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seits ist hier ein gemeinsames Arbeiten am dringendsten nötig, und in dieser Beziehung haben sich die seit einigen Jahren in ver schiedenen Städten begründeten Verkaufsver mittelungsstellen als recht fruchtbringend erwiesen. — Je mehr bei der Erweiterung der Obstanlagen ans eine Beschränkung der Sorten hingearbeitet wird und je mehr man diese Sorten in erster Linie dem Rohverkauf angepaßt wählt, um so eher wird unser Obstbail gesunden und der Beweis für feine Einträglichkeit erbracht werden. Die Erdbeer-Himbeere Kudu8 8ordiLoIiu8. Von Wilhelm Kliem, Gotha. Im Jahre 1895 führte ich die durch ver schiedenartige Beschreibungen mich sehr inter essierende sogenannte Erdbeer-Himbeere oder ebereschenblätterige Himbeere Kubus sorbi- toliuL aus Amerika vom Ohio-See ein, die kleinen Wurzelschößlinge verrieten ganz die nahe Verwandtschaft der Himbeere, während die Blätter teils an Polyantharöschen, später mehr an Ebereschenblätter erinnerten, dagegen war von Erdbeeren keine Spur. Ich war um so mehr gespannt, wo da die Erdbeer-Himbeere Her kommen sollte, und brachte die schwachen Pflänz chen, sobald das Wetter einigermaßen gelinder wurde, ins frei Land, wo sie sich bald erholten und in einer Höhe von 40 sru aufingen, slott zu blühen. Die reizenden weißen Blumen, welche allerdings mehr an Erdbeeren, als an Himbeeren erinnern, verblühten ebenso zahlreich wie sie er schienen, ohne Früchte anzusetzen. Der Mut war inir schon bedeutend gesunken und der viel ge priesenen Erdbeer-Himbeere so halb und halb der Tod geschworen; dies so leise ahnend, zeigten sich gegen Herbst ganz einzelne Früchte, die aber nicht geeignet waren, irgend ein maßgebendes Urteil zu gewinnen Die Pflanzen starben lang sam bis zur Erde ab, als sich starker Frost ein stellte, sie blieben so ohne jede Bedeckung den ganzen Winter stehen, im Frühling fingen sie munter an, neue kräftige Triebe aus der Erde zu machen, die sich flott entwickelten, den ganzen Sommer bis zum Frost reichlich blühten und herrliche, bis pflaumengroße Früchte vom ver lockendsten Scharlachrot entwickelten, deren Form und Farbe an eine recht schöne Erdbeere erinnert, während der Geschmack mehr rein Himbeer- als rein erdbeerartig ist. Derselbe ist etwas süßlich, hinterher etwas mandelartiger, dabei erfrischend, mit Zucker oder Sahne genossen, schmeckt sie sogar gut, noch zumal im September, Oktober, Novem ber, wo man wenig andere Beerenfrüchte hat. Gleichzeitig ist diese herrlich leuchtende und verlockende Frucht eine großartige Dekorations frucht für Fruchtschalen, Blumenkörbe und in jedem Garten von großem Effekt. Im Tutti frutti mit anderen Früchten zusammen ist sie außerordentlich pikant, vielleicht findet sich noch eine andere Verwendungsart zum Konser vieren. Bis dahin wird niemand große Mengen bauen, aber einige Stück wird sich jeder Garten besitzer pflanzen, welcher die reizenden Frucht sträucher gesehen oder Früchte genossen hat. Die Kultur ist höchst einfach und nimmt die Pflanze mit jedem Gartenboden vorlieb. Die über Sommer erscheinenden 50 bis 70 ein hohen Triebe, welche reichlich Früchte getragen haben, sterben im Herbst ab und werden über der Erde abgeschnitten, die Pflanzen mit etwas kurzem Dünger oder mit flüssigem Dung gedüngt, wobei die Früchte die Größe bis zu einem respektablen Taubenei erreichen. Die Vermehrung geschieht durch Zerteilung der Wurzelstöcke, somit ist die Kultur dieses Fruchtstrauches erledigt. Ein all gemeines Merkmal scheint dieser Fruchtstrauch gleich allen andern zu haben, indem er im ersten Jahre der Pflanzung wenig, oft gar keine Früchte ansetzt, was bisher überall beobachtet worden ist. Beschrieben wurde dieser Fruchtstrauch in ver schiedenen Fachzeitungen, jedoch nur kurz, nicht pomologisch und botanisch genau. Neuerdings existieren schon einige Abarten mit gelbroten und dunkelroten Früchten, welche wohl demnächst in den Handel kommen werden. Die sogenannte Erdbeer-Himbeere, richtiger die ebereschenblätterige Himbeere, ist im nördlichen China einheimisch und wurde als Kubus sorbikolius von Maximo- wicz 1872 in dessen OinAuosss xlnutnruru uovuruiu änpouisus st Nnnässbuiüsus (in NslnuMS biolog-i^ues äs l'^snäsruis äs 8t. kstsrsbour^) beschrieben. Aus den Lehranstalten. Meißen. An der hiesigen Landwirt schaftlichen Schule soll auch in diesem Jahre wieder ein Winzerkursus (der 15.) abgehalten werden. Die Teilnehmer an demselben werden im Frühjahr und Sommer und im Herbste je eine Woche lang (zur Zeit des Rebschnittes, der Rebenbreche und zur Zeit der Weinlese) ein gezogen, während der Vormittagsstunden in den wichtigsten Weinbergsarbeiten praktisch unter wiesen und erhalten Nachmittags theoretischen Unterricht über die Anzucht und Pflege der Reben, über ihre Düngung, über die tierischen