichkeiten theil- mmmt, welche ain Mittwoch mit den Festen m Hamburg begannen und mit dem Prunkmahle in Kiel am Sonnabend Abend enden. Den Höhepunkt de; gesammten festlichen Treibens bildeten die Schlußsteinlegung und die große Parade der ca. 100 deutschen und fremden Kriegsschiffe vor dem Kaiser und den in- und ausländischen Fürstlich keiten am Freitag, den 21, Juni, welchem glanzvollen Doppelschauspiele eine nach Hunderttausendei, zu'bemessende 'Zuschauermenge beiwohnte. So ist also der Nordostsee- Canal dem allseitigen Verkehre, über geben worden, und man «Mn nur aufrichtig wünschen, daß die Hoffnungen, welche die Handelswelt des deutschen Nordens auf die neue Wasserstraße setzt, voll in Erfüllung gehen, hoffentlich ist aber auch der Tag, an welchem Deutschland auch die kriegerische Bedeutung des Nordostsee-Canals zu erproben haben wird, noch recht fern! Oertliche und sächsische Angelegenheiten. Pulsnitz. Nach zweitägiger Verhandlung am 19. und 20. dss. Mts. h ben die Vertreter der zum Verband sächsischer Creditgenossenschaften gehörigen Spar- undsVorschußvereine nunmehr unsere Stadt wieder verlassen. Zu dieseni Verbandstage hatten sich außer dem Verbands- direktor Hüfner-Chemnitz und dem Landtagsabgeordneten L. Parisius-Charlottenburg, Vertreter des Anwalts der deutschen Genossenschaft, ca 40 fremde Gäste, Abord nungen von 15 Creditvereinen, (37 gehören zum sächsischen Verband) hier in unsrer Stadt eingefunden. Der größere Theil trat, bewillkommnet von Vertretern des hiesigen Spar- und Vorschußvereins am Mittwoch Mittag hier ein. Einzelne kamen am Abend desselben Tagesj noch weitere Theilnehmer am Morgen des nächsten Tages an. Vor der amMittwoch Nachm.5-7 Uhrstattfindenden I.Vor- versammlung besichtigte man die mechanische Bandfabrik von Schurig-Raupach, hier, deren Einrichtung und Betrieb von den Gästen mit sichtlichem Interesse wahrgenommen wurde. Die nun solgende Vorversammlung im Saale des Schieß hauses behandelte die Wahl des Bureaus, die Wahl einer Commission zur Prüfung der Vecbandsrechnung rc., die Feststellung der Tagesordnung und den Bericht über die Verhandlungen des allgemeinen Verbandstages in Gotha im Jahre 1894. Nach Schluß begab man sich unter die Anlagen, um das zu Ehren der Gäste veranstaltete Vokal- und Jnstrumentalconzert anzuhören. Dasselbe begann um 8 Uhr und verlief infolge der den Aufenthalt im Freien begünstigenden warmen Witterung in ausgezeichneter Weise. Die hiesige Bürgerschaft hatte sich zu diesem Conzerte, zur Freude des festgebenden Vereins sehr zahl reich eingefunden, sodaß der Garten und die Veranda des Schützenhauses voll besetzt waren. Die Vortrüge der von Herrn Hetttschel-Gersdorf dirigirten Musikkapelle sowohl, als auch die gesanglichen Leistungen des unter Leitung des Herrn Cantor Stephan stehenden Männergesangverein Sängerbund gefielen und erfreuten allgemein und wurden lebhaft applauoirt. Das Conzert endete gegen >/z12 Uhr. Nach eimm am frühen Morgen des zweiten Tages stattgefundenen Spaziergange durch die Hufe nach Böhm.- Vollung begann kurz nach 8 Uhr im Saale des Hotel „Grauer Wolf" die Hauptversammlung. Dieselbe dehnte sich ohne Unterbrechung bis gegen Mittag 1 Uhr aus. Zur Ver handlung gelangten der Bericht des Verbandsdirektors über das abgelausene Geschäftsjahr, der Bericht des Verbandsrevisors über die stattgehabten Revisionen, Besprechung über Ein richtung zur ordnungsmäßigen und rechtzeitigen Befolgung der Rathschläge des Verbandsrevisors, bez. Maßnahmen, den Mahnungen des Revisors den erforderlichen Nachdruck zu verschaffen. Hierzu wurde eine Commission von drei Mitgliedern gewählt, die dem nächstjährigen Verbandstage einen Entwurf vorlegen soll. Ferner erfolgten Mittheilun- gen aus den einzelnen Creditvereinen durch die anwesenden Vertreter, Über die gewonnenen Erfahrungen in ihrem Geschäftsbetriebe, über etwaige durch den Stempelsiskus stattgefundenem Stempelrevisionen, Besprechung des Statuts der Ruhcgehaltskasse und CommissionsbeOcht über die Verbandsr'echnung. Den Schluß der Verhandlungen bil dete die Wiederwahl des seitherigen Verbandsairektors Hüfner - Chemnitz und des stellvertretenden Vorsitzenden Sauer-Leipzig. Zum allgemeinen Vereinstag in Augsburg im Jahre 1896 haben die Vereine Pulsnitz und Borsten dorf je einen Deputirten zu entsenden. Zum Ort des nächstjährigen Verbandstages wurde Auerbach in Sachsen gewählt. Der Hauptversammlung wohnte außer einer Anzahl hiesiger Bürger auch Herr Bürgermeister Schubert bei. Ein Regierungsvertreter, wie ein solcher an den früheren Berbandstagen in Radeburg, Siebenlehn, Leipzig u. s. w. zugegen war, war nicht anwesend. Das nun im schön durch Grün, durch Vereins-Schilder und Herrscher-Büsten reichgeschmückten Saale des Schützenhauses stattfindende Fest mahl verlief in animirter Weise. Herrliche Blumenaufsätze zierten die Tafel, die von über 50 Theilnehmern, darunter Herr Bürgermeister Schubert und andere hiesige Bürger, besetzt war. Der erste Toast, ausgebracht vom Direktor des Spar- und Vorschußvereins, Herrn Stadtrath Borkhardt, galt unserm geliebten Landcsherrn. Wie üblich, folgte dem Toast unmittelbar der Gesang der Königshymne. Es reihten sich hierauf Toast an Toast und diese wechselten mit launigen, auf den Verbandstag und die Creditvereine bezüglichen Tafelliedern. Die meisten Herren mußten leider zu früh fort, sie benutzten den Nachmittags 4 Uhr 17 Minuten von hier abgehenden Zug, um in ihre Heimath rechtzeitig gelangen zu können, nnd zwar schieden sie, wie mehrfach ausgesprochen wurde, voll der besten Eindrücke der festgebenden Stadt. Die übrigen Theilnehmer verblieben noch längere Zeit in gemächlichem Verkehr in den Räu men des Schütz mhauses. Angenehm berührte es die Gäste, daß an diesem Verbandstage die hiesige Bürgerschaft durch Beflaggen der Häuser sowohl, als auch durch den Besuch der getroffenen Veranstaltungen so regen Antheil genommen hat. Pulsn i tz. Nächsten Montag, den 24. dss. Mts. ist der Johannistag, ein Gedächtnißtest unsrer Heimge gangenen, deren Ruhestätten an diesem Tage hier und anderwärts mit Blumen reich geschmückt zu werden pflegen. — Der Tag der Sommersonnenwende, der 21 Juni, der uns heut lediglich als theoretischer Sommeranfang gilt, war bei unseren heidnischen Vorfahren mit vielen Ge bräuchen umgeben, in denen sich die ganze Poesie des Volksgeistes enthüllt. Das Christenthum, das kluger Weise diese altgeheiligten Bräuche nicht ausrottete, sondern lieber seinem eigenemzDienste nutzbar zu machen suchte, hat die Gebräuche des Sonnenwendfestes mit dem Johannistage verknüpft. Jetzt sind fast alle diese Gebräuche bei der heutigen Generation ausgestorben und nur hier und dort werden auf den Bergen noch kleine Feuer angezündet, die aber nur ein schwacher Abglanz der Johannisfeuer sind, die noch am Anfang unseres JahiHunderts auf allen Ber gen emporlvderten. — Das vom Gewerbegericht in Leipzig zur güt lichen Beilegung des Maurerstreiks gebildete Einigungsamt fällte am 15 Juni, nachdem in dreistündiger Verhandlung eine Einigung zwischen den Parteien nicht zu Stande kam, einen Schiedsspruch. In demselben wurde den Parteien vorgeschlagen, daß der Mindeststundenlohn im Maurerge werbe bis Ende September auf 42 Pfg. vom 1. Oktober bis Ende März 1896 auf 43 Pfg. vom 1. April 1896 ab auf 45 Pfg. festgesetzt werden möge. In einer hierauf folgenden Besprechung der Parteien wurde von beiden Seiten die Geneigtheit ausgesprochen, den betheiligten Ar beitgebern und Arbeitern den Schiedsspruch zur Annahme zu empfehlen. Die Vertreter beider Parteien erachteten den Streik als beigelegt. Eine am Sonntag von 1200 Maurern abgehaltene Versammlung hat mit allen gegen 2 Stimmen beschlossen, den vom Einigungsamte gefällten Schiedsspruch anzuerkennen. Der Maueistreik kann da nach als beendet betrachtet werden. Döbeln. Am Sonntag Nachmittag trat hier der Gesammlvorstand des Sächsischen Schuhmacherinnungsver bandes zu einer Sitzung zusammen. Zugegen waren Ver treter aus Döbeln, Dresden, Leisnig, Oschatz, Riesa, Wald- heim und Zwickau. Gegen die Aufhebung der Dresdner Jahrmärkte, welche zahlreiche Schuhmachermnungs-Meister schädigen würde, beschloß man, vom Vorstand aus weitere Schritte beim Ministerium zu thun, sobald ein die Aufhe bung der Märkte bezweckender Beschluß in Dresden zu Stande kommt. Den betreffenden Innungen wurde gerathen, außerdem selbst auch zu Petitionm n; eine Petition hat dec Verband bereits an den Dresdner Stadtrath gerichtet. Der Hausirhandel würde nach Aufhebung der Märkte neuen