Volltext Seite (XML)
120 Württemberg. Nach dem Bericht der Zentral- vermittelungsstcllc für Obstverwertung zn Stuttgart sind die Aussichten der diesjährigen Kirschenernte nicht gut. Nur einige Gegenden machen eine Aus nahme, während aus den meisten Gemarkungen be richtet wird, daß die Kirschen zum großen Teil oder ganz erfroren sind. — Aus dem Kocherthal. Die Aus sichten für Äpfel und Birnen sind gut, Zwetschen und Kirschen gering. Nüsse giebt es keine. Johannisbeeren nnd Stachelbeeren versprechen mittleren Ertrag. Mals. Freinsheim. Die Kirschenernte ist in vollem Gange. Der Ertrag ist entgegen den Be fürchtungen gut. Es wurden die 50 Kilo mit 30 Mk. bezahlt. Elsaß. Aus dem Leberthal. In unserer Gegend wird eine befriedigende Kirschen- und Birnen- crnte und eine geringe Apfelernte erwartet. - Mülhansen. Kirschen, Zwetschen, Aprikosen, Pfir siche, Äpfel und Birnen haben gut angesetzt und versprechen eine gute Ernte. Erdbeeren und Johannisbeeren liefern volle Ernte, Stachelbeeren mittlere, die Reben haben sich schön entwickelt, ein Urteil läßt sich jedoch noch nicht bilden. Hus dem Zersägt. Anhalt. Die Ernte in Süßkirschen ist gering, Sauerkirschen befriedigend, Frühpflanmen, Reineklauden, Marnnken geben guten Ertrag, Zwetschen gering, Äpfel gering, Birnen mittelmäßige Ernte. Hamburg. Die im April gehegten Befürch tungen erfüllen sich nur zum Teil, es waren die Nachrichten über Frostschäden an Obstbäumen vielfach übertrieben. Einige Zeitungen berichteten jetzt sogar von einer sehr reichlichen Ernte, die in Kernobst früchten zu erwarten wäre. Die Wahrheit liegt in der Mitte, denn soweit jetzt zn übersehen ist, wird die Ernte in Äpfeln mindestens normal, in einigen Gegenden auch reichlich ausfallen, bei Birnen haben jedoch einige Sorten, namentlich die frühesten, etwas gelitten. Von einer Mißernte kann aber anch bei Birnen keine Rede sein. Gldcnburg. Großh. Die Blüten der Birn bäume und Kirschen sind fast sämtlich erfroren und ist hiervon eine geringe Ernte zu erwarten, in Äpfeln steht ein besserer Ertrag in Aussicht. Schlesien. Breslau. Die Kirschen ergeben eine kaum mittelmäßige Ernte, die Preise sind in folgedessen diesmal recht hohe. Im ganzen wurden bei der Versteigerung der Straßenpflanzungen im Kreis Breslau 24,000 Mk. vereinnahmt, gegen 18,000 Mk. in 1901 bei guter Ernte. Kosen. Bentschen. In unserer Gegend ist die Obsternte durchweg gering. Döhmen. Im Bodenbacher Bezirke sind die Ernteaussichten nicht die besten. In geschützten Lagen haben sich die Frühäpfel und Birnensorten ziemlich gnt erhalten Besonders stark haben Kirschen, Pflaumen und Nüsse gelitten, die Ernte der letzteren gilt als ganz verloren. Nur stellenweise ist von Kirschen und Pflaumen eine bessere Ernte zu erwarten. In Währen, Döhmen nnd Gberungarn haben die Froste großen Schaden angerichtet, man erwartet daher nur eine schwache Mittelerntc. Slavonien. Man rechnet auf eiue gute Zwetschen- Erntc. Frankreich. Die anfangs außerordentlich gün stigen Erntcanssichtcn wurden in den letzten Tagen durch schlechte Witterung und Raupen beeinträchtigt, so daß der Ertrag denjenigen des Vorjahres nicht übersteigt. Serbien. Die Obstaussichtcn sind im allgemeinen gnt, viele Gegenden versprechen eine überreiche Obst ernte. In den letzten Tagen trat leider starker Abfall der Frucht ein. Dosnien. Man erwartet eine recht gute Obst ernte, die kalten Niederschläge fügten dem Frucht ansatz fast keinen Schaden zu. Nur iu wenigen Distrikten ist der Fruchtbehang gering bis mittel. Amerika. Durch die Stürme im April wur den die guten Obstaussichten stark beeinträchtigt, immerhin wird noch eine gute Zwetschenernte er wartet. In Kalifornien nehmen die Neuanpflan zungen von Obstfeldern einen enormen Umfang an. Obstversmld. Durch Verfügung des Staatssekretärs des Reichs- Postamts wird den Postanstalten schonende Behand lung der Obst- und Traubensendungen zur Pflicht gemacht. Solche Sendungen sollen beim Umladen thunlichst von Hand zu Hand weitergehen und be hutsam niedergelegt werden. In Wagenräumen und Packkammern sind Obstsendungen derartig zu lagern, daß sie keinem übermäßigen Druck ausgesetzt sind. Empfohlen wird daher ein recht auffälliger Vermerk über den Inhalt der Sendung, z. B: Vorsicht! Tafelobst! Bitte nicht werfen. Zur Bekämpfung der in florartigen Ge spinsten lebenden Räupchen der Apfelbaum- gespiustmotte, dann jener der Birn- und Pflaumenblattwespe. Zur Bekämpfung der in den florartigen Ge spinsten heute auf unseren Obstbäumen lebenden kleinen Räupchen haben wir um diese Zeit folgende Mittel: 1. Das Abflammen der Gespinste und Räupchen mit der sogenannten Raupenfackel; 2. das Absammeln derselben und 3. das Einspritzen von Jnsekrengift in die Gespinste, wobei ausschlaggebend ist, daß die Räupchen von der Flüssigkeit benetzt werden. Als Insektengifte können empfohlen werden die Dufoursche Mischung, die wie folgt hcrgestellt wird: In 10 Liter heißem Wasser werden 2 bis 3 Kg Schmierseife aufgelöst, dann abkühlen gelassen und dann 1 bis 1^ kg Insektenpulver eingerührt und auf 100 Liter mit Wasser verdünnt. Statt Insektenpulver könnten, voraussichtlich mit genügen dem Erfolge, auch Virginia-Tabakextrakt oder der wässerige Auszug von etwa 2 kgQuassiaholz verwendet werden. Es empfiehlt sich, jede derartige Flüssig-