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46 blühen im ersten Jahre. Bricht man die Blüten aus, so bilden sich immer neue Blütentriebe, und dadurch soll die Wurzel geschwächt werden. Man läßt sie ruhig blühen, weil hierdurch der Geschmack nicht ungünstig beeinflußt wird. Die Blüten duften sehr stark nach Vanille. — Man kann die Schwarz wurzel auch zweijährig ziehen. In diesem Falle säet man sie im August. Bis zum Herbste werden die Wurzeln schon ziemlich lang und erreichen dann bis zum nächsten Herbste beträchtliche Größe und Stärke. — Man kann den ganzen Winter über ernten, wenn der Boden offen ist, oder wenn man eine genügend dichte Laubdecke darüber ausgebreitet hat. Durch letztere könnten aber auch Mäuse, welche der Schwarzwurzel sehr nachgehen, angelockt werden. Man kann die Wurzeln auch im Herbste herausnehmen und im Keller in feuchtem Sand einschlagen, um sie immer bei der Hand zu haben. Bei der Ernte ist Vorsicht nötig, daß die saftigen Wurzeln nicht abbrechen. Man muß vor der Pflanze genügend tiefen Raum schaffen, daß man mit dem Spaten dahinterstechen und die Wurzel mit der Erde ausheben kann. — Der weiße Saft hinterläßt auf den Kleidern auffällige Flecken. — Vor der Verwendung werden die Wurzeln von der anhaftenden Erde ini Wasser befreit, geschabt und in reinem Wasser gespült. Sie in kochendes Wasser zu stecken, um die dunkle Haut leichter (ähnlich wie bei den Mandeln) abziehen zu können, ist zu widerraten, da bitterer Geschmack die Folge ist. Man schneidet fingerlange Stücke und kocht sie in möglichst wenig Salzwasser auf gelindem Feuer weich. Die weitere Behandlung ist die des Spargels. Das zum Kochen verwendete Salzwasser wird nicht, wie die Kochbücher meist raten, weggegossen, da mit ihm viele nahrhafte Stoffe, besonders die dem Körper sehr nötigen Nährsalze, verloren gehen. Man benutzt es zur Herstellung der Brühe. — Die kräftigsten Wurzeln geben die „Russischen Riesen", während die „Gewöhnliche" den feinsten, nußkernähnlichen-. Geschmack besitzt. , Werdau.- "^^»^--^^I^swald Süß. Uber Mißhandlung der Obstbäume. Sehr häufig begegnet man der Klage, daß frisch gepflanzte Bäume in kleinerer oder größerer Anzahl nicht anwachsen, hin und wieder will keiner aus treiben und da soll nun der Baumdoktor die Ur sachen wissen und angebcn, weshalb die Bäume nicht wachsen wollten, trotzdem sie regelrecht gesetzt und behandelt worden. In den meisten Fällen müssen wir da znrück- gehen bis auf den Zeitpunkt, wo die Bäume aus gegraben und zum Versand bereit gelegt wurden. Der vorsorgliche Baumschulbesitzer wird die Bäume, wenn die Verpackung nicht sofort geschieht, bis dahin einschlagen, der leichtfertige läßt sie liegen in dem Wahn, das könnten und müßten die Bäume aus halten. Der vorsorgliche Versender wird beim Verpacken die Wurzeln in Moos oder irgend ein anderes feuchtes Material einhüllen, der leichtfertige denkt, das ist nicht nötig, das können oder müssen die Bäume aushalten. Der vorsorgliche Empfänger wird die Wurzeln der Bäume nach der Ankunft sofort in den Boden einschlagen, der leichtfertige stellt sie erst noch einige Zeit hin, mitunter sogar ins Freie und denkt, das können und müssen die Bäume aushalten. Oft genug ist es ganz unverantwortlich, wie in diesen Fällen ine Bäume behandelt werden, so daß man zu dem Glauben neigt, daß für manche Leute ein lebender Baum nichts anderes sei als ein Stück Holz. Die Wurzeln des Obstbaumes aber gehören zu seinen empfindlichsten Teilen nnd sind dem Ver derben ausgesetzt, wenn sie sich längere Zeit außer halb der Erde befinden und keine Feuchtigkeit ein saugen können. Die äußeren Rindenteile trocknen ein und können die Fähigkeit, wieder Wasser anf- zunehmen, ganz einbüßen. Wenn nun ein so be handelter Baum noch so gut gepflanzt, noch so gut gepflegt wird, so wird er doch nicht anwachsen können, wenn er auch nochmals, ausgenommen, seine Schnittflächen frisch angeschnitten, mit den Wurzeln längere Zeit in Wasser gestellt und nochmals ge pflanzt würde, denn der Baum war schon tot, trotz dem die Rinde des Stammes noch grün erschien. Selbst im günstigsten Falle bleibt der Baum immer im Wachstum zurück. 8. Die Sand- oder Zottelwicke (Vioia viNosn) im Dienste des Obstbaues. lle diejenigen Obstgartenbesitzer, welche Obst bäume zu pflanzen gedenken, seien hiermit auf eine Pflanze aufmerksam gemacht, welche bei der Neu anpflanzung von Obstbäumen, besonders auf etwas mageren Böden, ganz ausgezeichnete Dienste leistet. Es ist dies die Sand- oder Zottelwicke. Nachdem der Baum gepflanzt, werden auf die Baumscheibe einige Hände voll Sandwicken ausgestreut und leicht mit Erde bedeckt. Nach etwa 3 Wochen geht die Saat auf uud bildet um den Baum eine feucht- warme Decke, die das Anwurzeln sehr begünstigt. Die Zottelwicke überwintert sehr leicht und wächst dann schon zeitig im nächsten Frühjahre sehr üppig, hält hübsch feucht und führt dem Obstbaume sehr viel Stickstoff zu, so daß er bald fröhlich ge deiht. Besonders auffallend ist auch die günstige Einwirkung dieses ausgezeichneten Stickstoffsammlers auf schon ältere oder kränkliche Obstbäume. Schon nach einem Jahre bekommen dieselben ein gesundes, frisches Aussehen, ein üppiges Wachstum und reichen Fruchtansatz. Will man die Sandwicke nicht als Futter verwenden oder als ausgezeichnete Nahrungs- speuderin für die Bienen blühen lassen, so gräbt man sie im Juni oder Juli auf der Baumscheibe unter. Sie bilden dann eine vorzügliche Grün düngung. Da, wie aus vorstehendem hervorgeht, die Sandwicke nach drei Richtungen hin wesentliche Dienste leistet, so sei dringend angeraten, einen