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maligen Herrenhauses und des anstoßenden, mit Lauben geschmückten Gartens abgegeben. In den oberen Gaststuben hielt Herr Obergärtner Rosenthal aus Rötha vor einem ca. 90 Mann zählenden Besucherkreise einen Vortrag über „Maßnahmen zur Erhöhung der Gesundheit und Tragbarkeit der Obstbäume" — unter besonderer Berücksichtigung der Obstbaumschädlinge. Die auf Grund vielseitiger Erfahrungen gemachten Mitteilungen regten zu einer allgemeinen Aus sprache an, woran sich besonders die Herren vr. Kunath und Lüer-Pegau, sowie Pflanz- Böhlen beteiligten. Herr Amtshauptmann vr. Hübel sprach dem Herrn Vortragenden unter Zustimmung der Versammlung den besonderen Dank des Vereins aus. Den Schluß bildete die Wanderung durch die in ihren romantischen Bergabhängen und lieblichen Thälern so anziehende Groitzscher Pfarrwaldung (die Hölle) nach der altehrwürdigen Wiprechtsburg Groitzsch. Waren die Besucher der Wanderversammlung in jeder Beziehung befriedigt über die an den verschiedenen Stellen gewonnenen Eindrücke und gemachten Erfahrungen, so war auch das Ergebnis der Ver sammlung befriedigend für den Verein, erhöhte sich doch durch 17 neue Anmeldungen die Mit gliederzahl aus ca. 200. Bürgermeister Schröter-Frohburg. Kleine Mitteilungen. Blattläuse. Trotz Kälte und Regen tauchen bereits wieder die Blattläuse auf, wodurch die grünen Blätter der Johannisbeeren sich bräunen und kräuseln und (ich weiß nicht, ob die Länse Brüder oder Vettern sind!) die jungen Triebe der Pfirsichen geradezu zum Ab sterben bringen. Ich habe früher alle möglichen Mittel gegen die bösen Schädlinge versucht, vom Quassiasaft bis zum Nikotinwasser; jedesmal habe ich die Waffen strecken müssen, und der Feind blieb siegreich. Da wurde mir einmal Tabaksstaub angeraten, und siehe da, der Feind wurde zwar nicht gänzlich geschlagen; aber er trat doch einen ehrenvollen Rück zug au. Seither habe ich die Methode verbessert. Ich siebe die Tabaksabfälle nicht mehr, sondern lasse sie bei einem mir bekannten Drogisten, M. Helbig auf der Bautznerstraße, zu feinstem Staub mahlen (Herr Helbig liefert jetzt auch den gemahlenen Tabak sertig!) und verfahre nun so: Zuerst wird der befallene Baum oder Strauch mit dem Schlauche oder einer Handspritze gründlich naß gespritzt und dann mittels Blasebalges (Wenn es nur bessere gäbe! Wer weiß eine gute Quelle?) der feine Tabaks staub nach der befallenen Stelle, natürlich besonders unter die Blätter, hingeblasen. Der Staub haftet mindestens bis zum nächsten Regen, und die Blatt läuse sind teils gleich tot, teils bald verschwunden. Der Tabak setzt sich den Tieren entweder in die Atmungsorgane, oder die bestäubten Blätter sind ihnen nicht mehr schmackhaft. Natürlich muß das Verfahren wiederholt werden; denn der Tabak ist kein so schars wirkendes Mordmittel, wie Arsenik, den der amerikanische Mitarbeiter des „Praktischen Ratgebers" neuerdings empfiehlt; aber Erfolg hat es immer gehabt, und die Pflanze ist niemals geschädigt worden. vr. Hankel-Dresden. Etiketten. Die Etikettenfrage spielt nicht nur an den Höfen, sondern auch im Garten eine bedeutsame Rolle; hier, wie da wird mancher laux pas gemacht, der recht unangenehme Folgen haben kann. Holzetiketten sind in den Gärten der Liebhaber jetzt so ziemlich verschwunden; manche Gartenbesitzer — es sind glücklicherweise nur wenige — leisten sich den Luxus von Namentäfelchen überhaupt nicht. Es war auch kein Vergnügen, jedes Frühjahr neue Etiketten zu schreiben. Vielfach waren und sind Bleitäfelchen mit eingedruckten Nummern in Ge brauch, eine durchaus sichere Einrichtung für den, der das dazu nötige Namenverzeichnis in seinem Gartenbuche führt, aber für den fremden Garten besucher gänzlich unverständlich. Dann kamen Zinketiketten auf. Leicht verwischte sich bei diesen unter dem Einflüsse der Witterung Tinten- und Bleistiftschrift, und jedes Frühjahr fehlte eine ganze Reihe, die der Draht allmählich durch rieben und der Wind entführt hatte. Heute werden besonders Aluminiumschilder ver wendet. Sie glänzen und klappern anfangs sehr schön, sind auch, mit präparierter Tinte oder Bleistift be schrieben, eineZeitlang ziemlich lesbar; abernach einem, höchst zwei Jahren sind auch sie oxidiert, zerfressen, mürbe, brüchig, unlesbar, besonders wenn sie von Bordeaulaiser Brühe getroffen werden. Meine Alu miniumschilder waren nach zwei Jahren völlige Ruinen. Porzellanetiketten, das Stück zu 20 Pf. und mehr, zu kaufen, war mir früher zu teuer. Erst voriges Jahr habe ich durch Zufall eine billige Quelle entdeckt, Nicol. Kißling in Vegesack bei Bremen, Spezialgeschäft für Porzellanetiketten. Das Geschäft liefert Etiketten in verschiedenen Formen und Größen zum Preise von 5—15 Pf. mit jedem gewünschten Namen. Ich habe voriges Jahr Proben im hiesigen Bezirks-Obstbauverein vorgezeigt und selbst gegen 100 Stück bezogen, und zwar von ovaler Form, 6 am lang, 41/2 am hoch, das Stück zu 10 Pf. Kein einziges Stück ist diesen Winter ge brochen oder verletzt; alle haben sich auf das Vor züglichste bewährt, und heute glänzen sie, sind sie noch ganz deutlich, auch aus ziemlicher Entfernung lesbar, wie voriges Jahr. Angebunden werden sollen Etiketten nur mit dünnem Kupferdraht.