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Ältere, an ihrer Oberfläche bereits verkorkte und im Innern verholzte Wurzeln sind nicht mehr im stände, Wurzelhaare auszubilden. Ganze Knäuel solcher Wurzelhaare findet man gewöhnlich in den „Wurzelspeisern", Röhren, die man behufs Düngung der Bäume in einiger Entfernung vom Stamme (unter oder außerhalb der Kronentraufe) in den Boden einsetzt. Überhaupt besitzen die Wurzeln eine gewisse Reizbarkeit gegen Feuch tigkeitsunterschiede. Wenn der Boden nicht zu naß ist, wenden sich die Nebenwurzeln gewöhnlich der feuchteren Umgebung (also auch den Wurzel speisern) zu, eine Erscheinung, die man als Hydrotropismus bezeichnen kann. Auf noch nicht im Bodenwafser gelöste Stoffe vermögen die Wurzelhaare lösend einzuwirken, indem sie ver dünnte Säuren ausscheiden, die namentlich die mineralischen Bestandteile desVodens angreifen. Die Aufnahme des Wassers mit den Nähr stoffen in das Innere der Wurzel, von wo es dann in die oberirdischen Teile weiter geleitet wird, geht auf dem Wege der Osmose vor sich. Wie eine Flüssigkeit ein Gewebe osmotisch durchdringt, wird am besten durch fvlgendes Experiment ver ständlich. Man bringe in eine Schweineblase eine Lösung von Kupfervitriol und hänge sie zugebunden auf, — es wird kein Tropfen der blauen Lösung durch die Wandung hindurch - dringen. Man hänge nunmehr die Blase mit der blauen Flüssigkeit in ein mit klarem Wasser gefülltes Gefäß, — in kurzer Zeit tritt aus der Blase durch die Wandung blaue Lösung aus und klares Wasser in dieselbe solange ein, bis die Flüssigkeiten innerhalb und außerhalb der Blase die gleiche Konzentration haben. Ähnliche Vorgänge vollziehen sich bei der Wasser- und Stoffaussaugung durch die Wurzel im Boden. Daß die Wurzel außer der Nahrungsaufnahme auch noch der Befestigung des Baumes im Boden dient, versteht sich von selbst. Was wird nun aus dem der Stammkuospe des Samens entsprossenden Keimstengelchen? Das selbe trägt an seiner Spitze ebenso wie jede Wurzel einen Vegetationspunkt, dem die Ausgabe des Längenwachstumes zufüllt (Figur 2). Sobald das Keimstengelchen die Oberfläche erreicht hat, beginnt es unter dem Einflüsse des Lichtes zu ergrünen und repräsentiert den ersten Sproß. Derselbe beginnt sehr bald, sich zu verzweigen, indem an den verschiedensten Stellen des Sproßinnern neue Vegetationspunkte angelegt werden. Zunächst entstehen an einem solchen Vegetationspunkte als einfache seitliche Auswüchse desselben Blätter, die anfangs einem gerundeten Hügel vergleichbar sind. Mit fortschreitendem Wachstume aber breitet sich das Blatt zu einer Fläche aus. Gleichzeitig aber mit dem Hervorwachsen eines Blattes aus einem Vegetationspunkte entwickelt Wir machen auf sich in dem Winkel zwischen Blattstiel und Sproß, in der sogenannten Achsel, ein neuer Vegetations punkt, der sich freilich erst später in die Länge streckt und einen Seitensproß liefert. Dieser Vorgang, vielfach wiederholt, führt endlich zur Bildung des Sproßsystems oder der Baumkrone. Haupt- und Nebensprosse (später Stamm und Äste) unterscheiden sich hauptsächlich dadurch, daß der Hauptsproß unter dem Einflüsse der Schwer kraft senkrecht, der Nebensproß aber schräg empor oder wagerecht sortwächst (Geotropismus). Aber nicht nur Blätter und Seitensprosse entstehen aus den erneut angelegten Vegetations punkten, sondern auch Knospen. Wir hatten er wähnt, die Blätter seien einfache seitliche Aus wüchse der Vegetationspunkte. Stellen wir uns vor, daß diese seitlichen Ausbuchtungen eines Vegetationspunktes in dichter Reihenfolge hinter einander entstehen und schneller wachsen, als der Vegetationspunkt selbst, so muß es dazu führen, daß der Vegetationspnnkt von seinen Ausbuchtungen (Blattanfängen), zumal diese auf der Unterseite schneller als auf der Oberseite wachsen und da durch konkav oder hohlruud werden, ganz über wölbt wird. Jede Knospe ist demnach weiter nichts, als ein von seinen Blättern eingeschlossener Vegetationspunkt; an den Winterknospen nehmen die äußeren Blätter als Schutzhüllen die Gestalt von Schuppen und eine braune Farbe an. Alls den Knospen entstehen nun entweder grüne Laub blätter und Stengel oder, wie bereits eingangs hervorgehoben wurde, durch Umwandlung Blüten, d. h. Sprosse, die statt der grünen Laubblätter Fortpflanzungsorgane erzeugen. Jeder anfänglich grüne Sproß verliert später seine grüne Farbe, wird stärker, kurzum verändert sich in mannigfacher Weise. Diese Erscheinung legt uns die Notwendigkeit, auch das Innere des Sprosses sowohl wie der Wurzel kennen zu lernen, nahe. Es wurde bereits angedeutet, daß der Vege tationspunkt aus Zellen bestehe, die sich fortgesetzt teilen und dadurch die dem Vegetationspunkte zufallende Aufgabe des Längenwachstums erfüllen. So wie der Vegetationspunkt sind sämtliche Teile des Baumes aus Zellen aufgebaut, die in den ver schiedensten Formen auftreten können. Außen, ist die Zelle (Figur 3) von einer Haut oder Membran umgeben. Innerhalb der Membran besitzt sie das Protoplasma, eine zähflüssige, Eiweiß und ver schiedene Salze enthaltende Masse, und den in der Hauptsache auch aus Eiweiß bestehenden Zell kern mit dem Kernkörperchen. Die Zelle ist nur solange lebens- und teilungs- oder vermehrungs fähig, als ihr Protoplasma in strömender Be wegung sich befindet. Die Zellhaut, die aus Zellulose oder Pflanzenfaser besteht, erleidet viel fach physikalische und chemische Veränderungen. Mit zunehmendem Alter verdickt sie sich nicht ie MmiMIlin-sMe für Ml-