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Aufforderung zum allgemeinen Kampf gegen die ^Helullinm- oder sogen. Schorfkrankheit des Kernobstes. Der Schaden, welchen die Fusikladien in unseren Kernobstkulturen Hervorrufen, wird noch immer vielfach unterschätzt, obschon heute wohl bereits jeder Obstzüchter einmal ihn empfunden hat, und obschon gerade das letzte Jahrzehnt drastische Beispiele für die eminente Bedeutung dieser Pilze gebracht hat. Es erscheint uns daher eine Pflicht, von neuem auf denselben hinzuweisen und den Mahnruf zum Kampfe gegen diese Feinde, den der verstorbene Geh. Reg -Rat Frank in der inzwischen vergriffenen ersten Auflage dieses Flugblattes erlassen hat, aufs nachdrücklichste zu erneuern. Die Schädlinge und ihr Werk. Es handelt sich um zwei Pilzarten: Uu8i- Llackiuin ckenctriticnQi sucht den Apfelbaum heim, bHolacliuin pirinnrn den Birnbaum. Beide Arten sind einander nahe verwandt und rusen bei Apfel und Birne je ganz analoge Beschädigungen hervor. 1. Auf den Früchten jene allbekannten, bald als Rost-, bald als Schorf- oder Regen- vdcr Wasserflecken, bald auch als Flecken schlecht weg bezeichneten Stellen, die anfangs sammetlg schwarzgrün oder schwarz erscheinen, später in der Mitte korkfarben und schwarz umrandet sind. 2. Auf den Blättern die sogenannten Rußflecken, die bei der Birne besonders blatt unterseits, beim Apfel dagegen vornehmlich blatt oberseits stehen und anfangs ganz wie auf der Frucht sammetig schwarzgrün oder schwarz find, fpäter dagegen oft nur stumpfe, mißfarbene, aber in der Regel nicht abgestorbene Stellen ergeben. 3. AufdenTrieben und jüngeren Zweigen den sogenannten Grind. Derselbe ist beim Apfel eine sehr seltene, bei gewissen Birnensorten da gegen eine sehr häufige Erscheinung. Die kranken, grünen Triebe zeigen im jüngsten Krankheits stadium wiederum sammetige, schwarzgrüne Flecken, aus denen beim Altern des Triebes blasig aufgetriebene und am älteren Holze anf- platzende, grindige Stellen werden, die oft erst im dritten oder vierten Jahre ausheilen. Die drei Krankheitserscheinungen können, müssen aber nicht alle gleichzeitig an demselben Baume auftreten. Blatt- und Fruchtflecken gehen zumeist nebeneinander her. *) Flugblatt Nr. 1 der Biologischen Abteilung sür Land- nnd Forstwirtschaft des Kaiser!. Gesundheitsamtes. Erste Auflage, Juli 1001 erschienen, von Pros. I)r. Fran k, nen bearbeitet von Regierungsrat Or. Aderhold. Zu beziehen von der Verlagsbuchhandlung Panl Parey in Berlin 8^., Hedemannstraße Nr. 10. Einzelpreis 5 Ps., 100 Ex. 4 M., 500 Ex. 15 M. (Das Flugblatt wurde an die Bczirks-Obstbanvereine durch die Geschäftsstelle des Landes-Obstbauvereins bereits versendet. Die Red.) DerSchadcn, welcher durch dieFrucht- flecken verursacht wird, ist zum Teil all gemein bekannt: Man weiß, daß fleckiges Obst nach Aussehen, Geschmack und Haltbarkeit minder wertig ist. Weniger bekannt ist aber, daß die Früchte oft fchon sehr frühzeitig vom Pilze befallen werden und daun nicht selten unter seiner Thätigkeit verkrüppeln und abfallen oder platzen und von den Nißstellen aus durch Hinzu tritt von gewissen Fäulnispilzen faulen. Wird auf letztere Weise namentlich in nassen Jahren die Zahl der Früchte oft beträchtlich verringert, fo wird weiterhin, und zwar stets auch das Gewicht der geernteten Früchte, unter dem Wirken des Pilzes herabgesetzt. Fleckige Früchte sind im Durchschnitt stets kleiner als gesunde. Der Schaden, welcher von den Ruß flecken anf den Blättern verursacht wird, wird von den Obstzüchtern häufig ganz außer acht gelassen. Das Blatt ist aber bekanntlich ein sehr wichtiges Ernährungsorgan des Baumes, in dem nicht bloß der für die Früchte nötige Zucker, sondern auch viele Materialien erzeugt werden, die zum Aufbau neuer Zweige und Triebe und zum Ausbau des Stammes und selbst der Wurzeln nötig sind. Eine Beschädigung der Blätter bedeutet daher eine Ernährungs- schüdigung nicht bloß der Früchte, sondern auch des ganzen Baumes. Es läßt sich in der That zeigen, daß stark mit Rußflecken besetzte Blätter wenig oder gar nichts sür den Baum leisten. Gleichsam, als ob der Baum das auch fühle, wirft er nicht feiten das nutzlose Glied vorzeitig ab. Bei starkem Austreten der Fusikladien kann es auf diese Weise schon im Monat August zu einer Entblätterung der Bäume kommen, womit daun nicht bloß die Ernährung des Baumes ganz gehemmt ist, sondern der Baum oft auch zu einem neuen Triebe veranlaßt wird, der des Baumes Kraft noch obendrein erschöpft. Wieder holter starker Fusikladienbefall macht die Bäume daher auf Jahre hinaus unfruchtbar. Der vom Grind verursachte Schaden ist zwar nicht so allgemein, wie die Blatt- und Fruchtbeschädigung, für einzelne Bäume oder Sorten aber oft "nicht weniger bedeutungsvoll. Grindige Triebe bleiben im Wachstum zurück und trocknen nicht selten, namentlich über Winter, ganz ein. Wenn letzteres in größerem Umfange geschieht, kommt die altbekannte Erscheinung der Spitzendürre zustande, von der man meist gar nicht vermutet, daß sie von Uusirllnännu verursacht ist. Sie giebt oft Veranlassung, Birnbäume zu entfernen, die bei Gesundheit noch Jahrzehnte überdauert haben könnten. Am schwersten haben aber der Banmschulbesitzer und