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76 Saydaer Zweigverein und die Baumschule vor getragen. Ans den ersteren heben wir hervor, daß der Verein in diesem Jahre, und zwar am 26. Oktober, sein 25jähriges Bestehen feiert und daß dem Vorstande seit Anbeginn 3 Herren an gehören, denen als Jubilaren der Herr Vorsitzende den Dank des Vereins aussprach, welchen die Versammlung durch Erheben von den Plötzen bestätigte. Es sind dies die Herren Stadtrat Rößler, Bürgerschullehrer Triebe, Prof. Richter. Die Hauptleistung des Vereins ist die Gründung und Erhaltung unserer blühenden Baumschule, die am 7. April 1880 eingeweiht wurde; seit dieser Zeit leitet sie ein Ausschuß unter dem bewährten Vorsitz des Herrn Triebe, während der hochverdiente Baumschulgärtner, Herr Schkölziger, auch schon über 18 Jahre in ihr thätig ist. Daß der Verein mit ihr kein Ge schäft beabsichtigt, beweist der hohe Preisnachlast von 25 Proz. für Mitglieder, die peinliche Aus- suchung der besten Obstbäume (als untauglich wurden im letzten Jahre allein gegen 1150 be seitigt!) und die billigen Preise auch für Nicht mitglieder; so kosten hoch- und halvhochstämmige Äpfel- und Birnbäume einzeln nur 1 M., 10 Stück 9 M., 100 Stück 80 M. u. s. w. Auch werden den Käufern gedruckte Verzeichnisfe der gezüchteten Obstsorten und eine Anweisung zum Pflanzen übergeben, sowie auch Mitglieder unentgeltlich Reiser zur Veredelung erhalten, so weit der Vorrat reicht. Ferner hat die Aus bildung von Vereinsbaumwärtern den Obst bau im Bezirke, besonders auch auf dem Lande, wesentlich gefördert: wir hoffen, daß die drei Herren: Arnold aus Zethau (jetzt in Freiberg, Buttermarktgasfe 5), Laßner in Großhartmanns dorf, Braune in Niederbobritzsch auch ferner sich durch beste Leistungen die Anerkennung ihrer Kunden sichern werden. — An die Berichte schloß sich der in Form und Inhalt meisterhafte Bortrag des Geschäftsführers unseres Landes- Obstbauvereins, Herrn Gartenbauinspektor Braunbart, über die Frage: „Wodurch können wir unsere Obsternten steigern, bez. regel mäßiger gestalten?" Bei dem äußerst reichen Gehalt des Gegebenen können wir uns nur auf die knappesten Hauptsachen beschränken, indem wir hoffen, in den gedruckten, allen Mitgliedern zugehenden Berichten, dies etwas weiter aus führen zu können. Zunächst besprach der Redner das neue, vom Landesverein aufgestellte Sortiment; das alte zählte je 75 Sorten Äpfel und Birnen, das neue nur je 50; 38 Äpfel, 31 Birnen sind gestrichen und dafür bis zu 50 Sorten neuere bewährte eingestellt. Das engere Sortiment der zu allgemeinem Anbau empfohlenen Sorten umfaßt nur je 15 Äpfel und Birnen und wird in den für die Mitglieder gedruckten Exemplaren durch den Druck hervorgehoben werden, das weitere ent hält 35 Sorten, teils Lokal-, teils Liebhaber sorten. Das Verzeichnis wird auch eine Zu sammenstellung der Sorten für besondere Lagen, ferner nach ihrer Verwendung zu Pyramiden, Schnurbäume u. s. w., auch eine solche für praktifche Verwertung des Obstes und endlich eine Anleitung zum Pflanzen enthalten. Viel leicht auch werden kolorierte Tafeln der im engeren Sortimente enthaltenen Früchte mit beigegeben werden können, doch würden diese unter je 2 M. für ein solches Exemplar kaum herzustellen sein. Jedenfalls erkannten die An wesenden, welcher großer Fortschritt durch das neue Sortiment angebahnt werden wird. Zum Thema übergehend, besprach Redner zunächst den Wert des Obstes, der von den Züchtern meist unterschätzt wird; in den beiden letzten Jahren sind für 50 Millionen Mark aus ländisches Obst eingeführt worden; wie viel davon ließe sich durch Anpflanzung wertvoller Dauer-, sorten (nur weniger Marktsorten, aber in mög lichst vielen Bäumen) dem Lande erhalten! Der Obstmarkt in Dresden, der immer schnell ausver kauft ist, sollte viel besser von unsern Mitgliedern (zunächst mit Probesendungen) beschickt werden, wenn sie wirklich angemessene Preise (zum Beispiel für die Wintergoldparmäne 30 M. der Zentner) erzielen wollen; schon kommen süd deutsche Käufer nach Sachsen zum Ankauf wert voller Früchte, einer wollte gegen 4000 Zentner Tafelobst kaufen und konnte nicht die Hälfte be kommen; warum? weil Sachsen eben noch viel zu viele Sorten baut, während der Weltmarkt nur wenige Sorten braucht. (Amerika begnügt sich für die Ausfuhr mit etwa 6 Sorten Äpfeln.) So ist denn zum einträglichen Obstbau zunächst beschränkte Sortenauswahl nötig, ferner bestes Pflanzmaterial, Prüfung des Bodens (ob tief gründig und wasserhaltend?) nicht zu tiefes Pflanzen, sachgemäße Pflege der Wurzeln (durch Lüftung und Düngung) und der Kronen (nicht mehr schneiden, wenn die grundlegende Baum form erreicht ist!). So bei jungen Bäumen. Bei älteren Bäumen ist die Fruchtbarkeit zu steigern durch Umveredeln mit wertvolleren Sorten (und zwar auf einmal die ganze Krone!), sorg same Kronenpflege durch Auslichten (damit auch das Innere Früchte bringt, die im Winde meist viel sicherer hängen, als die an der Außenseite) und Zurückschneiden, um kräftiges junges Holz zu bilden — besonders bei Frühsorten not wendig —, Düngen in und über die Kronen traufe hinaus, nicht bloß mit Jauche, sondern auch mit Mineralien (die jetzt Herr A. Schippan hier nach Prof. Steglichs Angaben in preiswerter Weise zusammensetzt) und zwar nach dem Grund sätze: „Soviel Quadratmeter die bewurzelte Baumfläche einnimmt, soviel mal >5 ss Kals und