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96 Ans den Bezirks-Obstbauverein Schwarzenberg. Im Monat April wurden, um den Vereins bestrebungen immer mehr Eingang zu verschaffen, durch den Vorsitzenden, Herrn Amtshauptmann Or. K r u g v o n N i d d a, 6 Wanderversammlungen abgehalten und zwar: I. am 9. April in Lößnitz, II. am 12. April in Bockau, III. am lg. April in Lauter, IV. am 17. April in Raschau, V. am 25. April in Schönheide und VI. am 26. April in Niederschlema. Für den ersten Tag war das Vor standsmitglied Herr Seminaroberlehrer Brückner- Schneeberg zum Vortrage gewonnen worden, sür den zweiten Tag HerrWanderlehrerMichael- Auerbach und für die übrigen vier Tage Herr Gartenbau - Inspektor Braunbart - Meißen. I. Herr Seminaroberlehrer Brückner behandelte die Frage: „Woran liegt es, daß wir im Obst bau nicht weiter sind?" Die Bemühungen zur Hebung des Obstbaues reichen zwar Jahrhunderte zurück, insbesondere haben Staat und Vereine seit Mitte des vorigen Jahrhunderts fördernd eingewirkt, indes drängt sich die gestellte Frage doch trotzdem auf. Der Herr Vortragende giebt zwar zu, daß unsere klimatischen und die Boden verhältnisse hemmend auf die Entwickelung ein gewirkt haben, er weist aber nach, daß die Obst züchter selbst die Hauptschuld tragen. Bei Aus wahl der Sorten sei zeither viel zu wenig Be dacht auf Klima und Bodenbeschaffenheit genommen worden und vielen Grundbesitzern mangeln die Kenntnisse für richtige Behandlung der Obst bäume, sowohl bei der Pflanzung, als auch beim Schnitt und bei der Ernährung. Der Herr Vor tragende giebt genaue Vorschriften für eine rationelle Behandlung der Bäume. II. Herr Wanderlehrer Michael behandelte die Anpflan zung und den Nutzen des in allen Höhenlagen möglichen Beerenobstes, weist auf die Schädlinge und ihre Vertilgung hin und empfiehlt ergiebige Sorten. Der Herr Vortragende behandelte eingehend die Anpflanzung und Pflege der Him beere, der Johannisbeere, der Stachelbeere und der Erdbeere im Haus- und Gemüsegarten, sowie den Massenanbau. Zu III. in Lauter sprach Herr Gartenbau-Inspektor Braunbart über das Thema: „Wie können wir unsere Obst ernte steigern und regelmäßiger gestalten." 1. Dem Anpflanzungsmaterial muß größere Aufmerksam keit geschenkt werden. 2. Es ist fachgemäße Anpflanzung nötig. 3. Das Ilmveredeln von Bäumen mit wertlofen Sorten wird Abhilfe schaffen. 4. Es ist sachgemäße Baumpflege ge boten. 5. Die Düngung ist nach den Boden verhältnissen auszuführen (im Erzgebirge fehlt fast durchgehends der Kalk). 6. Die Gewinnung der Früchte und ihre Verwertung geschah bis jetzt ohne Verständnis. Zu IV. Wanderver- Vereinen. sammlung in Raschau, sprach Herr Gartenbau- Inspektor Braunbart über das Thema: „Krank heiten der Obstbäume, Abhilfe und Vorbeugungs mittel" und führte aus: den einzelnen Obstarten sind jene Bodenverhältnisse anzuweisen, die eine kräftige Entwickelung und reiche Ernte versprechen. Erkrankungen sind besonders an jenen Teilen gefährlich, welche die Bestimmung haben, Nährstoffe aufzunehmen, und weiterzubefördern. Wurzeln und Rinde, nicht minder gefährlich sind auch Blatt- und Fruchtkrankheiten. Wurzelkrankheiten haben Unfruchtbarkeit zur Folge. Regelmäßige Nährstoffaufnahme erfolgt nur bei genügender, doch nicht übermäßiger Bodenfeuchtigkeit. Als Krankheiten der Rinde werden Brandwunden,Frost platten und Krebskrankheiten genannt; der Herr Vortragende giebt die Entstehungsursache, deren Folgen und Beseitigungsmittel an. Die Stamm oder Holzfäule hat ihr Entstehen zumeist in fehlerhafter Abnahme starker Äste. Rinden schmarotzer sind die Mistel, Moose und Flechten. Blattkrankheiten beeinträchtigen die Ernährung wesentlich und verhindern deren Thätigkeit. Blattkrankheiten werden hervorgerufen durch ver schiedene Pilze: Ipusioluckiuin ist gleich Schorf, kockisolQÄ, Gitterrost, Lxou8ou8 die Blatt kräuselkrankheit, Vr^siplie den Mehltau. Zuletzt werden Fruchtkrankheiten geschildert: Vu8i- elackiuin an Kernobst zeigt braune Flecken, Lxo- N86U8 xruni bewirkt die Taschenbildung der Pflaumen. V. über die auf Wunsch des Orts vereins Schönheide (Vorstand: Herr Schuldirektor- Grohmann) abgehaltene Versammlung wird bez. des Vortrags berichtet, daß Herr Braunbart über: „Anlage und Bepflanzung von Haus- und Obst gärten" folgendes erörtert habe. Der Hausgarten verbindet das Schöne mit dem Nützlichen und deshalb solle er als Teil der Wohnung betrachtet, dementsprechend auch eingerichtet und gepflegt werden. Die Lebensverhältnisse der Menschen beeinflussen auch den Garten und bedingen seine verschiedene Art: das schlichte Hausgärtchen mit einfacher Gaisblattlaube, die Schrebergärten und der ausgedehnte, reich ausgestattete Park sind Zeugen dafür. Der Hausgarten ist Zier- wie Nutzgarten. Der Platz seiner Anlage ist gegeben durch das Wohngebäude. Im Vor gärtchen pflanze man Blumen und Ziersträucher, im Hausgarten allerhand Beerenobst, als Form obstbäume kommen die Pyramide (frei) und die Palmette (an Wänden) in Betracht; für hohe Wandflächen von Wohn- und Wirtschaftsgebäuden das Hochspalier. Im Hausgarten soll den Kindern ein Spielplatz dienen, sie sind durch Überlassen kleiner Beete zur Gartenpflege zu erziehen (ein Umstand, der uns von hoher Wichtig keit erscheint!). Der eigentliche Obstgarten in