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— 108 — Pressen führt. Außer diesen Geräten ist dann noch eine Jiltriervorrichtung erforderlich. Die Verarbeitung der Früchte ist nun sehr einfach; dieselben werden zerquetscht oder ge mahlen, der Fruchtbrei in ein grob gewebtes Leintuch eingehüllt und der Saft ausgepreßt, oder besser hierzu die Beerenpresse benützt. Der gewonnene Saft wird in zuvor gut gereinigte Gefäße, die zugedeckt werden können, etwa in Steinguttöpfe eingefüllt. Auf 1 Liter Saft werden 60 bis 80 8" sein gemahlener Hut zucker zugegeben. Empfehlenswert ist die Zu gabe von 1 bis 2 8 Chloramonium für 10 Liter Saft berechnet, um fofort nach dem Pressen rasche Gärung zu bewirken. Die Gefäße sind zweckmäßig in der Küche unterznbringen und gut zuzudecken. Der Saft wird bei einer Temperatur von 18 bis 20° U. die Gärung in 8 bis 10 Tagen durchgemacht haben, was zu erkennen ist, sobald aus der Flüssigkeit keine Blasen mehr aufsteigen. Nach weiteren 2 bis 3 Tagen wird die Klärung eingetreten sein. Der Saft wird, um den Bodensatz nicht in Bewegung zu bringen, sehr vorsichtig abgegossen oder mittelst Saugheber ab genommen. Auf jeden Liter klaren vergorenen Saftes werden nun 500 bis 750 8 klarer ge riebener Hutzucker zugegeben. Der so gezuckerte Säst wird nun in geeigneten Kochtöpfen erwärmt, darf aber nicht über 2 bis 3 Minuten kochen. Der sich ausscheidende Schaum ist abzuschöpfeu. Die Flaschen, in welche der Saft eingesüllt werden soll, müssen gut gereinigt und ausgetrocknet sein. Der Saft ist noch warm, möglichst heiß einzufüllen, weshalb die Flaschen, um dem Springen vorzubeugen, augewärmt werden. Die sparsame Hausfrau verwendet gern alte ge brauchte Korke zum Verschlusse, doch dürfen in diesem Falle nur frische Korke zum Verschlusse verwendet werden. Die zuvor gebrühten Korke werden mit der Maschine fest eingesetzt, die über stehenden Teile abgeschnitten, die Schnittfläche und der Flaschenhals gut trocken gerieben und nun mit erwärmtem Paraffin oder Flascheulack verschlossen. Nicht selten wird empfohlen, dem reinen Safte 1 l<8 und darüber an Zucker zu zusetzen, vorzugsweise um die Flüssigkeit zu ver mehren, doch tritt dann das feine Fruchtaroma zurück, der Saft wird widerlich süß. Die gefüllten Flaschen sind an einem kühlen Orte aufzubewahren. Aus weichen Früchten, wie z.B. ans Erdbeeren und Himbeeren, wird der Saft auch in der Weise gewonnen, daß die ganzen Früchte in größere Töpfe so eingesüllt werden, daß der klare Zucker schichtenweise zwischen die selben eingestreut wird. Der sich auflösende Zucker zersetzt die Früchte und nimmt den Saft auf, welcher durch Filtration gewonnen wird. Die Fruchtrückstäude können noch als Marmelade ver wendet werden. Der Saft wird der Gärung überlassen, daun gekocht, oder man läßt die Früchte (Fruchtmaische) bei geringer Zuckergabe während 6 bis 8 Tagen gären, filtriert den Saft ab, oder preßt die Marsche, setzt den erforderlichen Zucker zu und kocht die Flüssigkeit. Durch Ein legen und durch die Sastbereitung können nicht unbedeutende Mengen von Beerenobst sür die Hauswirtschaft wertvoll, jederzeit zum Gebrauche bereit erhalten werden. (Fortsetzung folgt.) Wodurch können wir den Obstbauern gesichertere, bessere Absatz- Verhältnisse schaffen? Bericht über den Vortrag des Herrn Obstbauwanderlehrer Lesser-Kiel in der Versammlung der Obst- und Weinbau- Abteilung der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft in Mannheim. (Aus den Mitteilungen der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft Nr. 24 1902.) Herr Wanderlehrer Lesser-Kiel beantwortete diese Frage wie folgt: 1. Man pflanze nur da Obstbäume hin, wo von vornherein angenommen werden kann, daß die Bedingungen für das gute Gedeihen derselben gewährleistet sind. 2. Man nehme nicht nur Ernten von den Bäumen, sondern man gebe dementsprechend dm Bäumen auch was zu essen, nnd zwar solche Nahrung, die der Baum verdauen kann und einen hohen Prozentsatz marktfähigen Obstes sicher stellt. 3. Ist es dazu nötig, daß man den Bäumen auch genügend und rechtzeitig zu trinken giebt. 4. Man verwende die nötige Sorgfalt auf die Aberntung der Früchte und 5. man führe den Konsumenten die Früchte nur in sauberem Zustande, gleichmäßig sortiert und so sorgfältig verpackt zu, daß die Früchte möglichst unverletzt in die Hände derselben kommen. 6. Man lege beim Obstverkauf Wert darauf, daß die Preise nicht künstlich zu hoch geschraubt werden, sondern daß dieselben entsprechend der Marktlage, der Sorte und der Qualität fest gelegt werden. Unterziehen wir nun diese sechs Leitsätze einer eingehenden Beleuchtung, so brauchen wir uns nur zu fragen: „Haben unsere Obstbauer bisher alles gethan, um sich sicherere Ernten nnd sich bessere, sicherere Absatzverhältnisse zu verschaffen?" Leider müssen wir mit einem „Nein" darauf ant worten. Nur zu oft hat man Obstanlagen dort angelegt, wo sonst nichts Rechtes mehr wachsen wollte; die Obstarten und -Sorten wurden ebenso oft nicht dem Klima, der Lage und dem Boden,