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11 Tafelobst mit der Hand in Handschuhen gepflückt werden sollte, damit es keine Beschädigung erhält. Der Stiel muß unverletzt bleiben. Abgebrochene Stiele setzen den Verkaufswert herunter und machen die Früchte unansehnlich. Er bespricht dann weiter eingehend die verschiedenartig ver wendeten Obstpflücker, Pflückleitern, den Pflück korb, das Entleeren der Pflückkörbe, die zu gebrauchende Vorsicht beim Ernten, die Schonung des Fruchtholzes u. s. w. Die Obstbaumbesitzer, die ihre Obstnutzung zur Zeit noch verpachten, sollen dem Pächter zur kontraktlichen Pflicht machen: 1. nicht zu früh zu ernten, 2. mit der größten Vorsicht mit Berücksichtigung auf das Fruchtholz. Aber auch in der reellen und exakten Sortierung der Qualität haben wir viel zu lernen. Das sorgfältige Sortieren macht sich drei- oder vierfach bezahlt, wie Redner an den Erfahrungen der Rottwerndorfer Obstplantagen nachweist. Die erste Qualität der Früchte unter scheidet sich dadurch, daß nur große Früchte, vollkommen rein und ohne Fusikladiumflecken und ohne wurmstichig zu sein und ohne Druckflecken zur Verwendung kommen. Bei zweiter Qualität sind die Früchte unentwickelter, das heißt kleiner, aber trotzdem vollkommen reine Früchte. Dritte Qualität kann nur als Wirtschaftsobst oder in der Kelterei verwendet werden. Also in der ge wissenhaften Sortierung, die wirklich reell vor genommen werden muß, liegt ein nicht zu unter schätzender Vorteil, der jedem, welcher danach verfährt, zu teil wird und eine feste und be ständige Kundschaft erwirbt. Redner wendet sich nun zu dem nicht minder wichtigen Kapitel der Aufbewahrung des Obstes. Je länger man das Obst aufbewahren kann, desto höhere Preife kann man erzielen. Es muß vor allen Dingen eine gleichmäßige Temperatur in dem Lagerraum herrschen. Im Sommer nicht mehr wie -l-8 bis 10 Grad Celsius, im Winter nicht mehr als -j- 2 bis 5 Grad Celsius. Höhere Temperatur, wie angegeben, beschleunigt den Reifeprozeß. Zu niedrige Temperatur hemmt den Reifegrad und das Obst bleibt notreif. Ein vorübergehender Frost, wenn derselbe nicht — 2 Grad beträgt, schadet nichts. Äpfel erfrieren bei größerer Kälte, Birnen ertragen noch weniger Kälte. Obst soll man niemals mit den Händen in gefrorenem Zustande anfasfen, sondern langsam auftauen lassen. Um das Eindringen des Frostes in den Raum zu verhindern, muß man am besten durch Natronkarbonöfen oder auch Petroleum öfen und dergleichen für Erwärmung der Räume Sorge tragen, ebenso ist für eine gute Lüftung Sorge zu tragen. Die Temperatur darf aber -P5 Grad Celsius nicht übersteigen. Zur Reife der Frucht ist der Feuchtigkeitsgehalt der Luft äußerst notwendig, dagegen begünstigt die zn große Feuchtigkeit die Entwickelung der Schimmel ¬ pilze. In zu trockener Luft verwelkt das Obst und verliert ganz entschieden am Verkanfswerte. Nach den gemachten Erfahrungen ist eine größere Feuchtigkeit weniger schädlich, als eine zu große Trockenheit. Das Obst hält sich am besten bei einem Feuchtigkeitsgehalt der Luft von 70 Grad des Lambrecht-Hygrometers. Das leichte Stippig- werden der Frucht wird durch einen hohen Feuchtigkeitsgehalt der Luft ganz entschieden ab geschwächt. Ist der Aufbewahrungsraum zu trocken, so hilft man sich in der Weise, daß man flache Gefäße mit Wasser aufstellt und ver dunsten läßt und dadurch den Feuchtigkeitsgrad schafft. Licht gebraucht das Obst fast gar nicht oder nur wenig. Man hat gefunden, daß das Obst sich in dunkleren Räumen besser hält, als in Hellen. Auch muß man für jede Beseitigung von Gegenständen, welche üble Gerüche ver breiten, zum Beispiel Heringssässer, Käse u. s. w., besorgt sein, weil dadurch die Frucht einen üblen Beigeschmack annimmt und wertlos wird. Weiter kommt Redner noch zu sprechen aus das Reinigen und Schwefeln der Keller, Kammern, Obsthäuser und sonstigen Aufbewahrungsräume, die Kon struktion der amerikanischen Obsthäuser, die Be schaffenheit, welche die Obsthorden haben müssen, auf die Lagerung der Obstes und vieles andere mehr. Verletzte Früchte dürfen nicht in die Aufbewahrungsräume gebracht werden, da sofort ein großer Teil von Pilzkrankheiten ihr zer störendes Unwesen beginnen. Von ganz ent schiedenem Nachteil ist das Abreiben der Früchte, wodurch die Wachshaut verletzt und das Ein dringen der Pilze befördert wird. Nachdem Redner die verschiedenen Aufbewahrungsarten der Früchte in Seidenpapier, Holzwolle, Torf mull, Stroh u. f. w. besprochen, ging er zur Obstverpackung und zum Obstversand selbst über. Auch hierin, in der Geschäftsreellität des Obsthandels, muß es besser werden, damit man zu den deutschen Obstlieferanten Vertrauen be kommt und der ausländische Produzent die Be vorzugung nicht erhält. Es ist in Deutschland mit dieser Arbeit entschieden besser geworden gegen frühere Zeit, doch es muß immer noch besser werden, wenn wir allen an uns gestellten Anforderungen entsprechen wollen, namentlich in Bezug auf die geschmackvolle Ausführung des Verpackens, worin uns die Franzosen meisterhaft über sind. Redner geht nun an der Hand prak tischer Vorführungen auf die einzelnen Ver packungsarten ein. Die Kosten des Aufwandes und mühesamer Arbeit machen sich bei richtiger Ausführung vollkommen bezahlt. In Rottwern dorf kommen für Kabinetsfrüchte kleine Kisten in Verwendung, welche ungefähr 20 bis 25 Pfund aufnehmen. Die Früchte sind einzeln je nach der Sorte in Singhalesenpapier eingewickelt und in Papierwolle oder in feinster Pappelholzwolle