Volltext Seite (XML)
genannt zu haben, sie haben in den letzten Jahren außerordentliche Schwankungen im Ertrag auf zuweisen; so war das trockene Jahr 1901, nament lich der zu heiße Vorsommer, diesen Sorten auf unserem warmen, thätigen Boden in der Lößnitz, selbst bei künstlicher Wasferzufuhr, äußerst nach teilig; die jungen Früchte fielen im Jnni massen- haft ab, die Ernte war quantitativ unter mittel, qualitativ allerdings vorzüglich, während gerade andere, weniger hervorragende Sorten sich gut widerstandsfähig zeigten, z. B- die Muskat-Renette, der Alexander, Gelber Edelapfel, Ribston, die ich aber ebensowenig als ausschließlich geeignete Sorten für unsere Lößnitz empfehlen möchte, da sie in anderen Jahren, unter ganz anderen Witterungseinflüssen, auch im Ertrag zu wünschen übrig ließen. In diesem feuchten Sommer sind von meinen 20 Äpfelsorten fast alle gut geraten, nur der grüne Fürstenapfel, also gerade eine ab gehärtete, nicht feine Äpfelforte, hat total ver sagt, trotzdem der Baum kerngesund ist. Eine Schwierigkeitder Verwertungverschiedener Sorten, solange die Ware tadellos ist, besteht sür mich nicht. Auf Grundlage meiner 5 jährigen Er fahrungen und Aufzeichungen (Berechnungen) hier in der Lößnitz und der vvrhergegangenen 25 jährigen Erfahrungen in anderen Gegenden Sachsens, wäre ich nicht im stände jene ganz wenigen non xlu8 ultrn Sorten für diese oder jene Lage mit gutem Gewissen nennen zu können, und ich glaube, daß unser Landes-Obstbauverein auf Grund ähnlicher Erwägungen unser Landes-Obst sortiment nicht weiter eingeschränkt hat. Gewiß sollen damit alle Bestrebungen, sür eine bestimmte Gegend die rentabelsten Obst sorten zu ermitteln, nicht angefeindet werden; im Gegenteil niüfsen wir den Bestrebungen, Ver suchen in dieser Richtung mehr Klarheit zu schaffen, dankbar begegnen. Aber auf den Standpunkt der eingeschränktesten Sortenzahl, im Interesse der Marktanforderungen, vermag ich mich nicht eher zu begeben, als bis uns jene Sorten bekannt sind, die auch alle ver schiedenen, eben angeführten Bedingungen er füllen, mit denen der Obstzüchter im beständigen Wechsel der Einflüsse zu rechnen hat. Daß eine vernünftige Sortenauswahl selbst redend nicht gleichbedeutend niit einer willkür lichen unbeschränkten in einen Topf zu werfen und dann zu verurteilen ist, brauche ich nicht erst hi azuzufügen. Es wäre gewiß im Sinne vieler Leser, wenn dieser wichtige Gegenstand in unserer Fachpresse weiter sachlich erörtert würde. Or. A. Pl. Die in Stettin von der Grotzherzogl. Obstbauschule zn Friedberg ausgestellten Sortimente. Prämiiert mit der höchsten Auszeichnung der Gruppe tZ: Der silbernen preußischen Staatsmcdaille und einer in Silber getriebenen Schale, Ehrengeschenk der Landwirtschaftskammer in Pommern. Von Professor C. Reichelt, Friedberg. Vorbemerkung: Der Obstbau Oberhessens dehnt sich von der fruchtbaren Wetterau, be ginnend nördlich von Frankfurt a. M. und sich dort an den Niddagau anschließend, bis in die höchsten Teile des rauhen Vogelsberges aus, in dessen Thälern noch ein vorzügliches Obst gedeiht. Er ist durchweg landwirtschaftlich, betrieben auf Äckern, Wiesen und an Straßen, während die Zucht von Formbäumen noch ziemlich unentwickelt ist. Wegen des rauhen Klimas ist der Anbau der Pfirsiche, Aprikosen, edlen Kastanien nicht lohnend, wegen der Ausnützung des Ackerbodens der Nußbaum nur selten brauchbar. Die wich tigsten Sorten Oberhessens, welche teilweise schon in recht alten Bänmen vorhanden sind, wofür die ausgestellten Photographien Zeugnis ablegten, teilweise erst in den letzten 12 Jahren vom Ober hessischen Obstbauverein durch Vermittelung von Obstbäumen und unentgeltliche Abgabe von Edel reisern (jährlich ca. 15 000) verbreitet wurden und sich vorzüglich bewährt haben, sind in den nachfolgenden Sortimenten zusammengesiellt. Die Früchte sind unter den angegebenen klimatischen Verhältnissen gewachsen. Die wichtigsten Lokal sorten wurden in den Sortimenten ausgenommen, wogegen beim Mostobst die Sämlinge, meist Streislinge, die in der Wetterau wenigstens im Aussterben begriffen sind, vollständig übergangen wurden. Für bestimmte Anbauzwecke. I. Tafelfrüchte vom Hochstamm. Äpfel: Kanada-Renette, Winter-Goldpar mäne, Champagner-Renette, Große Kasseler Renette, Boikenapfel, Gravensteiner, Landsberger Renette, Edelborsdorfer, Baumanns Renette, Parkers Pepping, Graue französische Renette, Schöner von Boskoop, Goldrenette von Blen heim, Orleans-Renette, Ribstons Pepping, König licher Kurzstiel, Harberts Renette, Gelber Edelapfel, Herrenapfel, Roter Winter-Kronenapfel, Cellini. Birnen: Liegels Winter-Butterbirne, Diels Butterbirne, Pastorenbirne, Gute Luise von Avranches, Forellenbirne, Sommer-Eierbirne. II. Schaufrüchte. Äpfel: Peasgood Nonsuch, Kaiser Alexander, The Queen, Schöner von Pontoise. Birnen: van Marums Flaschenbirne, König Karl von Württemberg, Kongreßbirne.