Volltext Seite (XML)
Außer dem Winterfrost, der allerdings stellenweis Stöcke zum Absterben gebracht hat, kommen die Maifröste in Betracht, durch welche im Rheingau und Unter-Elsaß der Frostkrebs oder die Räude (Grind, Manche) hervorgerufen worden ist. Über sehr gute Erfolge der Räucherungen der Weinberge mit Teermischungen oder mittelst Le st outscher Räucherkasten wird aus Rheinhessen berichtet. Abgesehen von Hagelschäden und den im Rheingau und Elsaß um Mitte September ein- getreteuen Regengüssen, welche die Sauer fäule im Gefolge hatten, hat sich die starke Besonnung dem Weinstock stellenweis verderb lich erwiesen. Nicht nur, daß mehrfach der Laubrausch oder Rote Brenner auftrat, sondern auch die Beeren haben mehrfach gelitten. Entweder bemerkte man an ihnen eine netzige oder schülferige Schale infolge Korkbildung bei der Vernarbung kleiner Riffe, oder es stellte sich auch wirklicher Samenbruch ein, indem die Kerne aus der Beere hinaustraten. Es wird aufmerksam gemacht, daß dabei wohl eine un genügende Beschattung der Trauben ins Spiel kommt und daß das Verfahren, die Blätter über den Trauben wegzubrechen, um sie schneller zur Reife zu bringen, nicht empfehlenswert ist. Aus den Lehranstalten. Der Obstbaukursus für Lehrer in Rötha. Der diesjährige Obstbaukursus für Lehrer im westlichen Sachsenlande wurde vom 28. Juli bis mit 9. August als erster Teil desselben im freund lichen Pleißen- und Gartenstädtchen Rötha ab gehalten, wozu sich 18 Mitglieder, sowie mehrere werte Gäste eingefunden hatten. Der Kursus wurde im Schulzimmer der v. Friesenschen Garten- direktiou durch den König!. Sächs. Kammerherrn Freiherrn v. Friesen eröffnet. In seiner An sprache hob der unermüdliche Förderer des vater ländischen Obstbaues hervor, wie derselbe von großer wirtschaftlicher und erziehlicher Bedeutung sei, wie er, Redner, deshalb seit 27 Jahren für dessen Hebung bestrebt gewesen, eine Gärtner lehranstalt gegründet und Obstbaukurse für Baum wärter eingerichtet habe. Es gereiche ihm nun zu besonderer Ehre und Freude, daß der Landes- Obstbauverein Rötha für dieses Jahr und auch fernerhin zur Abhaltung der Lehrerkurse bestimmt habe. Redner bezeichnete die Lehrer als sehr geeignete Pioniere des Obstbaues und schloß mit einem Hoch auf Se. Majestät König Georg die herzliche Begrüßung. Nun begann nach dem mit großem Geschick aufgestellten Lehr- und Stundenpläne unter Leitung des Herrn Garten direktors Jahn die ernste Arbeit des Unterrichts, den die Herren Dr. Kunath, Direktor der landwirtschaftlichen Schule zu Pegau, Obstbau wanderlehrer Wolanke-Wurzen, Obergärtner Rosenthal und Kellmmeister Engelhardt- Rötha erteilten. In anschaulicher und gründ licher Weise wurden die wichtigsten Abschnitte aus der Theorie und Praxis der Obstbaukultur behandelt, u. a. die Morphologie und Physiologie des Obstbaumes, die Anzucht der Hochstämme, des Formen- und Beerenvbstes, die Veredelungs arten, ferner Schnitt, Pflege, Düngung, Nützlinge und Schädlinge, Krankheiten, Sorten, Ernte und Verwertung des Obstes, die Anlage von Obst- und Schulgärten; desgleichen die Kultur des Wein- stockes, allgemeine Bodenkunde u. s. w. Eine an genehme Abwechselung und Bereicherung des üb lichen Tagesprogrammes erfolgte durch die Be sichtigung der ausgedehnten Obstplantagen und Baumschulen der v. Friesen'schen Gärtnerei, des Schloßparkes mit seinen wertvollen seltenen Bäumen, der Dodelschen Zier- und Obst- und anderer Privatgärten, der Straßenanpflanzungen u. f. w. Interessant war ferner der Besuch der renovierten Stadtkirche, sowie der freiherrlichen Bibliothek im altehrwürdigen Schlosse. Besonders staunten hierbei die Teilnehmer über die aus gelegten deutschen, französischen, niederländischen, belgischen, amerikanischen u. s. w. überaus reich haltige» pomologischen Bücher und Bilderwerke älterer und neuerer Zeit, über deren Bedeutung und Charakter Herr v. Friesen kurze treffende Mitteilungen machte.—Der Kursus wurde von deu Herren Amtshauptmann Ov. Hübel-Borna und Gartenbauinspektor Braunbart-Meißen besucht. Letzterer teilte u. a. mit, daß nunmehr gegen 200 Lehrer im Obstbau ausgebildet worden seien und mahnte die Herren, denselben im Berufe, Haus und Gemeinde nach Kräften zu fördern und die Bestrebungen des Landes-Obstbauvereins zu unterstützen. Trotz des nicht immer günstigen Wetters hat die unterrichtliche Arbeit des Kursus einen schönen Verlauf genommen. Die Schüler, erfüllt von rechter Liebe und Begeisterung für die Sache, vergaßen der schönen Ferientage und lauschten mit Aufmerksamkeit den oft spannenden Vor trägen ihrer verehrten Lehrer, oder bemühten sich, die wichtigsten technischen Handgriffe im praktischen Obstbau sich anzueignen und sich so als Gärtner für ihre heimischen Bedürfnisse auszubilden. Bei dem Gelingen oder Mißraten einzelner Operationen dachte wohl der oder jener große Schüler unwillkürlich an seine kleinen Schüler daheim und dürfte durch derartige heilsame Erfahrungen und Beobachtungen der Gedulds faden manches Pädagogen stärker und länger geworden sein. Die Lernlust der Schüler wurde gefördert durch die eifrigen Lehrer, die mit lobenswertem pädagogischen Geschicke ihres Amtes