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schließlich Äpfel, die in großen, im Februar bis April in Hobart anfahrenden Schiffen zumeist nach England gehen. Im Jahre 1901 wurden etwa 30 000 62 dahin versandt, und für 1902 steht die doppelte Menge in Aussicht, während die Ernte selbst das 3—4 fache ausmacht. Die nach Australien erfolgten Einfuhren von Obst kommen hauptsächlich aus England, einigen Mittelmeerstaaten, Kalifornien und manchen Südseeinseln und umfassen vornehmlich Äpfel, Apfelsinen und Bananen. Solche Ausfuhren von frischen Obst waren erst möglich, seitdem in den 80er Jahren die Schiffe mit Kühlvorrichtungen versehen wurden und man daneben in der Sortenwahl, im Aus lesen und Verpacken der Ware peinlicher vorging. Mit Äpfeln stand der Erfolg bald sicher. M(m sendet nur wenige gutbezahlte Sorten, und zur Zeit sind die gangbarsten Ribstons Pepping, Kleopatra, Jonathan, Scarlet Pairmain, French Crab, Stürmers Pepping und einige andere. Die erhaltenen Preise dafür sind verschieden und nach den Zufuhren anderer Länder schwankend, aber in den letzten Jahren zufriedenstellend gewesen; früher waren sie auch oft genug unlohnend. Zur Zeit kann man 40—50 M. und mehr für 1 62 erhalten, so daß bei einem Abzug von 20—24 M. für Fracht und Spesen in guten Ernten wie den heurigen ein Gewinn bleibt. Der Verkauf liegt zumeist in den Händen der Agenten, wobei der Preis entweder als jedesmaliger Versteigerungs preis abzüglich Unkosten berechnet wird, oder nach vorherigem Abschluß für die Gesamtlieferung für ein oder mehrere Jahre bestimmt ist. Ich be suchte Obstbauer, die in diesem Jahre bis 3000 62 nach England zu versenden gedachten. Wenn auch manchmal spekulative Verkäufe stattsinden und ein sachgemäßes Aussondern der Äpfel nicht immer vor sich geht, so ist man doch bestrebt, den Versand mehr und mehr in zuverlässige Bahnen zu lenken. Besondere Bestimmungen über Auswahl und Klassierung durch Aufseher, die Benutzung besonderer Kistenformen, die ent sprechende Bezeichnung auf denselben oder An wendung eines eingetragenen Brandes bestehen zum Teil oder sind in Aussicht genommen. Immer schon werden die einzelnen Äpfel in Seidenpapier gewickelt, sorgsam eingepackt und unter Umständen noch mit Holzwolle bedeckt. Ich konnte dabei einmal die Geschicklichkeit von 16 Frauen und Mädchen beobachten, die im Akkord von 10 Pf. für die Kiste (20—22ff? Irg) 4 M. und mehr täglich verdienten. Die Auswahl bezüglich gesunder und bestimmt großer Früchte ist dadurch erleichtert, daß die Sonderung schon beim Pflücken vor sich geht und jeder Person entsprechende Meßringe beigegeben sind. Apfelgrößen im Durchmesser von 5—6,5 cm sind für die Aus fuhr am beliebtesten. Ein Grünabpflücken ist hierbei nicht zu umgehen und durch gewisses Zusammenschrumpfen und Entfärben nachteilig gegen andere Länder. Aber im ganzen leiden die Äpfel bei der 7—9 Wochen dauernden Überfahrt noch am wenigsten und reisen bis zum Verkauf genügend aus. Viel weniger günstig hat sich das bei anderem Obst gezeigt. Man hat auch Apfelsinen, Birnen, Weintrauben, Aprikosen u. a. auszuführen versucht, aber ist trotz langer und kostspieliger Versuche noch nicht zu einem befriedigenden Ziele gelangt. Manchmal glückten die Sendungen besonders von Apfelsinen, häufig genug aber brachten sie schwere Verluste. Eine unbedingte Haltbarkeit war noch nicht zu erreichen trotz sorgsamer Verpackung in Papier oder Korkspäne oder Bimssteinmehl, An wendung von Salicyl-, Bor-, Blausäure und mancher anderer Konservierungsstoffe. Auch das mehr von sich redenmachende Sutherland-Ver fahren mit besonderer Verschließung der Waren in wasserdichten Säcken innerhalb der Kisten und Aufbewahrung in Gefrierpunktstemperatur hat sich nicht eingebürgert. Ob die in jüngster Zeit (März 1902) veröffentlichten Versuche mit Pfirsichen und Aprikosen seitens Or. Brown in Viktoria durch Anwendung von Blausäure und Formaldehyd das halten, was sie versprechen, muß abgewartet werden. Unterdes hat man fortgefahren, sich mehr der Verarbeitung des Obstes zu Trocken-, Büchsen- und sonstigen halt- und versendbaren Erzeugnissen zu widmen. Es besteht hierfür eine Menge größerer und kleinerer Anlagen, in denen besonders die verschiedensten Mussorten (.Iums), Marmeladen und Kompotts, Gallerten (.lsll^) Säfte und dergleichen hergestellt werden. Von Trockenfrüchten sind es in erster Reihe die Rosinen Viktorias, von denen im Jahre 1900 etwa 28 500 Ü2 Absatz fanden, neben geringeren Mengen getrockneter Aprikosen, Feigen, Pflaumen, Äpfel u. a. Obstweine sind weniger beliebt, wenn auch z. B. Eider (Apfelwein) hier und da be reitet wird. Sogenannte OorckiuItuotorieZ zur Herstellung „herzstärkender" Obstgetränke finden sich häufiger. Aus Oliven wird hier und da auch in etwas größerem Maße das Speiseöl gewonnen. Von dem Beerenobste werden stellen weise die Himbeeren und Stachelbeeren, auch Erdbeeren im großen zu Mus und Kompott ver arbeitet, ihr Anbau ist z. B. in Viktoria auch durch Gewährung eines Bonus unterstützt worden. Der Absatz all dieser Erzeugnisse erfolgt fast nur im Lande selbst. Sicher geht auch ein Teil über See, aber es ist außerordentlich schwierig, hierbei mit anderen Ländern zu wetteifern. Besonders Amerikas und eigene volle Ernten drücken das Geschäft, so daß man stark auf eine Ausfuhrvergütung seitens der Commonwealth rechnet, die zu erhalten nicht ganz aussichtslos