Volltext Seite (XML)
26 Bericht über die Bermittelunqsstelle für Obstverkauf in Dresden für das Jahr 1901. Erstattet in der Versammlung des Dresdener Bezirks-Obstbauvereins am 13. Januar 1902 von Fr. Tamms-Radebeul. Die Leitung unserer DresdenerVermittelungs- stelle ist in der angenehmen Lage, ihrem Berichte über die Ergebnisse des vergangenen Geschäfts jahres die Mitteilung vorausschicken zu können, daß sich das Unternehmen auch im Jahre 1901 gut fortentwickelt und nach mehreren Richtungen hin einen erfreulichen Aufschwung genommen hat. Letzterem ist um so höhere Bedeutung bei zumessen, als die Obsternte im Jahre 1901 im Vergleich zu dem Vorjahre als eine geringe zu bezeichnen war. Gleich im Frühjahre erfuhren wir eine Ent täuschung. Wir hatten darauf gerechnet, daß die Vermittelungsstelle in Beerenobst, besonders' in Erdbeeren, stark in Anspruch genommen werden würde. Eine Anzahl Erdbeerzüchter war auch bereits mit uns in Unterhandlung getreten. Allein der Winter hatte in Dresdens Umgebung zum Teil ^/z sämtlicher Erdbeerpflanzen, und noch mehr, vernichtet. (Der Winterschaden war so groß, daß er bis zum Frühjahr 1902 noch nicht wieder ausgeglichen sein kann.) Infolge dessen war der Erdbeerhandel gleich Null. Wohl lagen von Eibau, Borna und Riesa hübsche An gebote vor; da aber die Anbietenden keine Preisangaben gemacht hatten, was bei den dies jährigen hiesigen hohen Erdbeerpreisen besonders wünschenswert gewesen wäre, so zeigte das Publikum wenig Kauflust. Auch die einjährigen Ruten derHim beeren, welche den Ertrag bringen sollten, waren im Winter stark zurückgefroren und was letzterer verschont hatte, litt im zeitigen Sommer in einer der Trockenperioden, an denen das Jahr 1901 so reich war. Der Preis für Himbeeren war deshalb sehr hoch und bei der Vermittelungs stelle mit 36—40 M. pro 50 ÜA notiert.^ , Stachelbeeren gab es in Massen, an der Vermittelungsstelle war aber wenig Stimmung dafür; wir haben den größeren Konditoreien, Bäckereien u. s. w. spezielle Angebote gemacht und dadurch verschiedene Abschlüsse erzielt. Die Birnen-Ernte scheint stellenweise eine befriedigende gewesen zu sein, denn das Angebot war in diesem Jahre viermal so groß wie im Jahre 1900. Es sind auch ganz erhebliche Mengen abgesetzt worden, allein die geringe Haltbarkeit der Früchte hat schließlich den ganzen Handel verdorben. Aprikosen waren stark begehrt, aber nirgends zu beschaffen, denn in den meisten Gegenden Sachsens war hierin eine Mißernte zu ver zeichnen. Am lebhaftesten war Angebot und Nachfrage in Johannisbeeren, Pfirsichen und Äpfeln. Leider haben sich auch die letzteren schlechter wie in den Vorjahren gehalten. Der starke Aus fall machte sich schon bald nach der Ernte be merkbar und die anfänglich ziemlich niedrigen Preise gingen stark in die Höhe. Schon im Oktober waren sämtliche angebotene Tafeläpfel vergriffen. Angebot und Nachfrage in Mostäpfeln war in diesem Jahre erheblich größer wie 1900. Zwetschen und Pflaumen waren in diesem Jahre zum erstenmale in größeren Mengen aus den Gegenden von Leuben, Kreischa, Löbau an geboten worden, Mirabellen und Tomaten zum Teil von auswärts; die anderen Obstarten waren nur in kleineren Mengen notiert. Bei der Vermittelungsstelle sind 660 Post sachen erledigt worden Die Zahl der Anbietenden betrug 156, die der Nachfragenden 158. Von den Ersteren hat nur ein Teil Gewichts angaben gemacht, die übrigen haben uns völlig im Unklaren darüber gelaffen, welche Obstmengen sie abzugeben hatten. Fest angeboten wurden von ca. der An- bietenden: 161^2 Ztr. Johannisbeeren, 919/4 „ Stachelbeeren, 28 „ Himbeeren, 21 „ Erdbeeren, 235 „ Pfirsiche, ^2 „ Aprikosen, 25 „ Mirabellen, 4,117 „ Zwetschen, 1,745 „ Pflaumen, 4 „ Reineklauden, 14 „ Kirschen, 163 „ Tomaten, 6 „ Wallnüsse, 9.2 „ Weintrauben, 20 „ Maronen, 3'/» „ Quitten, 15,734 „ Äpfel, 499 „ Birnen, — Hagebutten ohne Gewichtsangabe. 22,868V4 Ztr. 1,143,412 Wesentlich geringer noch sind die Gewichts angaben gewesen, welche uns die Nachsragenden gemacht haben. Hier haben von 158 nur 55 das gewünschte Quantum genannt, also nur Die Nachfrage erstreckte sich auf die gleichen vor genannten Obstsorten und belief sich, soweit Gewichtsangaben gemacht worden sind, auf 14,232 Zentner — 711,640 Wallnüsse, Quitten und Maronen wurden nicht begehrt.