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97 der Nähe des Hauses soll vorzugsweise den Be darf an Obst für die Familie decken. Für ein- gefriedigte Gärten wähle man den Halbhoch stamm, der durch leichtere Pflanzung, Ver hinderung des Zutritts von Sturm und Wind, bessere Entwickelung der Früchte und leichtere Ernten bedeutendere Vorteile gewährt wie der Hochstamm. Zu VI Wanderversammlung in Niederschlema sprach Herr Gartenbau-Inspektor Braunbart über: „Sortenwahl für verschiedene Anpflanzungen und Verwendung der Früchte." Der Einwand, daß das Erzgebirge zum Obst bau nicht geeignet sei, wird entkräftet durch den augenscheinlichen Erfolg — es liegen (Ende April) die schönsten Früchte vor aus Schneeberg von Herrn Oberlehrer Werner, dem unermüd lichen Pomologen, und aus Wildbach von Herrn Förster Unbescheid — und durch die That- sache, daß in fast unmittelbarer Nähe, auf ver schiedenen Straßenstrecken des Auerbacher Be zirks, Früchte geerntet werden, besonders Goldpar mäne, Lausitzer Nelkenapfel und Prinzenapfel, die bezüglich ihrer Ausbildung und Färbung wetteifern können mit denen der niederen Gegenden des Vaterlandes. Im übrigen verweist Herr Gartenbau-Inspektor Braunbart durch ein gehenden Vortrag aus Nummer I der Zeitschrift für Obst- und Gartenbau vom Jahre 1902, die das Nähere enthält. Es werden sachgemäße Anpflanzung, Pflege und Schnitt der Bäume, Düngung, Ernte, Aufbewahrung und anderes erörtert. — In allen diesen sehr zahlreich be- suchten Versammlungen erfolgte eine lebhafte Aus sprache, ein Austausch der Erfahrungen, ein Fragen und Antworten, wie die anregenden Vorträge dies auch bedingen wollen. Ganz besonders freuen wir uns, daß Herr Geschäfts führer Braunbart wiederholt Gelegenheit nahm, die örtlichen Verhältnisse mit in den Bereich seiner Darbietungen zu ziehen — ein Umstand, der nicht hoch genug anzuschlagen ist. Ein sprechender Beweis für die allseitig dankbar aufge nommenen Belehrungen ist die erhöhte Mitglieder zahl; sie wuchs um 79 (von 141 auf 220). Trotz der im Wege stehenden Hemmnisse, die fast allerorten in übereinstimmenden Klagen zum Ausdruck kommen — sie heißen hauptsächlich Baumfrevel und Diebstahl — will man sich doch nicht be irren lassen, die Hand vom Werke zu lassen; und so möge die junge Saat, die wir dem Herrn Amtshauptmann vr. Krug von Nidda der, alle Versammlungen leitete, verdanken, zu schöner Blüte sich entwickeln und dereinst reiche Frucht tragen! Möge auch der neue Musterobstgarten, den man in Schwarzenberg anlegen will, dazu dienen, dem Bezirks-Obstbauvereine immer mehr neue Freunde zu gewinnen; möge es ein Garten werden zum Wohle unseres Volkes! über die Pforte schreibe ich heute schon im Geiste das Dichterwort: „Was uns not ist — und zum Heil, ward gegründet von den Vätern; aber das ist unser Teil, daß wir gründen für die Später»!" —— Leschner. Bezirks-Obstbauverein Borna. Unter anfänglich teilweiser Beeinträchtigung — aber später auch besonderer Begünstigung des Wetters — unternahm der genannte Verein am Sonntag, den 11. Mai 1902, seine 1. diesjährige Wanderversammlung nach Audigast, Pegau, Alten groitzsch, Groitzsch. Vormittags 11 Uhr ver sammelten sich die aus allen Himmelsrichtungen des Bezirks erschienenen Mitglieder mit ihrem um das Wohl und Gedeihen des Vereins eifrigst bemühten Vorsitzenden, Herrn Amtshauptmann Or. Hübel aus Borna, zunächst zu einer Be sichtigung der Gärten und Parkanlagen des Herrn Rittergutsbesitzer Baron von Lüttichau- Audigast, sowie des Obst- und Gemüsegartens des Herrn Pfarrer Günther daselbst. Der au beiden Orten in gastfreundschaftlichster Weise ge botene Willkommenstrunk wurde dankbarst an genommen. In der Pfarre zu Audigast wurden die aus den verschiedenen Früchten des Gartens bereiteten und ausgestellten Gelees und Kompotte einer Kostprobe unterzogen. Auf der Wanderung von Audigast nach Pegau besichtigte man das Baumfeld der Stadt Pegau, über dessen Ent stehung und Nutzen Herr Bürgermeister Heyde mann dankenswerte Aufschlüsse gab. Auf einer ehemals mit Holz bestandenen ca. 4 Acker großen Fläche wurde von sachverständiger Seite vor 3 Jahren eine Obstanlage ausgeführt, be stehend aus 216 Äpfelbäumen verschiedener Sorten. Die Grundfläche wird mit Ausnahme einer je 1,50 rn betragenden Baumscheibe landwirtschaftlich benutzt. In der Stadt Pegau angekommen, be sichtigte man die landwirtschaftliche Lehranstalt, deren Lehrmittelsammlung und die Gartenanlagen, wobei Herr Direktor Or. Kunath die Führung übernahm. Derselbe machte im Garten auf den hohen Wert und die Art des nutz- und gewinn bringenden Anbaues des Rhabarbers aufmerksam. Empfahl auch den Obstzüchtern die Fürsorge für die Freunde des Obstbaues: die Bienen. Nach einstündiger Mittagspause ging die Wan derung vom Pegauer Marktplatze durch die schöne, im herrlichsten Frühlingsschmuck stehende Elster- Aue nach Altengroitzsch in die Obstanlagen des Herrn Robert Beyerlein, um sich auch hier zu überzeugen, was Fleiß und Ausdauer im Obstbau zu vollbringen vermag. Die ca. 18 Acker betragende Fläche des ehemaligen Braunkohlen werks Altengroitzsch hat Herr Beyerlein mit Hilfe seines Sohnes dem Obstbau nutzbar ge- macht. Im gewaltigen Kellerraume wird das Obst gekeltert und in allen Sorten werden Obstweine in den geräumigen lokalen des ehe-