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vielfach denkt, denn an einem Baum, der in diesem Jahre gründlich nachgesehen wurde, an dem giebt es die nächsten Jahre nichts oder wenigstens nicht viel zu thun. Die Stämme und Äste älterer Bäume sind mit einem Baumkratzer von der alten ab gestorbenen Rinde bezw. Borke, von den an- ha tenden Moosen und Flechten zu befreien, auf einem untergelegten alten Tuche zu sammeln und zu verbrennen, damit das darin befindliche Un geziefer vernichtet wird. Mit dem Reinigen der Rinde wird oben an der Krone begonnen; es hat aber vorsichtig zu geschehen, damit die grüne Rindenschicht nicht mit verletzt wird, denn sonst schadet man dem Baume mehr, als man durch das Reinigen des Stammes nützt. Sodann sind Stamm und Äste soweit hinauf, als es auszuführen möglich ist, mit einem Kalkmilch Fig. 2. weiße Farbe verloren geht, wie das bei Ruß oder Blut der Fall ist, höchstens lasfe ich einen geringen Zusatz von Blut oder Kuhdünger gelten. Mau findet noch vielfach die Ansicht verbreitet, daß der Kalkmilchanstrich ätzend wirke und schade, dies ist aber nur dann der Fall, wenn das Ab scharren der alten Rinde zu gründlich vor- geuommen wurde und so Verwundungen hervor gerufen wurden. Da, wo Baumscheiben vorhanden sind, oder die Bäume im offenen Boden stehen, ist ein Um spaten und Rohliegenlassen des Bodens un bedingt zu empfehlen. Auch kann eine Düngung des Baumes dabei gleichzeitig mit vorgenommen werden und ist der Dünger vor dem Umspaten aufzustreuen. Über Obstbaumdüngung hat Herr Professor Or. Steglich in Nr. 10 Jahrg. 1900 einen recht ausführlichen Artikel veröffentlicht, Fig. 3. anstrich zu versehen. Durch diesen Kalkmilch anstrich wird die Rindenreinigung erst voll kommen, indem das Auftreten von Moos, Flechten, Schildlänsen u. s. w. dadurch ver hindert wird. Auf die Elastizität der Rinde übt der Kalkmilchanstrich ebenfalls einen großen Einfluß aus. Von großer Bedeutung ist der selbe aber auch, weil wir durch denselben unseren Obstbäumen Schatz vor Frost, bezw. vor den wärmenden Sonnenstrahlen an sonnenhellen Februar- und Märztagen bieten. Die weiße Farbe verhindert nämlich die schnelle und hohe Erwärmung des Stammes, und die Saft bewegung tritt nicht so leicht ein, als das bei nicht gekalkten Bänmen der Fall ist. Die Stämme dieser erwärmen sich (als dunkle Körper) rascher, die Saftbewegung kommt eher in Gang und es kann infolgedesfen ein in der Nacht ein tretender Frost leichter Frostwunden zur Folge haben. Aus diesem Grunde bin ich auch nicht für einen Zusatz von Stoffen, durch welche die auch ist iu diesem Jahrgang bereits einige Male über die Düngung der Öbstbäume geschrieben worden (Nr. 3) und ist darüber daselbst nach zulesen. Wo gegen das Weibchen des Frostspanners Klebgürtel angelegt wurden, sind dieselben während des Winters mehrmals nachzusehen und mit frischem Raupenleim zu bestreichen. Jeden falls ist da, wo der Frostspanner stark auftritt, die Anlage von Klebgürteln im Oktober sehr zu empfehlen, wir besitzen darin nach den bis jetzt gemachten Erfahrungen ein ganz vorzügliches und leicht anzuwendendes Bekämpfungsmittel gegen die Frostspannerweibchen. Werden unsere Obstbäume alljährlich in dieser geschilderten Art und Weise gepflegt, so entschädigen sie ihren Besitzer auch für die dafür aufgewendete Arbeit und Mühe durch gesundes Wachstum, durch regelmäßige und reichliche Tragbarkeit.