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71 Der Hauswarten als Erziehungsmittel. Der Hausgarten ist ein recht bemerkenswertes Erziehungsmittel für unsere Kinder und der passendste Ort, wo sich das kleine Kind aus tummeln kann, ihm keinerlei Gefahr droht, wo es sich im grünen Rasen nach Lust strecken und mit den Geschwistern oder Gespielen sich er freuen kann. Hier atmet das Kind die reine Luft, hier sieht es sich nur vom Schönsten um geben, was die Erde bietet, vom herrlichen Blumenreiche. Pflückt es auch einmal ein Blümchen ab, nur nicht gleich züchtigen, denn sehr bald lernt es, daß die gepflückte Blume welkt und läßt die übrigen ruhig stehen. Im Hausgarten muß die Freiheit der Kinder fo wenig wie möglich beschränkt werden, denn etwas Schöneres kann dem Kinde kaum gegeben werden. Die Erinnerung an eine im Grünen verlebte, freie, heitere Jugend erfreut noch im hohen Alter. Mache die Kinder aufmerksam auf die herrlichen Blumen, unterrichte sie, woher sie kommen, lehre sie dieselben Pflegen und heran ziehen, zeige ihnen die Ordnung und Gesetz mäßigkeit im Walten des Naturlebens, vor allem aber gieb dem Kinde ein Plätzchen, wo es nach eigenem Gutdünken schalten und walten, säen und pflanzen kann; spendet man dann noch kleine, der Größe des Kindes angemessene Werkzeuge, dann ist das Glück vollkommen. Dann können die Kinder Blumen und Küchengewächse anbauen, und welche Freude, wenn das Kind der Mutter selbstgezogenen Schnittlauch, Petersilie oder gar Radieschen m die Küche spendet. Ein solches Gartenplätzchen ist besser als die teuersten Spielsachen und bietet den Kleinen bei verständiger, liebevoller Anleitung die wechsel vollste Gelegenheit zu Spiel und spielender Arbeit. Doch nicht nur das kleine Kind, sondern auch junge Mädchen und Jünglinge lieben den Hausgarten mehr als jedes andere Vergnügen, namentlich, wenn sie ihn von Jugend auf kennen gelernt haben. Die freien Bewegungs spiele in demselben sind durch nichts zu ersetzen, sie werden nicht zum Überdruß und ermüden nicht, sie halten vom Genuß unerlaubter Zerstreuungen ab und entfremden nicht dem Familienleben. Wohl sind die Parks und großen Anlagen erhaben schön, es liegt im Baume, wo wir ihn in voller Größe und Schönheit sehen, ein er hebender Genuß, wir empfinden im Walde die Allmacht des Schöpfers und ahnen feine Größe, geben wir uns aber Rechenschaft von den Re gungen des Gemütes beim Anblick der Blumen des Gartens, fo erkennen wir in ihnen die innige Liebe des Schöpfers; die reinen schönen Farben der Blumen erheitern und trösten, wo die ge waltigen Formen der Bäume uns die Unnah barkeit Gottes vor Augen führen, und wenn auch der Blumenschmuck draußen in Feld und Wald uns erquickt und erfreut, es ist nicht der Genuß, den die Blume im Hausgarten bietet. Hier ist das Gefühl des Besitzes, es sind unsere Blumen, wir pflegen sie und dürfen sie nach Herzenslust bewundern, dürfen andere mit ihnen erfreuen, leidende Freunde durch ihren Anblick trösten und die Blumen felbst vor den Unbilden der Witterung schützen. Der praktischen Hausfrau ist aber der Haus garten auch in anderer Hinsicht von großem Vorteil, denn sie hat stets frisches Gemüse und Obst, sie kann holen, was sie gerade wünscht, denn sie baut an, was sie will. Ein Haus garten kostet allerdings einige Auslagen, soll er wirklich ein Garten sein und bleiben, doch ver gleichen wir diese mit unseren Ausgaben für Vergnügungen, die vorübergehen, für Genüsse, die uns kaum befriedigen und rechnen wir die Jahresausgaben für Gemüse und Obst rc., so verschwinden sie und wir haben nicht nur den Gartengenuß, sondern die Hausfrau hat noch ganz bedeutende Vorteile zu verzeichnen. Wo es nur irgend die Verhältnisse zulassen, sollte man nicht versäumen, sich ein Gärtchen an zulegen. (Gartenfrd.) Das Abfüllen des Apfel-Weines auf Flaschen. Kommt der Apfelwein nicht im ersten oder längstens zweiten Jahre vom Fasse zum Ver brauch, so empfiehlt es sich, ihn auf Flaschen zu ziehen, da, wenn der Wein einmal den Höhepunkt seiner Entwickelung erreicht hat, auf dem Fasse ein stetiger Rückgang seiner Qualität, vor allem bedingt durch die Kohlensäureabnahme, stattfindet. Durch das Abfüllen auf Flaschen erhalten wir dem Wein nicht nur die Kohlen säure, sondern entziehen ihn auch den äußeren Einflüssen, die im Fasse auf ihn einwirken, wie z. B. der Einwirkung der Luft, die sich immer mehr oder minder durch die Poren des Fasses geltend macht. Ein Wein — es handelt sich in diesem Falle natürlich nur um bessere Weine —, der zur richtigen Zeit auf die Flasche gebracht wurde, kann nach 4, 5 und mehr Jahren noch fast voll ständig seine Qualität bewahrt haben, während derselbe Wein auf dem Fasse im dritten Jahre schon vollständig fertig und ohne Auffrischung kaum mehr zu trinken ist. Ferner wird sich der Wein auf größere Entfernungen, besonders nach wärmeren Gegenden, sicherer auf der