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150 Wespe (LriooiMM nclurndrnta) haben sich Schwefelseife, sowie auch Glycerinschmierseifen wasser als vorzügliches Bekämpfungsmittel gezeigt. Die ungewöhnlich zahlreich aufgetretenen Hornissen wurden erfolgreich dadurch bekämpft, daß man in ihre Nester Schwefelkohlenstoff eingoß. In fast allen Teilen Deutschlands sind die Blutenstecher sehr häufig gewesen. Aus Mecklenburg-Strelitz, den Vierlanden bei Hamburg und Hannover werden große Verluste gemeldet. Der Fang der Käfer unter Wellpappgürteln hat sich bewährt. Auch Abschütteln der Käfer auf untergelegte Tücher ist erfolgreich gewesen. Bei den Frostschäden hat sich infolge des verderblichen Blachfrostes die Erscheinung gezeigt, daß erst im Juni die Bäume abstarben. Es waren die Wurzeln erfroren; aber die Bäume triebeu infolge ihrer gespeicherten Vorratsstoffe noch kräftig aus, uud erst nach Erschöpfung des Vorrats starben sie ab. Eine andere Folge erscheinung ist die Gelblaubigkeit einzelner Sorten. Ebenso ist mehrfach der Krebs auf getreten. Bei ^Steinobst sind die vielen Ver letzungen der Augen, namentlich an Pfirsich und Aprikosen, hervorzuheben. Wie abhängig Frostbeschädigungen von ört lichen Verhältnissen oder gewissen Kulturverfahren sind, beweist eine Mitteilung aus Schlesien, wonach eine Pfirsichsorte auf Pfirsichunterlage erfroren, auf Pflaumeuuuterlage aber gesund geblieben ist. Bei Kirschen ist eine neue Art von Frost beschädigung gefunden worden, nämlich Frost blasen an Blättern; doch ist die Erscheinung nur vou wissenschaftlichem Interesse. Dagegen ist von wirtschaftlicher Bedeutung die Beschädigung der Erdbeeren in den Vierlanden, wo die Erd beerkultur feldmäßig betriebe» wird. Teils haben Spätfröste Unfruchtbarkeit der Blüten veranlaßt, teils haben die Winterfröste ganze Pflanzen abgetötet, fodaß einzelne Felder umgegraben werden mußten. Nächst dem Froste haben die anhaltende Hitze und Dürre die Obsternte wesentlich ge schädigt, und zwar litten besonders die Pflaumen, die notreif wurden oder auch unreif abfielen. Letztere Erscheinung wurde bisweilen gerade nach dem Gießen bemerkbar und erklärt sich daraus, daß die durch die lange Trockenheit schmachtende Frucht nicht das plötzlich auftreibende Wasser schnell genug aufnehmen konnte und statt dessen der Abgliederungsvorgang sich einstellte. Als Folge beständiger Hitze nnd Trockenheit ist auch das in bedeutendem Maße aufgetretene Faulen der Früchte auf dem Baume auf zufassen. Eine Erklärung dieser Erscheinung findet sich im Bericht, der auch noch der Fälle des Schrumpfens der Stachelbeerfrüchte und des Einflusses der Quittenuuterlage bei Birn veredlungen gedenkt. Weinstock. Eine der gefürchtetsten Krankheiten, der Falsche Meltau, hat bei seinem späten Auf treten in der Provinz Sachsen und im Rheingau wenig Schaden verursacht; dagegen ist er in Rheinhessen, wo er schon im Juli erschien, mehr fach stark schädigend gewesen, zumal viele Winzer bei dem trocknen Vorsommer das Spritzen mit Kupferkalkmischungen unterlassen hatten. In der Pfalz zeigte sich auch die Kraukheitsform, welche als „Lederbeeren" bezeichnet wird; sie wurde aber nur an Rieslingen beobachtet. In Loth ringen kam zu der Peronospora-Beschädigungen nachträglich die Rohfäule, so daß der Most nur lose abgedrückt werden und aus den Trestern nicht vergären durfte. Der Pilz hatte auch den Farbstoff der Beeren zerstört, so daß kein Rot wein gewonnen werden konnte. Vielfach trat in Begleitung der kerono^orn auch der Echte Meltau (Oickium) auf, von welchem im Rheingau Portugieser stärker heim gesucht erschienen, als Rieslings. Eine andere Beobachtung meldet ein stärkeres Auftreten des Pilzes an schattigen Stellen und gedüngten Reben gegenüber den ungedüngten. Die alte Erfahrung einer erfolgreichen Bekämpfung durch rechtzeitiges Schwefeln findet auch diesmal wiederum Bestätig ung. Die übrigen bekannten Pilzkrankheiten fehlten auch im Berichtsjahre nicht, sind aber nirgends in besonders besorgniserregender Weise hervorgetretcu. Die wichtigsten tierischen Schädiger waren die Schildläuse, der Heu- oder Sauerwurm und der Springwurmwickler. Die Schildläuse zeigten sich besonders an geschützt stehenden Reben und hatten stellenweis starke Rußtau-Ansiedlung zur Folge. Neben der Vernichtung auf mechanischem Wege (Abbürsten, Ablesen) gelangten Petrolseifenbrühe, Kalkmilch, 10prozentige Eisenvitriollösung, Neßlers In sektengift in 10 proz. Verdünnung und Betupfen mit Schwefelkohlenstoff zur Anwendung; die Wirk ung sämmtlicher Mittel wird als gut bezeichnet. Der Sanerwurm, der im Rheingau von Jahr zu Jahr zunimmt und auch an der Mosel, in Rheinhessen und der Rheinpfalz weit verbreitet ist, wird durch Mottenfang vermittelst Klebefächer oder Fanglaternen, sowie durch Vernichtung der Winterpuppen durch Druck oder heißes Wasser bekämpft. Der Fang mit dem Klebefächer hat in der Rheinpfalz anscheinend Erfolg gehabt. Die Motten des Springwurmwicklers haben sich in größerer Zahl in Fanglämpchen gefangen; empfohlen wird, die zusammen gesponnenen Blätter rechtzeitig zu sammeln und zu verbrennen. Wespen wurden in Fanggläsern mit Honig wasser zu einem beträchtlichen Teil gefangen. Die Klagen über Frostschäden sind nicht so häusig, wie man anfangs gefürchtet hat.